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112. Max Heine70
Оглавление2. Oktober 1824
Goethe empfing Heine mit der ihm eigenen graziösen Herablassung. Die Unterhaltung, wenn auch nicht gerade über das Wetter, bewegte sich auf sehr gewöhnlichem Boden, selbst über die Pappelallee zwischen Jena und Weimar wurde gesprochen. Da richtete plötzlich Goethe die Frage an Heine: „Womit beschäftigen Sie sich jetzt?“
Rasch antwortete der junge Dichter: „Mit einem Faust.“
Goethe, dessen zweiter Teil des „Faust“ damals noch nicht erschienen war, stutzte ein wenig und fragte in spitzem Tone: „Haben Sie weiter keine Geschäfte in Weimar, Herr Heine?“
Heine erwiderte schnell: „Mit meinem Fuße über die Schwelle Ew. Exzellenz sind alle meine Geschäfte in Weimar beendet“, und empfahl sich.
[In seinen gleichzeitigen Briefen schweigt sich Heine über seinen Besuch bei Goethe zunächst aus; erst am 26. Mai und 1. Juli 1825 berichtet er seinen Freunden Christiani und Moser von dem Eindruck, den der Olympier auf ihn gemacht; in der „Romantischen Schule“ 1832/35 ist dann dieses Goethebild weiter ausgeführt. Hier berichtet Heine selbst: „Ich war nahe daran, ihn griechisch anzureden; da ich aber merkte, daß er deutsch verstand, so erzählte ich ihm auf deutsch, daß die Pflaumen auf dem Wege zwischen Jena und Weimar sehr gut schmeckten. Ich hatte in so manchen langen Winternächten darüber nachgedacht, wieviel Erhabenes und Tiefsinniges ich dem Goethe sagen würde, wenn ich ihn mal sähe. Und als ich ihn endlich sah, sagte ich ihm, daß die sächsischen Pflaumen sehr gut schmeckten. Und Goethe lächelte.“ Die etwas gereizte Unterhaltung über Heines Faustplan ist nur durch Max Heine überliefert.]