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CHRISTKIND ODER WEIHNACHTSMANN?
GESTATTEN: DIE GABENBRINGER-ALLSTARS

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An Weihnachten feiern Christen in aller Welt die Geburt Jesu. So viel ist klar. Doch wie gefeiert und wann von wem die Gaben geliefert werden, ist deutlich komplizierter. Beispiel gefällig? Okay: Wir warten zwar auf das Christkind, singen aber Morgen kommt der Weihnachtsmann. Wer bringt denn nun die Geschenke?

Die Antwort ist ganz einfach: ein ganzes Team! Ist doch auch logisch — ein einziger Gabenbringer würde es ja selbst in Überschallgeschwindigkeit nicht schaffen, jeden Haushalt in nur einer Nacht zu besuchen. Deshalb wird die Arbeit auf mehrere Fachzusteller aufgeteilt. Und die sind über einen ganzen Monat hinweg unterwegs.

Die Ersten, die sich freuen dürfen, sind die niederländischen Kinder, die schon am 5. Dezember beschenkt werden — und zwar von Sinterklaas, also dem Nikolaus. Im Gegensatz zu vielen anderen Senioren verbringt Sinterklaas nicht den Winter, sondern den Sommer in Spanien. Im November macht er sich dann per Schiff auf den Weg nach Amsterdam. Auf seinem Schimmel reitet er mit Bischofsmütze und gekrümmtem Stab von Dach zu Dach, die Auslieferung der Geschenke erfolgt durch den Kamin.

Sein Begleiter, der Zwarte Piet (Schwarzer Peter), assistiert ihm beim Geschenkeverteilen und übernimmt dabei ähnliche Aufgaben wie Knecht Ruprecht in Deutschland. In den letzten Jahren gab es heftige Diskussionen um diese Figur. Während der Zwarte Piet für die eine Seite an die Kolonialzeit erinnert, weist die andere Seite Rassismus-Vorwürfe zurück und argumentiert mit der guten, alten Tradition.

Weihnachten feiert man in den Niederlanden ganz gemütlich im Familienkreis und genießt das Festessen — allerdings ohne weitere Bescherung.

In einigen Gegenden Italiens wird am 13. Dezember beschert. Gabenbringerin ist — wie sollte es an diesem Datum anders sein — die Heilige Lucia, die vor allem in Schweden eine große Rolle spielt. Dort allerdings nicht als Geschenkelieferantin, sondern als Lichtgestalt. Wen wundert’s, in einem Land, in dem es im Winter kaum hell wird? Passenderweise geht der Name Lucia auf das lateinische »lux« (Licht) zurück. Zudem war der 13. Dezember bis zur Einführung des gregorianischen Kalenders der Tag der Wintersonnenwende.

Unter anderem in Deutschland werden die Geschenke an Heiligabend unter den Baum gelegt — also am 24. Dezember. Gabenbringer ist, je nach Region, entweder der Weihnachtsmann oder das Christkind.

Wie es dazu kam, dass sich die beiden die Aufgabe teilen? Nun, nach der Reformation fand Luther den katholischen Heiligen Nikolaus nicht mehr so passend und er proklamierte stattdessen den »Heiligen Christ«, aus dem mit der Zeit das Christkind wurde. Ein Gabenbringer, von dem die meisten Menschen ja eine eher diffuse Vorstellung haben: irgendwas zwischen mädchenhafter Engelsgestalt und holdem Knaben mit lockigem Haar, insgesamt aber eher geschlechtslos. Fragen Sie hier bitte nicht nach Logik! Auch nicht, was die lokale Verteilung der Zuständigkeiten betrifft. Während das Christkind ursprünglich nur die evangelischen Teile des Landes belieferte, übernahm es nach der Verwandlung des Heiligen Nikolaus in den weltlichen Weihnachtsmann auch dessen ursprüngliches, katholisch geprägtes Gebiet.

Ebenfalls am 24. Dezember liefert der Jultomte die Geschenke aus — so heißt der Weihnachtsmann in Schweden, der allerdings eher wie ein Wichtel mit weißem Bart aussieht.

In vielen anderen Ländern ist erst am 25. Dezember Bescherung — etwa in Norditalien, wo die auch bei uns bekannten Gabenbringer unterwegs sind, allerdings unter den Namen Bambino Gesù und Babbo Natale.

Eindeutigere Weihnachtsmann-Traditionen gibt es in England, wo Father Christmas durch den Schornstein kriecht und die Geschenke entweder unter dem Weihnachtsbaum platziert oder in Socken steckt, und den USA, dem Hoheitsgebiet von Santa Claus, der seinen Namen übrigens niederländischen Einwanderern verdankt (von Sinterklaas). Ausgepackt werden die Geschenke am Morgen des 25. Dezember. Das gilt übrigens auch für Frankreich, wo Père Noël zuständig ist.

Ähnlich ausgestattet wie der Weihnachtsmann, allerdings ganz in Blau und Weiß gekleidet, ist Väterchen Frost. Gemeinsam mit seiner Enkelin Schneeflöckchen reist er in einem Pferdeschlitten vom Nordpol aus an, um in der Silvesternacht die Geschenke für die russischen Kinder zu bringen. Auspacken dürfen sie die Päckchen dann am Neujahrsmorgen, also am 1. Januar.

Die Kinder in Spanien und in Teilen Italiens müssen noch länger warten, genauer gesagt bis zum 6. Januar. In Rom ist die Hexe Befana für die Geschenkverteilung zuständig. Sie reitet auf ihrem Besen von Dach zu Dach und schlüpft wie ihr Kollege Santa Claus durch den Kamin.

In Spanien sind — dem Datum entsprechend — die Heiligen Drei Könige als Gabenbringer unterwegs. Eigentlich logisch, denn die brachten seinerzeit auch dem Jesuskind die ersten Präsente. Allerdings ist kaum anzunehmen, dass Gold, Weihrauch und Myrrhe heutzutage noch häufig verschenkt werden.

Sie denken, das war es? Nein. Es gibt noch die Jólasveinar, die isländischen Weihnachtstrolle. Vom 12. Dezember an kommen diese wilden Gesellen aus den Bergen, jeden Tag einer mehr, bis dann an Heiligabend alle da sind. Braven Kindern legen sie Geschenke in die aufgestellten Schuhe, wer dagegen unartig war, bekommt nur eine Kartoffel. Vom 25. Dezember an verschwinden die Weihnachtstrolle nacheinander in derselben Reihenfolge, in der sie gekommen sind, bis dann am 6. Januar der ganze Spuk wieder vorbei ist. Ursprünglich gaben sich die Trolle damit zufrieden, die Menschen zu ärgern und manchmal sogar zu bestehlen. Doch auch die Jólasveinar gehen mit der Zeit und so tragen sie heute das schicke Coca-Cola-Rot und liefern nur noch Geschenke, was ihr Image deutlich verbessert hat.

Weihnachten wird zwar überall anders gefeiert, doch auch wenn es bei den Gabenbringern große Unterschiede gibt, sind die Freude der Kinder und das Leuchten in ihren Augen, wenn sie ein schönes Geschenk auspacken, auf der ganzen Welt gleich.

Oh Schreck, du fröhliche!

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