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Gesundheitsbezogene Soziale Arbeit

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Gesundheitsbezogene Soziale Arbeit umfasst »alle sozialprofessionellen Eingriffe und Unterstützungsmaßnahmen, die zur Vorbeugung, Minderung und Bewältigung persönlicher, kollektiver und sozialer Gesundheitsrisiken, gesundheitlicher Problemlagen und daraus folgender Benachteiligungen und Notstände beitragen. Sie tritt in Aktion, wenn Betroffene ihre Probleme aus eigener Kraft nicht bewältigen können, und die Gesellschaft entsprechende institutionelle bzw. rechtliche Bewältigungshilfen bietet« (Franzkowiak, 2009, S. 66).

Gesundheit ist somit ein grundlegendes Thema Sozialer Arbeit. Von Beginn an wird dabei die soziale Determination von Gesundheit betont (u. a. Graham, 2004; Link & Phelan, 1995). Der Zusammenhang zwischen sozialer Lage, Ungleichheit und den individuellen Gesundheitschancen und damit verbundenen Teilhabemöglichkeiten ist Ansatzpunkt für die Soziale Arbeit. Dieser Fokus hat mit der Gründung der WHO-Kommission Commission of Social Determinants of Health (CSDH) 2005 an Bedeutung gewonnen (WHO, 2016). Auch gesundheitspolitisch werden zunehmend präventive Strategien zur Senkung der Gesundheitsbelastungen und zur Stärkung der Gesundheitsressourcen verfolgt (BMG, 2010, S. 10f).

Der 2001 eingeführte bio-psycho-soziale Gesundheitsbegriff der Internationalen Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF) trägt diesen Kontext- und Einflussfaktoren Rechnung und ergänzt damit das Klassifikationssystem ICD-10 der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur medizinischen Einordnung von Krankheitsbildern (DIMDI, 2005). Gemäß der zugrundeliegenden Gesundheitsdefinition der WHO als ein »Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen« (WHO, 2014, S. 1) werden die komplexen Wechselwirkungen zwischen den gesundheitlichen Problemen und den Kontextfaktoren, also den Umwelt- und personenbezogenen Faktoren, in den Blick genommen. Eine Erweiterung des bio-psycho-sozialen Modells wurde mit dem Salutogenese-Modell Antonovskys vorgelegt, das weniger fragt, warum Menschen krank werden, sondern warum sie trotz bio-psycho-sozialer Risiken und Belastungen gesund bleiben (Laging, 2018, S. 20). Der Paradigmenwechsel von pathogenetischen Modellen hin zum salutogenetischen Konzept wurde erstmals in der Ottawa-Charta der WHO von 1986 niedergelegt.

Die folgende Grafik veranschaulicht die benannten Wechselwirkungen ( Abb. 5).


Abb. 5: Wechselwirkung zwischen den Komponenten der ICF (aus: DIMDI – Deutsches Institut für medizinische Dokumentation und Information (Hg.) (2005). Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit, S. 23)

Soziale Arbeit versteht sich im Gesundheitswesen komplementär, aber teils auch widerstreitend zur naturwissenschaftlich-medizinischen Perspektive (u. a. Franzkowiak, 2009, S. 117f). Sozialer Arbeit wird eine besondere Relevanz in der Arbeit mit sozial benachteiligten Bevölkerungsgruppen mit dem Ziel verbesserter Teilhabe und Ressourcenstärkung zugesprochen. Aufgrund des bestehenden Zugangs zu diesen Personengruppen und der besonderen sozialpädagogischen Methoden und Konzepte, z. B. lebenslagensensible Motivierungsarbeit oder sozialräumlich aktivierende und vernetzende Ansätze, kann Soziale Arbeit insbesondere im Kontext der Prävention und Gesundheitsförderung wirksam werden (u. a. Franzkowiak, 2009; Homfeldt et al., 2011; Waller, 2007).

Im medizinisch dominierten Gesundheitssystem ist die Soziale Arbeit bislang in wenigen Teilsektoren gleichberechtigt, dies ist in der Suchtprävention und -hilfe, der gesundheitlichen Bildung von Kindern und Jugendlichen, der gemeindenahen und vernetzenden sowie zunehmend auch in der Altenhilfe der Fall (Franzkowiak, 2009, S. 122).

Nach Franzkowiak werden die folgenden Bereiche gesundheitsbezogener Sozialer Arbeit unterschieden.

1. Soziale Arbeit im Gesundheitswesen

Soziale Arbeit im Gesundheitswesen zielt darauf, die Risiken krankheitsbedingter sozialer Benachteiligung zu vermindern. Sie hat in verschiedenen Feldern im Gesundheitssystem einen festen Platz, u. a. als Teil der integrierten Versorgung im Krankenhaus, in Rehabilitationseinrichtungen, in der Suchthilfe, im Öffentlichen Gesundheitsdienst, in der psychiatrischen Versorgung, in der Frühförderung und der Sozialpädiatrie sowie in der Selbsthilfe (Franzkowiak, 2009, S. 118ff).

Aufgrund der komplementären Aufgaben Sozialer Arbeit im primär pflege- bzw. gesundheitsbezogen ausgerichteten Gesundheitswesen spricht Homfeldt hier von sekundären Settings (Homfeldt, 2012, S. 489).

2. Gesundheitsfördernde Arbeit im Sozial- und Bildungswesen

Auch außerhalb des Gesundheitssystems hat Gesundheitsförderung in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Als Beispiele sind der Aufbau kommunaler Präventionsketten, das Programm »Gute Gesunde Schule« oder Angebote der präventiven Kinder- und Jugendhilfe zu nennen (Franzkowiak, 2009, S. 120f).

3. Klinische Sozialarbeit

Seit den 1990er Jahren hat sich in Deutschland, angelehnt an die Clinical Social Work in den USA, die klinische Sozialarbeit in Praxis und Ausbildung langsam etabliert (ebd., S. 121f). Gemäß der Sektion Klinische Sozialarbeit der Deutschen Gesellschaft für Soziale Arbeit (DGSA) spricht man von klinischer Sozialarbeit

»wenn die Soziale Arbeit in Behandlungskontexten erfolgt und eigene Beratungs- und Behandlungsaufgaben wahrnimmt. Ausgehend von einem bio-psycho-sozialen Grundverständnis von Gesundheit, Störung, Krankheit und Behinderung liegt ihr Fokus auf der psychosozialen Diagnostik, Beratung und Behandlung von Personen im Kontext ihrer Lebenswelt« (DGSA, 2019).

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