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26. Juni – noch zehn Tage bis zur Hochzeit

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Ich stand sehr früh auf und brachte Paulina in den Kindergarten. Anschließend rief ich in der Firma an und gab Bescheid, dass ich im Homeoffice arbeiten würde. Ben verschwand pünktlich um acht Uhr – der Donnerstag war immer sein ­besonders stressiger Tag in der ­Praxis.

Um zehn Uhr klingelte es an der Haustür – ich ­telefonierte gerade mit einer Kollegin. Mit dem Telefon zwischen Schulter und Ohr und einem Notizblock in der Hand öffnete ich die Tür und schrak zurück: Es waren die Schamanin und ihre Assistentin. Die beiden waren schwer bepackt und unten im Treppenhaus standen noch mehrere Kartons, wie ich mit einem flüchtigen Blick feststellte.

»Guten Morgen, Andrea, hier sind wir!« Hildegard-­Magaskawee lächelte mich freundlich an. »Ach, du arbeitest? Lass dich nicht stören, Pamuy und ich übernehmen das mit eurer Wohnung. Du wirst sehen, heute Abend wird auch der letzte Rest schlechter Schwingungen aus euren vier Wänden verschwunden sein! Ihr werdet ganz andere Energieflüsse spüren, versprochen!« Ich winkte den beiden zu und ging ­zurück ins Arbeitszimmer.

In den nächsten zwei Stunden übte ich mich in Gelassenheit – und das ist nun wirklich nicht meine Stärke. Ich hörte die beiden reden, lachen, Möbel rücken, poltern und rumräumen. Ich zwang mich dazu, in meinem Arbeitszimmer zu bleiben und das alles unkommentiert zu ertragen.

Nach zwei Stunden und einem lauten Knall konnte ich aber nicht mehr anders. Ich öffnete die Tür vom Arbeitszimmer und ging über den Flur in Richtung Wohnzimmer. Tür auf … und ich stand mitten in einem kitschigen Filmset aus 1001 Nacht! Die Wände waren mit farbigen Tüchern in Erdtönen behängt, kleine Messingvasen, die aussahen wie Aladins Wunderlampe, »verschönerten« unseren edlen, weißen Wohnzimmertisch. Auf dem Designersofa lagen gefühlt hundert Kissen aus dicken Brokatstoffen, die mit goldenen Troddeln und Glitzerapplikationen verziert waren. In einer Ecke stand ein vollkommen überdimensionierter Zimmerspringbrunnen in Form eines dicken Buddhas, an dessen Körper Wasser ähnlich wie Schweißbäche herunterlief. Außerdem stand kein Möbelstück mehr an dem Ort, an den ich es mal gestellt hatte. Und überall qualmten Räucherstäbchen vor sich hin! Igitt!

Mittendrin in dieser orientalischen Pracht: die zwei durchgeknalltesten Interieur-Designerinnen des Universums! ­Sichtlich verschwitzt lächelte Hilde-Maga mich an: »Wunderschön, gell? Hier werdet ihr euch von nun an noch viel wohler ­fühlen!«

Gerade, als ich explodieren wollte, kam Ger-Pam aus dem Schlafzimmer. »Ach, Andrea, schön, dass du nun Zeit hast – ich bin gerade mit dem Schlafzimmer fertig geworden!« Sie griff meine Hand und zog mich hinter sich her – in unser Allerheiligstes. Ich trat über die Schwelle und stand … mitten in einem indischen Albtraum aus Sternenlandschaften, Kitsch und Knallfarben.

»Chic, nicht wahr?«, hörte ich Hildegard-Magaskawee-­Schwanenmädchen neben mir säuseln. »Euer Bett stand ­mitten auf einer Wasserader, wie Pamuy mit ihrer Wünschelrute herausgefunden hat. Glücklicherweise haben wir das heute behoben, sonst wärt ihr womöglich noch krank ­geworden!«


Vorsicht Schwiegermutter!

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