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Faktoren des europäischen Aufstiegs und sein Ende in der „Krise des Spätmittelalters“

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Im 11.–13. Jahrhundert hatte Europa seinen frühmittelalterlichen Tiefpunkt überwunden. Eine stark anwachsende Bevölkerung hatte eine deutlich höhere materielle Stufe erreicht. Die Gründe dafür sind im Einzelnen nicht umstritten, können aber unterschiedlich gewichtet werden: Während Lynn White oder Georges Duby den Aufstieg Europas in erster Linie dem Fortschritt in der Landwirtschaft zuschreiben, heben andere Autoren die Fortschritte auf dem Handelssektor hervor.

In Wirklichkeit kommen viele Faktoren zusammen: die Verbesserung der Landwirtschaftstechniken, die Bevölkerungszunahme, der handwerkliche Aufschwung in den Städten, das Wiederaufleben des Handels usw. führten in Europa zur Entstehung eines Städtenetzes. Die Verbindungen von Stadt zu Stadt, die zahlreicher werdenden kaufmännischen Aktivitäten ließen allmählich eine europäische Marktwirtschaft entstehen. Die Notwendigkeit, die stark angewachsene Bevölkerung in den niederländischen und italienischen Städten mit Nahrungsmitteln aus anderen Teilen Europas zu versorgen, belebte zusätzlich den Handel und förderte die „internationale“ und regionale Arbeitsteilung.

Besonders wichtig für die „kommerzielle Revolution“ wurden die von den italienischen Städten schon sehr früh geschaffenen Verbindungen zu Byzanz und zum islamischen Bereich. Die italienischen Städte gewannen damit Anschluss an die florierende Geldwirtschaft des Orients und verbreiteten sie ihrerseits in Europa. Ende des 14. Jahrhunderts hatte sich eine erste Weltwirtschaft entwickelt, in der die Städte Brügge, London, Lissabon, Damaskus, Asow und Venedig eine besondere Rolle spielten.

die „Krise des Spätmittelalters“

Zunehmende Übervölkerung und Bewirtschaftung von Grenzböden in Verbindung mit einer Klimaverschlechterung brachten im 14. Jahrhundert einen Umschwung der wirtschaftlichen Verhältnisse: 1/3 der in ihrer Widerstandskraft geschwächten europäischen Bevölkerung fiel 1348–1350 dem Schwarzen Tod zum Opfer. Der durch die Pestzüge und Kriege verursachte Bevölkerungsrückgang führte zu einer Krise der Landwirtschaft und zur Aufgabe vieler kleinerer Siedlungen. Das Absinken der Bevölkerungszahl hatte zunächst einen Preisverfall bei den landwirtschaftlichen Produkten zur Folge, insbesondere beim Getreide. Als in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts die Bevölkerungszahl wieder zunahm, stiegen auch die landwirtschaftlichen Preise wieder. Dennoch blieben die Lebensverhältnisse der Bauern im Allgemeinen äußerst dürftig.

Europäische Wirtschaftsgeschichte

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