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Die Auflösung des Imperium Romanum

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Das Imperium Romanum beherrschte auf dem Höhepunkt seiner Macht im 1. und 2. nachchristlichen Jahrhundert ein Gebiet von der schottischen Grenze bis nach Ägypten. Da im gesamten Römischen Reich die gleichen Gesetze und die Pax Romana galten und der Urbanisierungsgrad mit 5% der Bevölkerung relativ hoch war, wurden Handel und Gewerbe begünstigt. Aus Alexandria und Karthago gelangten Schiffsladungen mit Getreide nach Italien. Auf dem Landwege über Antiochia oder dem Seewege durch das Rote Meer kamen Seide und Gewürze in den Mittelmeerraum. Als römische Bürger hatten Griechen, Syrer und Juden im 1. Jahrhundert gelernt, die Monsunwinde für einen direkten Handel mit dem westlichen Indien zu nutzen. Die Höhe der materiellen Kultur der großen Römerstädte mit ihren Aquädukten, Amphitheatern, Bädern, Tempeln und Bibliotheken ist allgemein bekannt.

Niedergang des Römischen Reiches

Das Römische Reich beruhte letztlich auf militärischer Kontrolle, Plünderung und Versklavung. Entscheidend für seine Existenz war die Fähigkeit, Steuern und Tribute einzutreiben. In zunehmendem Maße war die römische Militärmaschine auf Soldaten der „Barbaren“ angewiesen. Bald aber konnte die westliche Reichshälfte die Gelder für die germanischen Bundesgenossen nicht mehr eintreiben, da sich die großen Grundbesitzer der Steuerzahlung verweigerten. Der wirtschaftliche Schwerpunkt des Römischen Reiches lag schon seit dem 4. Jahrhundert in der östlichen Reichshälfte. Byzanz beherrschte den Karawanenhandel mit dem Osten und verfügte über die einträglichen Bergwerke Makedoniens.

Steuerdruck und Kriegsnöte ruinierten das gewerbliche Bürgertum in den Städten. Mit dem Verfall der kaiserlichen Macht im 5. Jahrhundert wurde es üblich, dass die großen Grundherren ihre Klienten und Sklaven eigenmächtig bewaffneten, um so ihre Güter zu beschützen, aber auch höchst eigennützige Ziele ohne Rücksicht auf den Staat zu verfolgen. Immer mehr Bauern wählten den Weg in die Unfreiheit, indem sie sich den großen Herren unterstellten. Daraus ging die mittelalterliche Hörigkeit hervor.

Im 5. Jahrhundert löste sich der westliche Teil des Römischen Reiches auf. Gallien, Spanien, Nordafrika und der größte Teil Italiens wurden eine Beute der Germanenstämme.

Zwar gelang dem oströmischen Kaiser Justinian (527–565) noch einmal für kurze Zeit die Rückeroberung von Italien, Spanien und Nordafrika, doch die arabische Expansion in Ägypten, Nordafrika, Spanien, Sizilien, Syrien und Palästina zwischen 640 und 800 setzte diesem Intermezzo ein Ende. Lediglich das byzantinische Ostreich konnte den zivilisatorischen Standard des einstigen römischen Weltreiches bewahren. Im Westteil löste sich die Zentralgewalt auf, und an ihre Stelle trat eine Vielzahl instabiler politischer Einheiten. In dieser Welt spielten Klöster und Herrensitze die Hauptrolle, die nur für ihren eigenen Bedarf Güter produzierten. Der Adel gewann seit dem 7. Jahrhundert im Merowingerreich gegenüber dem Königtum an Macht, und das Reich zerfiel mehr und mehr in Adelsherrschaften, die oft einen beträchtlichen Umfang erreichten.

Binnenverkehr und Geldwesen erlebten einen Niedergang. Viele alte Römerstädte verfielen. Besonders schwer von der Völkerwanderung betroffen waren die römischen Städte an Rhein und Donau, während die Städte in Gallien und im Mittelmeergebiet weniger unter Krieg und Eroberung litten. Überall aber setzten sich die seit dem 3. Jahrhundert erkennbare Schrumpfung der Städte und der Verfall ihrer Wirtschaft und Steuerkraft aus merowingischer Zeit (6. und 7. Jh.) fort. In den Gebieten zusammenhängender germanischer Siedlung kam es zu einem Verschwinden des römischen Städtewesens, in Gebieten mit vorwiegend romanischer Bevölkerung überlebten sie als Festungen oder Bischofssitze, verloren aber auch hier ihre Eigenschaft als Selbstverwaltungskörperschaften.

Europäische Wirtschaftsgeschichte

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