Читать книгу Sportsozialarbeit - Heiko Löwenstein - Страница 22

2.3.2 Außerunterrichtlicher Schulsport und dessen Relevanz für die Sportsozialarbeit

Оглавление

Neben dem obligatorischen Schulsport wird dem außerunterrichtlichen Schulsport und weiteren Bewegungs- und Sportangeboten in der Schule eine hohe Bedeutung beigemessen. Hier können die pädagogischen Möglichkeiten des Sportunterrichts erweitert, Schulprofile geschärft und ergänzende Bewegungsmöglichkeiten geschaffen werden. Dabei sollen Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit haben, Sport nach eigenen Neigungen und Interessen, auf freiwilliger Basis und ohne Notendruck auszuüben. Dies geschieht in non-formalen und informellen Lernmodalitäten alters-, klassen- sowie geschlechtergemischt (Balz, 2010, S. 378f). Außerunterrichtliche Sportangebote können eine positive Motivationsgrundlage für den Zugang zu Bewegung schaffen. Dort kommt es zu Interaktion und Kommunikation zwischen pädagogischen Fachkräften der Schule, den Kindern und Jugendlichen und außerschulischen Personen, wodurch Schulsport als verbindendes Element einen positiven Einfluss auf das gesamte Schulklima haben kann (Hundeloh et al., 2014, S. 262). Die Potenziale des außerunterrichtlichen Schulsports sind bei weitem nicht ausgeschöpft. Pädagogische Leitideen und fachdidaktische Theoriebildung wurden bisher v. a. für den Sportunterricht formuliert. Auch Wirkungen zu außerschulischen Sportangeboten wurden noch nicht umfassend evaluiert und können nach Balz (2010, S. 381ff) nur ansatzweise betrachtet und vermutet werden. Eine erste Zusammenstellung zu Wirkungen von Schulsportunterricht wurde im Dritten Deutschen Kinder- und Jugendsportbericht vorgenommen (Heim & Sohnsmeyer, 2015, S. 133ff).

Zum Zeitpunkt der Durchführung der SPRINT-Studie wurde die Vernetzung zwischen Schulen und Partnerorganisationen als ausbaufähig erachtet (DSB & DSJ, 2006, S. 277f). Seitdem kam es mit dem Ausbau von Ganztagsschulen zu einer Erweiterung der Angebotspalette außerunterrichtlicher Sportangebote, v. a. durch außerschulische Partner. Diese Entwicklung ist insofern eine logische Konsequenz, da zum Selbstverständnis von Ganztagsschulen die Öffnung von Schule in den Sozialraum sowie die Kooperation und Vernetzung mit Institutionen des lokalen Schulumfelds gehört. Ziel soll es sein, die Zusammenarbeit einzelner Bildungsträger zu verbessern, um gemeinsam und auf Augenhöhe einen Beitrag zur Herstellung einer Chancengerechtigkeit für Kinder und Jugendliche im deutschen Bildungssystem zu leisten (Pack et al., 2014, 150). In enger Zusammenarbeit von Schule und außerschulischen Organisationen können zudem sportbezogene Schulprofile wachsen und Konzepte wie z. B. die »Bewegte Schule« initiiert werden (Hundeloh et al., 2014, S. 250ff; Brägger & Posse, 2014, S. 279ff). Zur Weiterentwicklung des außerunterrichtlichen Schulsports haben die KMK und der DOSB gemeinsame Handlungsempfehlungen formuliert, die u. a. eine entsprechende Qualifikation der im außerschulischen Bereich eingesetzten Trainerinnen und Trainer sowie der Lehrkräfte und die gegenseitige Kenntnis der Angebote beinhalten (KMK & DOSB, 2017).

In diesem Zusammenhang kommt der Sportsozialarbeit am Standort Schule eine bedeutende Rolle zu. Fachkräfte der Sozialen Arbeit können einen wichtigen Beitrag zur Öffnung der Schule in den Sozialraum leisten. Zentrale Themen der Sozialen Arbeit wie Gesundheitsprävention, Inklusion oder Herstellung von Chancengleichheit werden in außerunterrichtlichen Sportangeboten aufgenommen und haben die Möglichkeit, den klassischen Schulsportunterricht, welcher eher auf Leistung und Förderung motorischer Fähigkeiten ausgerichtet ist, sinnvoll zu ergänzen. Gunter Pilz (2003) sieht z. B. im Konzept der »Bewegten Schule« eine Möglichkeit, Aggressionen abzubauen und Gewalt vorzubeugen.

Vor allem in der Kooperation mit außerschulischen Partnerorganisationen des organisierten Sports haben sich gemeinsame Handlungsprogramme entwickelt und über Jahre behaupten und verbreiten können. Laut des 15. Kinder- und Jugendberichts der Bundesregierung arbeitet etwa die Hälfte der deutschen Ganztagsschulen in der Sekundarstufe I mit Sportvereinen und -verbänden zusammen, womit sie – gefolgt von den Kunst- und Musikschulen (25 %) – die häufigsten (Einzel-)Kooperationspartner sind (BMFSFJ, 2017, S. 358). Für besondere Kooperationsprogramme schreibt die DSJ gemeinsam mit dem DOSB jährlich den Deutschen Schulsportpreis als Beitrag zur Qualitätsentwicklung für den Sport in der Schule aus (DSJ, 2019).

Um die breite Palette an außerunterrichtlichem Schulsport zu skizzieren, wird exemplarisch ein Ausschnitt an außerschulischen Sportangeboten in Berlin dargestellt. Ähnliche Programme existieren jedoch auch in anderen Bundesländern. In Berlin werden unter dem Dach der Sportjugend (SJB) verschiedene Maßnahmen in Zusammenarbeit von Schule und Sport gefördert und unterstützt. Ein etabliertes Programm bildet das Programm Schule & Verein. Mit diesem Programm werden Kooperationen zwischen Berliner Schulen und Sportvereinen bzw. -verbänden gefördert. Insgesamt wurden im Jahr 2017 bei der Sportjugend Berlin 738 Kooperationsmaßnahmen beantragt und bewilligt (SJB, 2018, S. 10). In der Bildungsstätte der SJB wird zudem die DOSB-B-Lizenz »Sport im Ganztag der Sekundarstufe I« angeboten, die Trainerinnen und Trainer für den Umgang mit heterogenen Kinder- und Jugendgruppen qualifiziert (SJB, 2019). Auch Talentförderprogramme, die flächendeckend im Bundesgebiet verbreitet sind, werden in Berlin in Kooperation zwischen Schule und Verein gestaltet. Neben gängigen Programmen der Leistungsförderung unterstützen die SJB und der Landessportbund Berlin eine Initiative, durch die nicht nur begabte Kinder eine Förderung erhalten, sondern gezielt Kinder mit motorischen Defiziten an Fördergruppen teilnehmen und zu regelmäßiger, sportlicher Betätigung angeregt werden. Im Jahr 2017 wurden insgesamt 59 solcher Bewegungsfördergruppen ins Leben gerufen (SJB, 2018, S. 9).

Eine strukturelle Verankerung der Zusammenarbeit von Schule und Sport bietet die gemeinnützige GSJ, die aus den Strukturen der SJB heraus entstanden ist. Mit Projekten wie u. a. »SchulWork«, »Ganztag Bewegt«, »Erlebnisräume« und dem Freizeitsportteam setzt die GSJ in enger Abstimmung mit den pädagogischen Mitarbeitenden der Schulen diverse Aktionen am Standort Schule um (GSJ, 2019). Dazu gehören u. a. sportliche AGs, Schulsportfeste, die Gestaltung bewegungsfreundlicher Schulhöfe (Boulderwände, Skaterampen etc.), die Ausbildung zu Sportassistenten und -assistentinnen, Bildungsnetzwerke mit Sportvereinen sowie sport- und erlebnispädagogische Sozialkompetenztrainings.

Sportsozialarbeit

Подняться наверх