Читать книгу Vom Jakobsweg zum Tierfriedhof - Hubertus Lutterbach - Страница 18

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In der ersten Ausgabe der Frankfurter Allgemeinen Zeitung am Sonntag des Jahres 2010 kommt unter dem Titel „Der ganz normale Heiratswahnsinn“71 die erfahrene Hochzeitsorganisatorin Kathleen Stutz zu Wort: „Die Paare planen [heutzutage] immer detailreicher, die Feiern sind immer individueller. […] Denn die größte Angst haben Brautpaare vor einer Hochzeit von der Stange.“ Früher hätten die Paare einfach ein Kuchenbuffet bestellt; heute übersendeten sie aus Zeitschriften gerissene Tortenfotos oder sogar Powerpoint-Präsentationen, die zeigen, wie die Brautleute den Spargel angerichtet sehen wollen – mit einem roten Balken quer durch die unerwünschte Optik: „So auf keinen Fall!“ Kathleen Stutz stellt heraus, dass effektvolle Arrangements für die partnerschaftliche Selbstinszenierung seit Jahren an Bedeutung zunehmen.

Zu den partnerschaftlichen Selbstinszenierungen gehören auch die in Illustrierten und Zeitungen oftmals dokumentierten Event-Hochzeiten. Die Angebotspalette reicht hier von virtuellen Hochzeiten bis hin zu Wildnis-Hochzeiten. Inwieweit spiegeln sie die Individualität, das Ganzheitlichkeitsstreben und die Institutionenferne der Beteiligten wider?

Öffentlicher und dauerhafter sichtbar inszenieren die mittlerweile in vielen Städten anzutreffenden Vorhängeschlösser mit den darauf geschriebenen Namen der beiden Verliebten eine Partnerschaft. Warum – und das ist der Schwerpunkt dieses Kapitels – hängen immer mehr Menschen ein solches Liebesschloss auf? Sind hier wiederum die genannten drei modernen Trends (Streben nach Individualisierung, Mühen um Ganzheitlichkeit, Abkehr von Institutionen) maßgeblich?

Vom Jakobsweg zum Tierfriedhof

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