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2.1.5 Evolution als tragendes Element eines modernen Weltbildes

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Noch vor DOBZHANSKY, schon 1958, holt der englische Biologe, Philosoph und Schriftsteller JULIAN HUXLEY (1887–1975), Mitbegründer der Synthetischen Evolutionstheorie, Enkel von THOMAS HENRY HUXLEY (DARWINS „Bulldogge“), noch wesentlich weiter aus: Nach ihm kann und soll alles Geschehen nicht unter dem klassisch-spinozistischen Aspekt der Ewigkeit, sub specie aeternitatis, sondern geradezu im Gegenteil unter dem Aspekt der Evolution, sub specie evolutionis, also eher der Vergänglichkeit gesehen werden. Hören wir ihn selbst:

„Die Menschen begannen, die Evolution von Weltennebeln und Sternen, von Sprachen und Werkzeugen, von chemischen Elementen, von sozialen Organisationen zu untersuchen. Sie gingen am Ende dazu über, das ganze Universum sub specie evolutionis zu betrachten und aus dem Begriff der Entwicklung ein allumfassendes Konzept zu machen. Diese Verallgemeinerung von Darwins Grundidee – der Evolution auf natürlichem Wege – vermittelt uns eine neue Sicht vom Kosmos und von unserer menschlichen Bestimmung. […] Alles Bestehende kann in gewisser Hinsicht als Evolution bezeichnet werden. Die biologische Evolution ist nur ein Sektor oder eine Phase des allgemeinen Evolutionsprozesses.“5

Mit diesem Gedanken möchte JULIAN HUXLEY ein neues Weltbild begründen oder, soweit es dieses Weltbild schon gibt, zum Programm machen, den Evolutionären Humanismus. HUXLEYS Wunsch war es, die 1945 gegründete UNESCO, deren erster Generaldirektor er war, auf einen solchen evolutionär-humanistischen Rahmen zu verpflichten, was jedoch nicht gelang. Der Titel dieses Kapitels Im Lichte der Evolution ist also nicht nur eine Anspielung auf die Aufklärung, sondern auch auf JULIAN HUXLEY und seine richtungweisenden Überlegungen. Der Titel der Buchreihe Am Zügel der Evolution und der Titel des Buches Darwins langer Arm – Evolutionstheorie heute kämen für den vorliegenden Beitrag also ebenfalls in Frage.

Tatsächlich: Wenn sich heute trotz aller fachlichen Zersplitterung die Möglichkeit abzeichnet, die vielen Aspekte der materiellen Welt in einem großen Zusammenhang zu sehen, vielleicht sogar zu einem einheitlichen Weltbild zurückzufinden, dann ist dafür die Tatsache verantwortlich, dass sich bei allen realen Systemen sinnvoll nach ihrer Entstehung, ihrer Entwicklung und ihrem Ende fragen lässt. Das zentrale Element einer solchen Zusammenschau ist also die Idee der Evolution. Dieser Idee wollen wir nun weiter nachgehen.

Darwin heute

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