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117. Pastor G. Chr. Grimm150

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28. Juni 1825

[Wilhelm Kolbes Bericht:] Als Tag der Taufe wurde der 28. Juni bestimmt. Morgens 10 Uhr stellte sich Heine in der im Jahre 1879 wegen Baufälligkeit abgerissenen Superintendentur ein, und in dem niedrigen, fast armseligen Studierzimmer Grimms fand die etwa einstündige, von der Regierung vorgeschriebene Unterredung in Gegenwart eines andern Geistlichen, des Superintendenten Bonitz aus Langensalza, statt. Zuletzt legitimierte sich Heine durch die mitgebrachten Zeugnisse, die sämtlich sehr günstig lauteten... Über den Verlauf der Unterredung wird nichts berichtet, er war mit den Lehren des Christentums wohl vertraut, die ihm ja nicht neu waren, da er nach seinem eigenen Bekenntnis schon als Knabe an dem christlichen Religionsunterricht teilgenommen und sich durch Lektüre mit den Lehren des Christentums vertraut gemacht hat. Später urteilte Grimm nach einem Aufsatze „Die Taufe des deutschen Aristophanes“ in der „Gartenlaube“ [1877. Nr. 1] über diese Unterredung: „Die Antworten zeugten von eingehendem Nachdenken über den Inhalt und das Wesen der christlichen Religion, seine Fragen von scharfem Geiste; überhaupt nahm er die vorgetragene Lehre nicht einfach gläubig hin – er wollte überzeugt sein, und der Glaubenswechsel war ihm nicht ein bloßer Wechsel einer äußeren Form, erschien vielmehr als das Resultat einer aus dem Innern dringenden Notwendigkeit.“

Nach dieser vorschriftsmäßigen Prüfung fand der eigentliche Taufakt statt, in welchem Heine die Namen Christian Johann Heinrich empfing, sein Taufpate war Bonitz ...

Gegen 12 Uhr war der Akt vorüber, die drei Beteiligten begaben sich nun in das Familienzimmer... diesen Aufenthalt Heines im Grimmschen Familienkreise und sein Abschied mag ein Augenzeuge, der Verfasser des erwähnten Artikels, schildern:

„Nach 12 Uhr erschienen die Herren im Familienzimmer und stellte der Hausherr den Fremden als Stud. jur. Heinrich Heine vor, unwillkürlich auf den Vornamen einen stärkeren Akzent legend, was den Freund Bonitz zu einem raschen Aufblicken und Lächeln veranlaßte. Das Mittagessen verlief still; der Hausherr und Bonitz führten die Unterhaltung ziemlich allein, aber auch nur mit halber Aufmerksamkeit. Heine beteiligte sich dabei nur soviel wie nötig, um nicht unhöflich zu sein; sein Gesicht trug den Stempel tiefer innerlicher Erregung, und in den dunkeln Augen war erkenntlich, daß seine Gedanken nicht bei der Unterhaltung waren. Ebenso ging es den geistlichen Herren, die, beide als geistreiche Gesellschafter in ihren Kreisen bekannt, heute offenbar mit andern als den geführten Gesprächsgegenständen beschäftigt waren und öfter ihre Blicke zu dem jungen Manne prüfend und doch mit einer besonderen Milde und Freudigkeit hinübergleiten ließen. Nach Tisch empfahl sich Heine bald. Sein Abschied von dem Superintendenten Grimm war ein besonders herzlicher und warmer, und als er, schon an der Tür, sich nochmals umwendete und demselben wiederholt die Hand reichte, schimmerte es ihm feucht im Auge.“

[Die ganze Schilderung, auch die in der „Gartenlaube“, geht offenbar auf Angaben des Pastors Grimm zurück.]

Gespräche mit Heine

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