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125. Julis Campe158
ОглавлениеEnde Januar 1826
Mein erstes Zusammentreffen [mit Heine] war folgendermaßen: ich stand in meinem Laden und verkaufte, da trat ein junger Mann herein und forderte Heines Tragödien. Ich reichte ihm ein sauber gebundenes Exemplar. „Ach, das ist mir lieb, daß das Buch gebunden ist.“ – Während er das Exemplar besah, ging ich nach der Seite, wo die Dichter aufgestellt waren, brachte ihm die Gedichte desselben Verfassers. „Lieber Herr,“ fiel er mir hastig in das empfehlende Wort, „die mag ich nicht – ich verachte sie! –“ – „Wie,“ sagte ich, „Sie verachten sie? Dann haben Sie es mit mir zu tun!“ – „Lieber Herr, ich kenne sie besser als Sie, denn ich habe sie geschrieben.“ – „Nun, mein Herr Doktor, wenn Sie wieder einmal so etwas Wertloses produzieren und Sie haben gerade keinen bessern Verleger, so bringen Sie sie mir, und ich werde mir eine Ehre daraus machen, meine Firma daraufzusetzen.“ – „Scherzen Sie nicht mit mir, ich könnte Sie auf die Probe stellen.“ – „Sie würden dann erfahren, daß ich probehaltig bin.“ –
Am andern Tage kam Heine, bezog sich auf jenes Gespräch und sagte: „Sie waren gestern so freundlich, sich zu meinem Verleger anzubieten, in der Tat habe ich etwas druckfertig; haben Sie nicht gescherzt, so bin ich bereit, Ihnen mein Werk zu übergeben. Es sind Reisebilder, Harzreise, siebenundsiebzig Gedichte.“ – „Es ist gut: Sie geben mir ein Buch, auf dessen Titel Ihr Name steht, und das fünfundzwanzig Bogen füllt. Wieviel Honorar nehmen Sie in Anspruch?“ – „Dreißig Louisdors.“ – „Gut! Es wäre Ihnen genehm, wenn ich Ihnen die Zahlung leistete?“ – „Oh, das wäre mir sehr genehm!“ – Seit diesem Tage war Heine jeden Tag in meinem Laden, und wir wurden intime Freunde.
[Durch seinen Freund Moser ließ Heine noch am 9. Januar 1826 den ersten Band der „Reisebilder“ dem Verlag Dümmler in Berlin anbieten; dieser lehnte (nach Strodtmann I, 429) wegen zu hoher Honorarforderung ab. Am 14. Februar konnte Heine demselben Freunde melden, daß sein Buch bei Hoffmann & Campe erscheinen werde. Er dürfte also mittlerweile seinen neuen Verleger, auf obige, von Campe selbst oft erzählte Weise, kennengelernt haben. Für eine Vermittlung der Bekanntschaft durch Professor Zimmermann, von der Strodtmann spricht, ist da kein Raum.]