Читать книгу Abhandlungen über die Psalmen, Band 2 - Hilarius von Poitiers - Страница 85
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ОглавлениеHierauf folgt: „Stütze deinem Knechte dein Wort auf die Furcht vor dir.“ Der Prophet weiß, daß die Worte Gottes von den Meisten ohne Furcht aufgenommen werden. Denn Mehrere vernachlässigen die Schriften des himmlischen Wortes, wenn sie dieselben gehört haben, wie eine Sage von eitlen Dingen, und spotten der Worte Gottes, welche, wenn Himmel und Erde vergehen, nicht vergehen können, mit großer Gefahr für ihre gottlose Frechheit. Er weiß, daß der Anfang der Weisheit die Furcht Gottes sey. Er weiß, daß bei jener Gnade des siebenfachen Geistes die Furcht, als die Befestigung des vorher Gesagten, zuletzt aufgezählt werde. Daher bittet er, Gottes Worte möchten in ihm auf die Furcht Gottes gestützt werden; denn er weiß, daß von uns heilsame Worte ausgehen werden, welche als Worte Gottes werden gefürchtet werden. Dann fügte er hinzu: „Nimm weg meine Schande, welche ich vermuthe; denn deine Gerichte sind angenehm.“ Der Prophet redet im Körper, und weiß, daß keiner von denen, die da leben, ohne Sünde seyn könne. Er weiß, daß es nur Einen gebe, welcher keine Sünde gethan hat, und in dessen Munde kein Trug gefunden worden ist. Wenn er also bittet, daß die Schande von ihm genommen werden möchte, so bittet er um Wegnehmung der Sünden; denn auf die Sünde folgt Schande. Da er aber um Wegnehmung bittet, legt er nicht das Geständniß ab, daß er schon eine Sünde begangen und verübt habe; sondern er bittet, weil er vermuthet, daß sie der Schwachheit seines Fleisches zu Folge in ihm wohne; denn er sagt nicht: Nimm hinweg die Schande, welche in mir ist; sondern er spricht: „Nimm weg meine Schande, welche ich vermuthe;“ indem er andeutet, daß die Vermuthung der Schande aus dem Bewußtseyn der ihm eigenthümlichen Schwäche entspringe. Denn bei dem Gerichte werden viele zur Schande auferstehen. Weil aber diese Gerichte denen angenehm sind, in welchen die Schande der Sünde nicht wohnen wird, so bittet er, selbst jene Vermuthung einer Schande in ihm möchte von ihm weggenommen werden, auf daß ihm Gottes Gerichte angenehm seyen.