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Etappen des Aufstiegs

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Nachdem der europäische Handel durch die Ausbreitung des Islams im 7. Jahrhundert einen schweren Rückschlag erlitten hatte, begann er sich vom 8. und 9. Jahrhundert an wieder zu erholen. Eine besondere Rolle spielte hier zunächst das kleine Amalfi an der italienischen Adriaküste, das durch seine beengte Lage und seinen kargen Boden förmlich zu Seefahrt und Handel gezwungen war. Händler aus den italienischen Städten besuchten das reiche Byzanz und die Städte des Islams. Durch Lieferung von Holz, Weizen, Leinen, Salz und Sklaven beschafften sie sich ägyptische und syrische Goldmünzen, mit denen sie byzantinische Seidenwaren einkaufen konnten, die sie dann im Dreieckshandel im Westen absetzten. Kaufleute aus Venedig, Genua, Ragusa und Pisa errichteten seit dem späten Frühmittelalter Niederlassungen in den islamischen Küstenstädten am Mittelmeer sowie am Schwarzen Meer.

Etappen des venezianischen Aufstiegs

Venedigs Wohlstand beruhte anfänglich vor allem auf der Salzgewinnung in der Lagune. In Byzanz genoss die Stadt eine privilegierte Stellung, seitdem die anderen Städte an der italienischen Ostküste unter fränkische Herrschaft geraten waren. Das reiche Hinterland der Poebene und die Nähe der Alpenpässe zu Deutschland eröffneten Venedig beste Handelsperspektiven. Über die Donau und den Rhein bestand die Möglichkeit, sich den gesamten Warenverkehr des Westens zu erschließen.

Seit dem 12. Jahrhundert belebte sich der Handel zwischen dem Maghreb (Marokko, Tunesien, Algerien) und den italienischen Hafenplätzen. Die christlichen Kaufleute richteten befestigte Warenlager im nordafrikanischen Küstenbereich ein und hielten von hier aus Kontakt mit den Plätzen des Oasengürtels und den Transsahara-Linien. Auf diesem Wege erhielten sie Zugang zu dem afrikanischen Gold, das Genua, Florenz und Venedig den Übergang zur Prägung von Goldmünzen ermöglichte.

Seit dem 11. Jahrhundert entwickelte sich Venedig mehr und mehr zum Zentralort der europäischen Wirtschaft und hatte im 15. Jahrhundert den Status des kommerziellen Zentrums der damaligen Weltwirtschaft erreicht. Seine formale Zugehörigkeit zum oströmischen Reich und die vielfältigen Dienste (auch militärischer Art), die es der Hauptstadt des oströmischen Reiches leistete, eröffneten ihm den Zugang zum lukrativen byzantinischen Markt.

Byzanz war der Dreh- und Angelpunkt des Handels zwischen Europa und Asien – eine Weltstadt mit blühenden Märkten und Basaren. Es hatte den gesamten Handel durch die Ägäis und das Schwarze Meer einem Zehnten unterworfen, den die kaiserliche Verwaltung kassierte. In der Stadt gab es schon im Jahre 1180 eine italienische Kolonie mit 60.000 Menschen.

Bedeutung der Kreuzzüge

Entscheidend für den Aufstieg Venedigs wurden die Kreuzzüge. Die italienischen Städte, allen voran Venedig, besorgten auf ihren Frachtschiffen den Transport der Kreuzfahrer. Ein nicht geringer Teil des aufgeopferten Vermögens der europäischen Kreuzfahrer landete so in den Kassen dieser Städte. Waffen und Ausrüstungen, Transportmittel und Proviant mussten bereitgestellt werden. Dies belebte das Gewerbe und das Städtewesen.

Die Finanzierung der Kreuzzüge führte zu einer engen Kooperation von päpstlicher Kurie und oberitalienischen Bankiers. Der Kirche fielen durch die Kreuzzüge enorme Vermögenswerte zu: Da die Kreuzfahrer ihre Kosten selbst aufbringen mussten, verpfändeten sie häufig ihren Besitz an die Kirche oder beliehen ihre Immobilien. Starb der Kreuzfahrer unterwegs, wurde sein Vermögen der Kirche übertragen. Später übernahm die Kirche die Finanzierung der Kreuzzüge und schrieb päpstliche Kreuzzugssteuern aus. Diese wurden häufig bei Klöstern, Kirchen oder oberitalienischen Bankhäusern deponiert.

Die Kreuzzüge öffneten den italienischen Städten den Weg in den Nahen Osten. Die durch die Zurückdrängung der Mauren (spanische „Reconquista“) und die Kreuzzüge (Ende des 11. bis Ende des 13. Jh.s) hervorgerufene Schwächung der arabischen Besitzungen in Spanien und Nordafrika nutzten sie geschickt, um auf dem Verhandlungswege Konzessionen zu erhalten.

Als Ergebnis der Kreuzzüge entstanden Kreuzfahrerstaaten im Heiligen Land, die direkte Handelsbeziehungen mit den Arabern und mit Persien, Indien und China aufnahmen. Auf diesen Wegen gelangten die begehrten Güter des Orients wie Seide, Pfeffer und Spezereien nach Europa. Für die Unterstützung des Königreichs der Kreuzfahrer in Jerusalem und als Sicherheit für seine Investitionen erhielt Venedig entscheidende Vergünstigungen. So genossen die Venezianer im gesamten Königreich Zollfreiheit. Es galten venezianisches Maß und Gewicht.

Venedig gelang es, den 4. Kreuzzug (1199–1204) gegen das christliche (!) Byzanz zu lenken. Byzanz versprach die größten Eroberungen und damit die höchste Rendite für Venedigs Kredite und Investitionen. Die Plünderung der Stadt im Jahre 1204 bildete eine entscheidende Zäsur im Aufstieg Venedigs: Venedig sicherte sich 3/4 der Beute und den Großteil des byzantinischen Reiches. Die byzantinischen Luxusgüter wie Waffen, Seide, Emaillen, Elfenbeinschnitzereien sowie Baumwoll- und Leinentextilien gelangten nunmehr auf direktem Wege in den Handel der Venezianer. Anstelle von Byzanz beherrschte jetzt Venedig den Asienhandel. Es erhielt Zugang zum Schwarzen Meer und stellte damit den Kontakt zu den transasiatischen Handelswegen her.

Die Venezianer eroberten eine ganze Kette von Handelsstützpunkten, die von der thrakischen Küste über das griechische Festland, den Peloponnes, die Ionischen Inseln, Kreta und Zypern bis nach Palästina reichte. Doch letztlich profitierten alle italienischen Staaten von den Kreuzzügen und dem Zusammenbruch von Byzanz. Mit der Eroberung der Insel Zypern stand allen christlichen Kaufleuten, die mit der Levante Handel trieben, ein Stützpunkt zur Verfügung, der ihnen Schutz und Sicherheit bot.

Darüber hinaus profitierten die italienischen Städte von dem Mongoleneinfall nach 1240. Der riesige Herrschaftsbereich der Mongolen, der sich von Polen bis zum Ostchinesischen Meer und vom Himalaja bis nach Sibirien erstreckte, eröffnete dem Handel eine Landverbindung nach Indien und China. Die venezianischen Kaufleute Niccolo, Matteo und Marco Polo knüpften 1271 mit ihrer Reise über Bagdad und den Iran bis nach Peking die Verbindung mit dem Fernen Osten.

Venedigs Position in der Weltwirtschaft des Spätmittelalters war so dominant, dass es an Reichtum bei weitem Territorialstaaten wie Frankreich übertraf. Aus dem Fernhandel zog die Dogenstadt enorme Gewinne, die letztlich nur einer sehr kleinen Gruppe von Kaufleuten zufielen. Venedig spielte nicht nur die Pionierrolle im internationalen Fernhandel, der für den Aufstieg Europas von großer Bedeutung war, sondern es leistete auch einen erheblichen Beitrag für die intellektuelle und wissenschaftliche Entwicklung Europas. Seine Glasindustrie produzierte in großem Stil Brillen, eine wichtige Innovation, die die Lebensarbeitszeit von Wissenschaftlern und Gelehrten verlängerte. Außerdem war die Stadt führend auf dem Felde des Buchdrucks. In Venedig gab es Bibliotheken mit bedeutenden Manuskripten, und mit der Verbreitung griechischer Texte leistete die Stadt einen großen Beitrag zum geistigen Aufschwung der Renaissance. Einer der großen Gelehrten der Renaissance, Galileo Galilei, lehrte an der Universität von Padua, gelegen auf dem venezianischen Festland, der Terra ferma.

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