Читать книгу Abhandlungen über die Psalmen, Band 2 - Hilarius von Poitiers - Страница 143
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ОглавлениеEs liegt in der menschlichen Natur, daß die Seele, wenn sie das, wornach sie sich sehnet, nicht erlangen kann, der anhaltenden Sehnsucht und Begierde zu Folge von Ermattung ergriffen wird. Und dieses können wir aus den Regungen unsers eigenen Gefühlvermögens erkennen, wiesehr unsere Seele durch die Erwartung derjenigen, nach welchen wir uns sehnen, ermatte. Der Prophet also, dessen ganze Hoffnung auf Gott gerichtet ist, dessen ganzes Verlangen auf seine Gebote geht, spricht und sagt: „Ermattet ist803 meine Seele (aus Sehnsucht) nach deinem Heile; und auf dein Wort hoffe ich.“ Er hat nichts anders, was seine Sehnsucht beschäftigte; und das Verlangen des Heiligen ist nicht auf zeitliche Dinge gerichtet. Er ermattet also aus Sehnsucht nach dem Heile; und er schmachtet deßwegen, weil er auf das Wort Gottes hofft. Denn das Ende des Gesetzes ist Christus Jesus, und dieser ist es, von welchem Moses und die Propheten geschrieben haben. Er aber ist das Heil selbst jenem Namen nach, welcher Jesus heißt; denn Jesus bedeutet nach der hebräischen Sprache Heil; und dieses gibt auch der Engel, welcher zu Joseph redet, zu verstehen, da er sagt:804 „Und du sollst seinen Namen Jesus heissen; denn er wird sein Volk von den Sünden heilen.“ Die Ursache der Ermattung also ist die Sehnsucht nach dem Heile. Die Sehnsucht aber entspringt daraus, daß er auf das Wort Gottes hofft. Denn unser Heil ist Jesus, welcher ersehnt und geboren worden ist. Aber man muß kennen lernen, was auf die Ermattung der sich sehnenden Seele folgt.