Читать книгу Warum scheißen die Vögel auf Buddhas Kopf? - Harry Mi Sho Teske - Страница 22
ОглавлениеFall 13: Tokusan trägt seine Schalen
Das Kōan
Eines Tages ging Meister Tokusan hinunter zum Speisesaal und trug seine Essschalen. Seppō traf ihn und fragte: „Wo gehst du mit deinen Schalen hin? Die Glocke hat nicht geläutet und die Trommel wurde nicht geschlagen.“ Tokusan drehte sich um und ging zurück in sein Zimmer. Seppō erwähnte dies gegenüber Gantō, der bemerkte: „Tokusan ist berühmt, aber er kennt das letzte Wort nicht.“ Tokusan hörte von dieser Bemerkung und sandte seinen Diener, um Gantō zu holen.
„Du erkennst mich nicht an?“ fragte er. Gantō flüsterte seine Meinung.
Tokusan sagte nichts zu dieser Zeit aber am nächsten Tag bestieg er das Rednerpult und siehe! Er war anders als gewöhnlich! Gantō ging nach vorne in die Halle, klatschte in seine Hände, lachte laut und sagte dann: „Gratulation! Unser alter Mann hat das letzte Wort erfasst! Von nun an kann ihn niemand in diesem ganzen Land mehr übertreffen!“
Mumons Kommentar:
Was das letzte Wort anbetrifft, so haben weder Gantō noch Tokusan jemals auch nur davon geträumt! Wenn du dir die Angelegenheit einmal anschaust, dann findest du, dass sie wie Puppen auf dem Regal sind.
Mumons Gedicht:
Wenn du das erste Wort erkennst,
begreifst du auch das letzte Wort.
Das erste und das letzte Wort,
sind nicht ein Wort.
Erklärung:
Tokusan Senkan (Te-shan Hsüan-chien), 781–867, war ein Schüler und Dharmanachfolger von Ryūtan Sōshin (Lung-t’an Ch’ung-hsin). Er selbst hatte neun Dharmanachfolger, von denen Gantō Zenkatsu und Seppō Gison die berühmtesten sind. Tokusan war zu dieser Zeit sehr viel älter als Seppō und man sagt, dass er den fünften Stand der Erleuchtung erlangt hat. Näheres zu den fünf Ständen der Erleuchtung wird in Kōan Nummer 100 des Hekigan Roku beschrieben. Ihm wird nachgesagt, er habe die Begebenheit mit Gantō abgesprochen, um Seppō eine Lehre zu erteilen. Nichtsdestotrotz ist dies ein Nanto-Kōan. Das heißt, es gehört zu den acht besonders schwer zu meisternden Fällen und bedarf besonderer Beachtung.
Seppō Gison (Hsüeh-feng I-ts’un), 822–908, war ein Schüler und Dharmanachfolger von Tokusan Senkan (Te-shan Hsüan-chien). Er soll sechsundfünfzig Dharmanachfolger gehabt haben, von denen Gensha Shibi und Ummon Bun’en die berühmtesten sind. Seppō war zweiundvierzig Jahre jünger als Tokusan und in diesem Kōan sicher nicht auf der Höhe seiner Erleuchtung. Er fordert Tokusan zu einem Dharmagefecht heraus, das er keinesfalls gewinnen kann und sieht neben dem alten Meister auch recht blass aus.
Tokusan drehte sich um und ging zurück in sein Zimmer Diese Handlung Tokusans zeugt von seiner absoluten Abgeklärtheit den Dingen dieser Welt gegenüber, denn statt sich aufzuregen und dem jüngeren Seppō einmal kräftig die Meinung zu sagen, dreht er sich nur mit sein Schalen um und geht zurück in sein Zimmer.
Gantō Zenkatsu (Yen-t’ou Ch’üan-huo), 828–887, war ein Schüler oder Dharmanachfolger von Tokusan Senkan (Te-shan Hsüan-chien). Gantō war nur sechs Jahre älter als Seppō, aber diesem in seiner Erleuchtung weit überlegen. Er kam später bei einem Angriff von Plünderern ums Leben und stieß mit seinem letzten Atemzug einen Todesschrei aus, der als der „Schrei Gantōs“ berühmt wurde, in späteren Zeiten aber noch für viel Verwirrung in der Zen-Welt sorgte.
er kennt das letzte Wort nicht Das letzte Wort oder besser gesagt, das letzte Zen-Wort ist kein spezielles Wort, das den letzten Sinn des Zen-Buddhismus ausdrücken würde, sondern theoretisch kann es jedes Wort sein, das mit der notwendigen Inbrunst und Konzentration ausgesprochen wird. Nur ein Wort im Sprach-Samādhi, der Konzentration nur auf das Sprechen, kann das letzte Zen-Wort sein.
Gantō flüsterte seine Meinung Gantō flüsterte ihm seine Meinung ins Ohr. Es ist nicht überliefert, was er bei dieser Gelegenheit gesagt hat, aber es ist anzunehmen, dass sich seine Bemerkung auf Seppō bezog, der in diesem Dharmagefecht die weitaus schlechteren Karten hatte.
Er war anders als gewöhnlich! Tokusan verhielt sich anders, als man es von ihm gewohnt war, und das hatte seinen guten Grund. Um dem jüngeren Seppō eine Lehre zu erteilen, ließ er keine Gelegenheit ungenutzt verstreichen.