Читать книгу "Nicht ohne den Mut zum Wagnis ..." - Hartmut Spring - Страница 42

4.2.1 – in den Jugendausschüssen

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Die Notwendigkeit erkennend, auch die von der nationalsozialistischen Ideologie „verdorbene“ Jugend am Aufbau der neuen Gesellschaft zu beteiligen, gestattete die SMAD in Berlin die Bildung eines Hauptjugendausschusses bei der Abteilung Volksbildung, der sich mit der „Umerziehungsarbeit“ an der Jugend befasste. Die Jugend Deutschlands sollte sich kritisch mit ihrer eigenen Geschichte auseinandersetzen und im Geist der „Völkerfreundschaft“ erzogen werden.162 Diese Jugendausschüsse waren eine Art Vorläufer der FDJ. Im September 1945 wurde auch in der Provinz Sachsen mit dem Aufbau von Jugendausschüssen begonnen, deren Aufgabe es war, die Voraussetzungen für eine neue Einheitsorganisation der deutschen Jugend zu schaffen. Dabei versuchte man, die Kirchen wie alle anderen politisch bedeutsamen Kräfte zur direkten Mitarbeit zu bewegen. Bereits in seiner ersten Reaktion vom 24. Oktober 1945 stellte W. Weskamm klar, dass die katholische Kirche nur eine indirekte Mitarbeit der katholischen Jugendlichen über die entsprechenden Parteien befürworte.163 W. Weskamm erhoffte sich dadurch, die offenstehenden Möglichkeiten auszuschöpfen und versuchte einen Mittelweg zwischen politischer Abstinenz und der befürchteten Vereinnahmung der Jugendlichen als gewählte Mitglieder in den Ausschüssen. Da aber die Mitglieder der Jugendausschüsse „auf keinen Fall unter dem Gesichtspunkt der Parität der Blockparteien zu bilden“ waren,164 sondern hauptsächlich aus den Aktivsten unter den antifaschistischen Jungen und Mädchen rekrutiert wurden, war dieser Gedanke von Anfang an nicht umsetzbar.

Als entsandter Vertreter der katholischen Kirche im Jugendausschuss für die Provinz Sachsen mit Sitz und Stimme fungierte H. Aufderbeck. Er verhielt sich sehr reserviert und lehnte eine engere Zusammenarbeit mit den staatlichen Vertretern ab, wohl wissend, dass die Jugendausschüsse und die von ihnen vorbereitete Einheitsjugendorganisation keine Alternative zur kirchlichen Jugendseelsorge sein konnten. Von seinem alten Misstrauen gegenüber kommunistischen Jugendorganisationen geprägt,165 verhinderte H. Aufderbeck mit seiner reservierten Einstellung den Versuch einer kommunistischen Vereinnahmung der Verantwortlichen für die katholische Jugend im Kommissariat. Die Realität ignorierend gab der damalige Landtagsabgeordnete W. Ulbricht auf der Zentralen Arbeitstagung der Jugendausschüsse noch euphorisch und realitätsverzerrend zu Protokoll, die katholische Kirche in Sachsen Anhalt zur Mitarbeit in den Jugendausschüssen gewonnen zu haben.166 Als sie ihr Arbeitsziel, die Gründung der FDJ, erreicht hatten, verloren die Jugendausschüsse in der SBZ ihre Bedeutung.



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