Читать книгу Sammelband "Tatort Hunsrück" Teil 1 - Hannes Wildecker - Страница 31
Kapitel 25
ОглавлениеRainer Balthoffs Blick war starr auf die Aufmacherseite des Koblenzer Anzeigers gerichtet, den er zwischen seinen Fingern hielt. Die Buchstaben begannen urplötzlich vor seinen Augen zu tanzen. Was er dort las, trieb ihm das Klopfen seines Herzens bis ins Gehirn.
DER BASEBALL-MÖRDER SCHLÄGT ERNEUT ZU,
diese Schlagzeile fesselt seinen Blick.
Die Gedanken und Erinnerungen, die er lange vergraben glaubte, wühlten sich durch die Windungen seines Gehirns in den Vordergrund und formten sich zu nahezu greifbaren Bildern. Das Haus am Rande der Stadt, der amerikanische Soldat, die Frau. All das sah er vor sich, als sei es gestern gewesen. Und doch waren nahezu zwei Jahrzehnte vergangen.
Dieser Mord, über den in der Zeitung berichtet wurde wie auch über jenen vor wenigen Tagen, war genau an dem beschriebenen Haus geschehen. Das Haus, an dem er vor über fünfzehn Jahren … Er konnte den Gedanken nicht weiterführen. Die Morde … der Zusammenhang war offensichtlich. Das war kein Zufall.
Balthoff suchte den Text Buchstaben für Buchstaben nach dem Namen des Opfers durch, vergebens. Es werden keine Namen genannt, dachte er bei sich. Auch nach dem ersten Mord war es so. Den Zeitungen ist es nicht erlaubt, Namen zu nennen, aus welchen Gründen auch immer. Aber er wusste auch so, bei wem es sich um das zweite Opfer handelt, ebenso wie er von der Identität des ersten Ermordeten überzeugt war. Der erste war aus Hermeskeil und der zweite hat in Thalfang gewohnt, so stand es in der Zeitung.
Wir waren zu viert, dachte er. Ich wohne in Koblenz, der andere, verdammt, wie war noch sein Name … er lebt irgendwo in Luxemburg, erinnerte er sich. Was also ist die logische Folgerung? Balthoff war sich sicher. Dellmann und Kerner, sie müssen es sein, denen man so übel mitgespielt hat. Er überlegte weiter und ertappte sich dabei, dass er sich umsah. Das Bistro, in welchem er fast jeden Tag seinen Espresso zu sich nahm, lag in der Innenstadt, in der Nähe des Löhr-Zentrums. Er schüttelte unmerklich den Kopf. Hier wird man es nicht auf mich absehen. Hier bin ich sicher. Und überhaupt. Hat man es denn auch auf mich abgesehen?
Sofort verwarf er die Frage. Natürlich hat man es auch auf mich abgesehen. Man wird versuchen, auch mich umzubringen. Wie wird es geschehen? Mit einem Baseballschläger. In meiner Wohnung? Auf offener Straße?
Sein Körper straffte sich. Nein, mit ihm wird man so etwas nicht machen. Er würde wachsam sein. Er fragte sich, ob seine Lebensgefährtin den Artikel ebenfalls gelesen hatte und wenn, ob ihr überhaupt aufgefallen ist, dass er gemeint sein könnte. Irma wusste über seine Vergangenheit Bescheid. Er hatte sie nach seiner Haftentlassung kennengelernt und sie hatte nur das Gute in ihm gesehen, vielleicht auch sehen wollen. Er glaubte an sie. Sie war sein Halt. Und jetzt das.
Er fasste einen Entschluss. Du wirst mir nichts tun, dafür werde ich sorgen. Ich werde vorbereitet sein, dachte er. Ich werde zum Gegenangriff übergehen. Wer immer du bist, dein Vorhaben wird nach hinten losgehen, denn ich werde dich finden und ich bin sicher, dass du es mir leichtmachen willst. Meine Suche nach dir wird aus Warten bestehen. Aus Warten auf dich.
Ich werde den Spieß umdrehen.
Ich werde dir zuvorkommen.
Ich werde dich töten!