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SCHMERZEN IN CHILE

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Jede Skirennläuferin macht im Laufe ihrer Karriere Erfahrungen mit Verletzungen. Das liegt einfach in der Natur unseres Sports. Als es mich das erste Mal erwischte, war ich noch keine 18 Jahre alt.

Parallel zur Bundeswehrgrundausbildung hatte ich den Sprung ins Weltcupteam des DSV geschafft. Weil die Trainingsmöglichkeiten in Europa auf die Zeit von Oktober bis Mai beschränkt sind, reisen viele Teams im Sommer auf die Südhalbkugel. Meine erste Überseetrainingsreise führte mich dann auch gleich an den von Berchtesgaden wohl am weitesten entfernten Ort, an dem man Ski fahren kann. Mitte August sind wir in das mehr als 12 000 Kilometer entfernte Chile geflogen – für dreieinhalb Wochen. So ein langes Trainingslager hatte ich noch nie erlebt. Wir wohnten auf 3000 Meter Höhe und die Pisten gingen bis auf über 3500 Meter hoch. Das war körperlich eine echte Challenge.

Wir waren da mit einem Haufen Mädels unterwegs, weil das Technikteam, also die Slalom- und Riesenslalommannschaft gemeinsam mit den Abfahrerinnen trainieren sollte. Da bist du dann im Training alles gefahren. Das war eine tolle Gelegenheit, mich wieder an die Abfahrt ranzutasten. Meine schlechten Erfahrungen in Garmisch lagen da auch erst zwei Jahre zurück.

Am Anfang haben wir direkt zehn Tage am Stück trainiert. Das war super, aber auch intensiv. Na ja, und irgendwann ist es dann halt beim Slalomtraining passiert. Vielleicht lag es daran, dass ich körperlich noch nicht so gut austrainiert war wie die erfahreneren Läuferinnen, die so was schon vier- oder fünfmal erlebt oder die volle Sommervorbereitung mitgemacht hatten. Jedenfalls fädle ich an einer Slalomstange ein und reiße mir das Syndesmoseband am Sprunggelenk. Das ist eine recht schwere Verletzung, mit der du in der Regel ein bis zwei Monate nicht Ski fahren kannst.

Ich bin dann nach Hause geflogen und habe die Verletzung bei einem Therapeuten von Hanni Wenzel in Liechtenstein auskuriert, weil unsere Physiotherapeuten ja mit dem Team unterwegs waren. Hanni ist eine echte Skilegende. Sie hat bei den Olympischen Spielen 1980 gleich zweimal Gold und eine Bronzemedaille gewonnen. Gemeinsam mit ihrem Mann Harti Weirather hat sie nach ihrem Karriereende die Vermarktungsagentur WWP gegründet, bei der auch ich unter Vertrag stand. Die hatten da einen super Physiotherapeuten, der sich umfassend um mich gekümmert hat. Das was sehr wichtig, denn ich wollte das verletzte Band nicht operieren lassen und mich lieber konservativ, also durch Training, auskurieren.

Das bedeutet allerdings nicht, dass du dich auf die Couch legst und eine Bewegungsschiene kriegst. Der Physiotherapeut hat mir mit Akupunktur die Lymphbahnen frei gemacht und mich dann Tausende von Treppen bergauf laufen lassen. Manchmal stand ich auch stundenlang im Wasser und habe da geschuftet. Ich habe trainiert wie eine Depperte! Ich wollte so schnell wie möglich wieder in den Schnee. Mit einem klaren Ziel: meine erste komplette Weltcupsaison fahren. Das hieß aber auch, dass ich bis Mitte Oktober wieder auf Schnee trainieren musste, denn Ende des Monats stand mit dem Riesenslalom in Sölden schon ein erstes Weltcuprennen auf dem Programm.

In Sölden wird seit vielen Jahren die Saison mit einem Rennen für Frauen und Männer Ende Oktober eröffnet, bevor der Weltcupzirkus dann bis Ende November wieder pausiert.

Mein größtes Problem war aber, dass ich überhaupt nicht in den Skischuh reingekommen bin. Das hat schon eine Zeit lang gedauert, bis das endlich klappte.

Am Ende bin ich in Sölden dann auf Platz 20 gefahren, was mit der Verletzung im Gepäck gar nicht so schlecht war. Vielleicht wäre es besser gewesen, zu warten, denn kurz darauf habe ich mir das Band erneut verletzt. Das war dann aber nicht mehr ganz so schlimm. Ich bin dann einfach fürs Erste mit einem Tape am Fuß weitergefahren.

Der Slalom meines Lebens

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