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Hierauf folgt: „Weil ich geworden bin wie ein Schlauch im Reife, habe ich deine Satzungen nicht vergessen.“ Dieses ist ein Grund neuer Art, daß er deßwegen die Satzungen Gottes nicht vergessen habe, weil er geworden sey wie ein Schlauch im Reife. Und wenn wir die Sache nur dem Gehöre nach bemessen, so werden wir die Worte des Propheten für albern und lächerlich halten. Allein er weiß, daß das Wort Schlauch zur Bezeichnung der menschlichen Leiber genommen werde, da der Herr in den Evangelien sagt:807 „Niemand gießt neuen Wein in alte Schläuche.“ Es unterliegt keinem Zweifel, daß er unter den Schläuchen die in ihren Sünden veralteten Körper gemeint habe. Durch das Streben nach Enthaltsamkeit aber erkalten die Leiber der Gläubigen; und sie werden, da die Wärme der innern Natur erlischt, kalte Schläuche, welche, wenn sie auch von Innen durch die Natur der aufwallenden Sünden warm werden, doch von Aussen durch Enthaltsamkeit und Gelassenheit, wie durch den Frost des Reifes, den Anblick der Starrheit darbieten. Bei dieser Kälte der Leiber also können wir der Satzungen Gottes nicht uneingedenk seyn. Wer aber bei einem durch die Hitze der Sünden gefüllten Schlauche warm wird, und nicht durch Gottesfurcht und Religion erkaltet, der muß nothwendig die Satzungen Gottes vergessen. Diese wird aber der Heilige nicht vergessen können, da er wie ein Schlauch im Reife von Aussen kalt, und für den Antrieb aller innerlichen Begierden erstarrt ist.

Abhandlungen über die Psalmen, Band 2

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