Читать книгу Abhandlungen über die Psalmen, Band 1 - Hilarius von Poitiers - Страница 53
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ОглавлениеUnd daher kommt die Stufe dieser Verschiedenheit: "Denn der Herr, sagt er, kennt den Weg der Gerechten: und der Weg der Gottlosen wird untergehen.“ Zur Versammlung der Gerechten haben die Sünder darum keinen Zutritt, weil der Herr den Weg der Gerechten kennt. Er kennt ihn aber nicht44 aus Erkenntniß der Unwissenheit, sondern durch Würdigung der Kenntniß. Denn bei Gott findet diese Wandelbarkeit menschlicher Gebrechen nicht Statt, daß er etwas entweder kenne, oder nicht kenne. Der heilige Paulus hat dargethan, auf welche Weise wir von Gott erkannt würden, indem er sprach:45 „Glaubt Jemand unter euch ein Prophet oder begeistert zu seyn, so erkenne er, daß das, was ich euch schreibe, Gebote des Herrn sind; will es aber Jemand nicht dafür erkennen, so soll er auch nicht erkannt werden.“ Diejenigen also, sagt er, werden von Gott erkannt, welche das erkennen, was Sache Gottes ist; denn sie werden dann erkannt, wenn sie erkannt haben, daß heißt, sie erlangen die Würdigung der Kenntniß durch das Verdienst der erkannten Religion; so daß dieß, daß er erkannt wird, nicht für eine Wirkung des nicht Kennenden, sondern für eine des Gekannten angesehen wird. Ganz deutlich aber zeigte der Herr bei Adam und Abraham, daß er die Sünder nicht kenne, die Gläubigen hingegen kenne. Denn zum Adam wurde nach der Sünde gesagt:46 „Wo bist du Adam?“ Nicht weil Gott nicht wußte, daß der, welchen er noch im Paradiese hatte, in dem Paradiese sey, sondern weil er, wenn er, wo er sey, gefragt wird, als unwürdig der Kenntniß Gottes, dadurch, daß er gesündiget hat, dargestellt wird. Abraham hingegen, welcher lange nicht gekannt worden war, weil nämlich an ihn erst in einem Alter von siebenzig Jahren Gottes Rede erging, wurde, als er sich durch die Opferung Isaaks dem Herrn getreu bewährt hatte, durch diese Würdigung in den Umgang mit Gott aufgenommen:47 „Jetzt weiß ich, daß du den Herrn deinen Gott fürchtest, denn du hast deinen geliebten Sohn um meinetwillen nicht geschont.“ Der Glaube Abrahams war ihm keineswegs unbekannt, welchen er demselben, als er in Bezug auf die Geburt Isaaks glaubte, sogar als Gerechtigkeit angerechnet hatte; aber weil er durch die Opferung seines Sohnes einen großen Beweis seiner Furcht gegeben hatte, ward er jetzt erkannt, erhielt er jetzt Beifall, war er jetzt würdig, gekannt zu werden. Auf diese Weise also erkennt Gott theils, theils kennt er nicht, indem der sündhafte Adam nicht gekannt, der getreue Abraham aber erkannt wird, da er nämlich verdient, daß er von Gott, welcher durchaus alles weiß, gekannt werde. Bekannt also ist Gott der Weg der Gerechten, welche nicht gerichtet werden; und darum werden die Sünder, welche gerichtet werden müssen, von der Versammlung derselben ausgeschlossen. Die Gottlosen hingegen werden nicht zum Gerichte auferstehen, weil sie, da ihr Weg untergegangen ist, schon gerichtet sind, durch den, welcher spricht:48 „Der Vater richtet Niemanden, sondern hat alles Gericht dem Sohne übergeben,“ unserm Herrn Jesu Christo, welcher hochgelobt ist von Ewigkeit zu Ewigkeit, Amen.