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Grundlagen der venezianischen Macht

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Venedig als Vormacht der Weltwirtschaft

Fünfhundert Jahre lang, von ca. 1000 bis ca. 1500, dominierte Venedig den europäischen Handel im Raum zwischen Flandern, Deutschland, Frankreich, dem Balkan und dem Mittelmeerraum. Von Venedig aus lief die Hauptachse des Welthandels über Brügge nach London. An das wirtschaftliche Kerngebiet Venedigs in Oberitalien schloss sich nördlich der Alpen eine ganze Kette von Handelsstädten mit Augsburg, Wien, Nürnberg, Regensburg, Ulm, Basel, Straßburg, Köln, Hamburg und sogar Lübeck an, deren Waren für Venedigs Handel von zentraler Bedeutung waren. Aus Deutschland gelangten Eisen und Kleineisenwaren sowie Barchente (ein Mischgewebe aus Leinen und Baumwolle), nach 1450 auch immer mehr Silber nach Venedig.

In den Hafenstädten am Nordufer des Schwarzen Meeres nahm Venedig die auf den Karawanenstraßen dorthin gelangten Produkte Chinas auf und vermittelte über Syrien oder Alexandria indische und andere asiatische Luxusprodukte nach Europa. Diese Handelsverbindungen ermöglichten auch den Technologietransfer aus Asien, Ägypten und Byzanz. Beispiele sind die Einführung des Seiden- und Baumwollgewerbes, der Glasbläserei und des Reisanbaus in Italien oder des Zuckerrohranbaus und der Zuckerverarbeitung in den venezianischen Kolonien Kreta und Zypern.

Die Venezianer verfolgten eine rigorose Monopolisierungsstrategie. So wurden z.B. die deutschen Kaufleute, deren Waren für Venedigs Handel von zentraler Bedeutung waren, vom einträglichen Fernhandel ausgeschlossen und befanden sich in einer ausgeprägten Abhängigkeit: unter der Kontrolle der von der Signoria, dem oligarchischen Regierungsrat der Stadt, eingesetzten Aufseher wurden sie seit 1228 im Fondaco dei Tedeschi, einer Art Kaufhof nahe der Rialtobrücke, konzentriert. Dort mussten sie ihre Waren deponieren, ihre Verkäufe abwickeln und den Erlös in venezianische Waren umsetzen.

Die Monopolierungsstrategie der Venezianer zeigte sich auch auf anderen Gebieten: so musste der gesamte Handelsverkehr mit der Terra ferma, dem Hinterland Venedigs, sowie der Export der venezianischen Levanteinseln und der Städte an der Adria über Venedig abgewickelt werden. Dies galt selbst dann, wenn die Ausfuhrwaren für England oder Sizilien bestimmt waren.

Die maritime Vorherrschaft der Venezianer, die Grundlage für ihr Handelsimperium, beruhte auf den hochmodernen Schiffbautechniken des Arsenals, der staatlichen Werft in Venedig, auf der Nutzung des Kompasses und anderer nautischer Innovationen, nicht zuletzt aber auch auf zahlreichen institutionellen Innovationen im Bereich des Bankwesens, der Buchführung und des internationalen Kreditwesens sowie einem gesunden staatlichen Finanzsystem.

Der dichte Handelsverkehr und eine kommerzialisierte Landwirtschaft bildeten die breite steuerliche Basis, auf der Venedig seine militärische Macht entfalten konnte. Dies geschah im Rahmen eines kapitalistischen Militärunternehmertums und Söldnerwesens, das eine weit größere Schlagkraft hatte als die Feudalheere.

Der Handel Venedigs litt unter der Eroberung Konstantinopels durch die Türken im Jahre 1453, da diese praktisch den Handel über das Schwarze Meer unterbanden. Venedig sank aber keineswegs zur Bedeutungslosigkeit herab, zumal die Türken nach der Besetzung von Syrien und Ägypten 1516/17 keineswegs diese traditionellen Pforten des Levantehandels absperrten, da sie selbst vom Transithandel profitierten.

4. Die Deutsche Hanse

Europäische Wirtschaftsgeschichte

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