Читать книгу "Nicht ohne den Mut zum Wagnis ..." - Hartmut Spring - Страница 30
Gliederung
ОглавлениеIm Unterschied zu den bisherigen kirchenpolitischen Veröffentlichungen gliedert sich diese Arbeit nicht analog zu den politischen oder kirchenpolitischen Zäsuren jener Zeit, sondern orientiert sich an den Gegebenheiten der Jugendseelsorge des Kommissariates Magdeburg, die sich, wie zu sehen sein wird, markant an dem Wirken des jeweiligen diözesanen Jugendseelsorgers festmachen lassen. Es wird aufzuzeigen sein, dass sich die substanziellen Impulse für die Jugendseelsorge auch weniger aus den politischen Ereignissen ergaben, als vielmehr im Zusammenhang mit der Person des Seelsorgers standen. Einschneidende politische Ereignisse wie die Gründung der DDR 1949 oder der 17. Juni 1953 hatten demgegenüber weniger direkte Konsequenzen für die Jugendseelsorge. Viel wichtiger war für diese die Persönlichkeit des jeweiligen Jugendseelsorgers und wie er auf die betreffenden Ereignisse reagierte. Einzig im Sommer 1961 decken sich die Zäsuren der politischen und der jugendseelsorglichen Veränderung, doch ohne jeden kausalen Zusammenhang. Ähnliches gilt auch für den Exkurs über die Jugendweihe. Dort lässt sich aufzeigen, dass nicht die Einführung der Jugendweihe das entscheidende Problem für die Jugendlichen darstellte. Gravierender war, wie die Verantwortlichen in der Jugendseelsorge, Bischöfe wie Priester, in der Lage waren, diesem Konflikt mit seelsorglichem Einfühlungsvermögen zu begegnen.
Deshalb gliedert sich die Arbeit entsprechend der Wirkungszeiten der diözesanen Jugendseelsorger im Kommissariat Magdeburg. Die erste Phase, die Zeit ohne eigentlichen Jugendseelsorger, betrifft den Zeitraum der sowjetischen Besatzung von 1945 - 1949. Dieser folgt die Zeitspanne der sich etablierenden Jugendseelsorge mit der Ernennung von J. Brinkmann im Mai 1950 bis zu seiner Ablösung als Jugendseelsorger 1959. Der dritte Abschnitt beschreibt den Versuch der Entwicklung einer relativ eigenständigen Jugendseelsorge in der DDR mit dem Beginn der Arbeit von C. Herold im Juli 1961. Dass mit dem Ende des Wirkens von C. Herold als Jugendseelsorger 1968 der zu betrachtende Zeitraum dieser Arbeit abgeschlossen ist, hat vor allem arbeitsökonomische Gründe. Doch auch die inhaltliche Ausrichtung der Jugendseelsorge scheint in dieser Zeit zu einem Neuansatz gekommen zu sein. Die Arbeit versucht weiterhin anzudeuten, dass mit der neuen Generation der Jugendseelsorger DDR Ende der sechziger Jahre zugleich eine Entwicklung zum Abschluss kam: Die sich zaghaft nach dem Krieg entwickelnde Öffnung der Jugendseelsorge in die nunmehr sozialistische Gesellschaft kam zu einem abrupten Ende. Nur vereinzelt können aus dem folgenden, durch die Arbeit nicht mehr näher erfassten Zeitraum Beispiele aufgegriffen werden, die aufzeigen, dass spätere Ansätze der Jugendseelsorge, nicht nur im Kommissariat Magdeburg, wieder verstärkt innerkirchlich ausgerichtet waren. Die konsequente politische Abstinenz der katholischen Bischöfe in der DDR schränkte derartige Aktivitäten aus dem Bereich der Jugendseelsorge ein. Sie lenkte deren Blick auf den eher katechetischspirituellen Bereich. Aus diesen Überlegungen ergeben sich die drei Phasen der historischen Darstellung:
Der Aufbau der Jugendseelsorge nach dem Krieg 1945 - 1950
Die Nachkriegszeit in der Jugendseelsorge umfasst den Zeitraum vom Kriegsende bis zum Beginn der Arbeit des ersten hauptamtlichen Jugendseelsorgers des Kommissariates Magdeburg im Mai 1950. Diese Phase ist dadurch gekennzeichnet, dass die Jugendlichen gesammelt und in die entstehenden Gemeinden oder besser die dortigen Jugendgruppen integriert wurden und sich eine neue Identität herausbildete: Jugendseelsorge dieser Zeit lebte in der Spannung zwischen der entwurzelten Jugend aus den Ostgebieten und der „einheimischen“ Diasporajugend bei gleichzeitigem Bemühen um die lokale „Beheimatung“ der Vertriebenen. Zugleich begann in diesem Zeitraum, erzwungenermaßen, die Loslösung des Bereiches Paderborn-Ost vom Erzbistum und seine Verselbständigung zum Kommissariat Magdeburg. Zaghaft bildeten sich die ersten Elemente einer Infrastruktur, die Abteilung Jugendseelsorge im Seelsorgeamt Magdeburg entstand. Überdies begann die Auseinandersetzung mit der sozialistisch werdenden Gesellschaft.
Die Jugendseelsorge etabliert sich unter J. Brinkmann von 1950 bis 1959
Mit dem Beginn des Wirkens von J. Brinkmann sind die ersten, noch unkoordinierten jugendseelsorglichen Suchbewegungen nach dem Krieg zu einem Abschluss gekommen. Das Jugendamt wurde mit dem Amtsantritt des Jugendseelsorgers voll funktionsfähig und als pastorales Team, bestehend aus einem Jugendseelsorger und den zwei hauptamtlichen Jugendhelfern, in den Gemeinden des Kommissariates wirksam. Dieses Team versuchte vor allem, den Jugendlichen flächendeckend religiöse Inhalte zu vermitteln. Der katechetische Bildungsauftrag stand im Vordergrund. Mit der Errichtung eines eigenen Jugendhauses in Roßbach bekam die katholische Jugend des Kommissariates in diesem Zeitabschnitt ein räumliches und soziales Zentrum. Die Auseinandersetzungen mit dem Staat im Vorfeld des 17. 06. 1953 und das Ringen um eine Antwort auf die atheistische Jugendweihe banden viele Energien, die für das Entwickeln neuer pastoraler Ansätze fehlen sollten.
Neue Ansätze in der Jugendseelsorge unter C. Herold von 1961 bis 1968
Mit der Ernennung von C. Herold zum Diözesanjugendseelsorger von Magdeburg im Juli 1961 erfolgte der verzögerte Wechsel zu einer neuen Phase in der Jugendseelsorge fast zeitgleich mit dem politisch einschneidenden Bau des „antiimperialistischen Schutzwalls“. Erste innere Schwierigkeiten ergaben sich bereits aus der Verteilung der Aufgaben auf die beiden Jugendseelsorger D. Lehnert und C. Herold. Mit diesem personalen Übergangskonstrukt gab es neben dem diözesanen Jugendseelsorger einen Rektor für das Exerzitienwerk der Jugend. Viel bedeutsamer aber war, dass die Jugendseelsorge im nunmehr eingegrenzten deutschen „Osten“ versuchte, inspiriert durch die weiterhin bestehenden Einflüsse aus dem westlichen Teil Deutschlands, neue Konzepte zu entwickeln, nicht ohne damit auf Widerstand bei den kirchlichen Oberhirten zu stoßen. Verstanden es Letztere doch als ihre Aufgabe, das Bestehende zu bewahren und die Auseinandersetzungen mit dem sozialistischen Staat zu minimieren.