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Ihr müsst ja nich gleich heiraten. Datt Sabrina hat schon viele Kerls gehabt, muss nich denken, datt ett mit dir watt besseret gibt.

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Prompt schaltete sich Hedwig ein und sagte, die Kippe diesmal im linken Mundwinkel: »Ihr müsst ja nich gleich heiraten. Datt Sabrina hat schon viele Kerls gehabt, muss nich denken, datt ett mit dir watt besseret gibt.« Sabrina war genervt, die Litanei wohl kennend, ich neugierig auf das, was wohl als Nächstes kommen würde.

»Der Egon und ich, wie wir jung warn, da hamm wa viel zu früh Ja gesacht. Watt hätten wir noch erleben können, vor allem ich. Auf mich war datt halbe Viertel scharf und ich Idiot sach Ja zum Egon, watt Egon?«

»Ja, ja«, sacht Egon, »datt iss schon scheiße mit Schalke. Verliern die zu Hause gegen Kaiserslautern, da kannse gar nich so viel saufen, wie de kotzen wills!«

»Siehsse, so tut der mir zuhörn, wa? Gar nich tut der mir noch zuhörn. Der Egon war im Schacht und hat genuch ­gehört, aber auf mich warn se alle scharf, wie bei datt Sabrina, wa!«

Die Herzlichkeit, mit der Hedwig die müde lächelnde Sabrina tätschelte, beeindruckte mich und ich zögerte nicht, mich nach diesem Besuch ein drittes Mal in das Abenteuer einer Ehe hineinzustürzen.

Zweifelsohne war Sabrina in zwei Welten zu Hause und ich hätte mich schlecht gefühlt, ihr die bessere, in der ich nach eigener Einschätzung die Hauptrolle spielte, wieder zu verschließen. Die Trauung war eine schlichte standesamt­liche Angelegenheit, aber doch so feierlich, dass Hedwig erst hinterher wieder rauchte. Überhaupt zeigte sich diese während der Feierlichkeiten für ihre Verhältnisse zurückhaltend, was möglicherweise auch daran lag, dass wir nach der Zere­monie nur kurz aßen und dann direkt wieder nach Hause gingen. Wären wir zu Hause geblieben, wer weiß, ich wäre vielleicht noch heute mit Sabrina verheiratet. Wir blieben aber nicht lange zu Hause, sondern fuhren zusammen in die Flitterwochen. Wir, das waren Sabrina, ich und Hedwig. Egon war nicht mitgekommen, denn einer musste ja zu Hause nach dem Rechten sehen. Außerdem, das sagte er nicht offiziell, hatte Schalke während unserer Reise zwei Heimspiele und ein Auswärtsspiel in Dortmund – wer da fehlte, hatte ein Problem. Vielleicht wäre Egon trotz allem sogar ­mitgekommen, wenn Hedwig ihn gefragt hätte. Aber das hatte sie nicht, ­genauso wenig wie sie uns gefragt hatte, ob wir uns über ihre Gesellschaft in unseren Flitterwochen freuen würden.

Eigentlich wollten wir ja in die Bretagne reisen, aber als Hedwig das hörte, buchte sie kurzerhand um.

»Die Bretannje iss nur wat für Schwachmaten«, meinte sie, ohne sich weitere Gedanken über kulturgeografische Hintergründe zu machen. »Fahrt nach Malle, da wisster, watter habt!«

»Malle« erwies sich dann auch als echter Volltreffer. Wir wohnten in einem Drei-Sterne-Hotel direkt am Strand, an dem ich allmorgendlich die Ehre hatte, unsere drei Badetücher zu positionieren. Wir hatten feste Plätze. Sabrina lag rechts, ich links und in der Mitte Hedwig. Den Sonnenschirm steckten wir immer so in den Sand, dass Hedwigs Gesicht im Kernschatten blieb. Das war auch besser so, denn der viele Sangria wäre Hedwig in der prallen Sonne womöglich nicht bekommen.

»Auf Malle«, rief sie immer, wenn sie mit uns anstieß, »und darauf, datt ihr inn eure Ehe immer Bock zum Vögeln habt!«

Tja, was nutzt der größte Bock, wenn immer Hedwig in der Mitte liegt?


Vorsicht Schwiegermutter!

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