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2014 - Tal von Zarifa - Gast des Hauses

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Bevor Carina noch einmal nachfragen konnte, wurde Julie durch das Erscheinen von Rayan und Tahsin gerettet. Fast ein bisschen zu fröhlich begrüßte Julie die beiden, so als wäre sie froh, dass sie just in diesem Moment aufgetaucht waren.

Rayan erzählte gut gelaunt, dass er zusammen mit Jassim und Hanif seine Männer besucht hatte, vor allem diejenigen, die verwundet gewesen waren. Sie waren inzwischen schon einige Tage hier und hatten inzwischen Gelegenheit gehabt, sich zu erholen.

Einige von ihnen hatten sich auch gleich um die fünf Pferde gekümmert, mit denen Rayan und seine Begleiter angekommen waren. Die Tiere hatten sich gefreut, nach dem anstrengenden Ritt durch die Wüste auf die große Wiese freigelassen worden zu sein.

Was er Carina und Julie nicht sagte, war, dass er auch bei Sachra gewesen war. Ibrahim war schon damals, zu ihrer Zeit als Rebellen, ihr Freund gewesen und einige Jahre später hatten sie geheiratet. Sie hatten nie Kinder bekommen, sodass Sachra alleine zurückblieb. Natürlich wusste sie schon von Ibrahims Tod, er hatte sie am selben Abend noch angerufen, doch wollte er ihr noch persönlich sein Beileid aussprechen und ihr Hilfe anbieten. Sie war inzwischen einigermaßen gefasst und meinte, sie werde schon klarkommen.

Rayan war erleichtert, dass sie sich gefangen hatte, auch er vermisste seinen Freund und konnte daher ihre Trauer gut verstehen.

Erst nach diesem Besuch konnte er diese furchtbare Reise, die eigentlich knapp zwei Wochen hätte dauern sollen, endlich abschütteln.

Alles war prima, meinte Rayan, jetzt könne er sich wirklich entspannen. Jassim und Hanif waren auch in ihre Häuser heimgegangen. Hanifs Mutter war ebenfalls erleichtert gewesen, ihren Sohn unversehrt wieder zu haben.

„Apropos Haus – möchten Sie, dass ich Sie herumführe und Ihnen alles zeige?“, fragte er Carina lächelnd und wieder war sie fasziniert von seinem völlig entspannten, charmanten Lächeln, das er „draußen in der Welt“ so selten zeigte.

Auch Tahsin schien begeistert über eine Hausbesichtigungstour für die „schöne, deutsche Frau“, wie er sie bei sich nannte und so akzeptierte Carina gerne. Sie entschuldigte sich aber zuerst noch, um die Toilette aufzusuchen und ging ins Haus.

Während sie weg war, kam Ahmad an den Tisch um die beiden Herren des Hauses zu fragen, ob sie Wünsche hätten, doch Rayan lehnte ab.

Ahmad verneigte sich und entfernte sich rückwärts vom Tisch, wie es sich geziemte. Genau in dem Moment, als er sich nach einigen Metern wieder umdrehte, um vorwärts den restlichen Weg zurück ins Haus zu gehen, kam Carina aus der Tür. Er rempelte sie leicht an und Carina entschuldigte sich sofort bei ihm. Er seinerseits hielt es nicht für nötig, sie auch nur eines weiteren Blickes zu würdigen, allenfalls maß er sie mit einem geringschätzigen Blick und ging ohne ein Wort hinein, was Carina zu einem Kopfschütteln veranlasste.

Rayans Augen verengten sich kurz, er hatte die Begegnung von seinem Platz aus genau beobachten können, doch als Carina zurück an den Tisch kam, lächelte er bereits wieder.

Nur Julie, die ihren Adoptivsohn im Laufe der Jahre sehr gut zu lesen gelernt hatte, sah, dass seine Augen eine Nuance dunkler geworden waren, was nie ein gutes Zeichen war.

„Ich muss auch noch eine Minute etwas erledigen, dann komme ich zurück und wir können mit der Führung beginnen. Tahsin sei doch so nett und leiste Carina inzwischen Gesellschaft.“

Im Haus angekommen, fragte er den nächsten Bediensteten, wo Ahmad sei, er wolle sofort mit ihm sprechen. Der Mann eilte davon mit dem Versprechen, Ahmad ausfindig zu machen, er könne ja nicht weit weg sein.

Rayan wartete im Wohnzimmer auf ihn.

Als er bereits nach einer Minute herbeigeeilt kam, blieb er in respektvollem Abstand etwa einen Meter vor dem Scheich stehen und verneigte sich: „Ihr habt nach mir gesucht, Herr?“

Dieser überwand die kurze Distanz in so einer Schnelligkeit, dass die brutale Ohrfeige Ahmad völlig unvorbereitet traf. Fast wäre er gestürzt. Einen Moment lang wollte er abwehrend die Hände heben, wusste aber instinktiv, dass dies keine gute Idee gewesen wäre, so ließ er die Hände wieder sinken, als ihn im gleichen Moment schon die zweite Ohrfeige mindestens genauso heftig traf.

„Was fällt dir ein, mich so zu blamieren? Gäste in meinem Hause werden alle mit der gleichen Höflichkeit behandelt! Es ist mir egal, welche Probleme du mit Frauen haben magst, diese Frau ist es wert, dass ICH sie höflich behandele, also wirst du dir wohl nicht zu fein dazu sein?“, fuhr Rayan ihn leise, aber mit vernehmbarer Wut an.

„Wenn ich noch einmal mitbekomme, dass du dich ihr gegenüber nicht benimmst, wie es sich für einen Gast meines Hauses gehört, dann lernst du mich kennen.“

Und damit ließ er den vor Angst zitternden Ahmad stehen und ging wieder hinaus auf die Terrasse.

In dem Moment, als er in die Sonne trat, war sein Gesicht wieder völlig entspannt als wäre nichts gewesen.

Ahmad dagegen war leichenblass geworden und musste sich erst einmal setzen, um seine Nerven wieder in den Griff zu bekommen. Außerdem wollte er den Schmerz in seiner Wange etwas abklingen lassen. Er war froh, dass sein Herr so schnell wieder verschwunden war und er somit nichts hatte entgegnen müssen.

RAYAN - Die Serie (Teil 1 - 4)

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