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2014 - Tal von Zarifa - Blick in die Vergangenheit

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Als Rayan am Haus ankam, ging er direkt hinein und hinauf in sein Büro. An seinem Schreibtisch brütete er eine ganze Weile vor sich hin, was er in Bezug auf Carina unternehmen sollte.

Irgendwie schien bei ihm im Hinblick auf Frauen, die ihn wirklich interessierten, immer alles schief zu gehen. Er dachte an Clara und ihren gewaltsamen Tod vor inzwischen über zwanzig Jahren in Rabea Akbar. Damals hatte er Glück gehabt, dass er und Julie sich gegenseitig gefunden hatten, sich unterstützten und aus ihrer Trauer rissen.

Die zweite Frau, die ihm wirklich etwas bedeutet hatte, war Amina.

Er hatte sie 1999 bei einem Einsatz in Riad kennengelernt. Sie wusste somit um seine wahre Tätigkeit für seine amerikanische Firma TanSEC, die Jack Tanner 1998 gegründet hatte. Auch über die Aufträge für die amerikanische Regierung war sie informiert. Anfangs hatte es ihr nichts ausgemacht. Im Gegenteil war sie stolz gewesen, dass er so spezielle Aufgaben meisterte.

Er war sofort von ihr fasziniert und sie hatten sich schon bei ihrer ersten Begegnung ineinander verliebt. Zuerst hatte sie es perfekt verstanden, ihm das Gefühl zu geben, ihre Zuneigung gewinnen zu müssen. Umso größer war sein Triumph gewesen, als sie ihm endlich nachgab. Nach nur sechs Monaten hatten sie geheiratet. Rayan war noch nie naiv gewesen, trotzdem war er überzeugt gewesen, dies sei ein Bund für immer.

Als Amina zu ihrer beider Freude schwanger geworden war, glaubte er, sein Glück wäre perfekt. Doch dann hatte sie begonnen, sich zu verändern. Aus der stolzen, wunderschönen Frau, die erobert werden wollte, wurde eine überängstliche, hysterische Furie.

Rayan ertrug ihre Launen überraschend gut, sah ihr alle Ausbrüche nach, war sie doch die Mutter seines ungeborenen Kindes. Er redete sich ein, dass sie nach der Geburt wieder die alte werden würde.

Zudem hatte er ein permanent schlechtes Gewissen, weil er sie zu häufig alleine lassen musste. Obendrein um auf gefährliche Einsätze zu gehen, von denen sie nie wusste, ob er zurückkommen würde und wenn doch, dann in welchem Zustand.

Meist trug er nur kleinere Wunden davon, aber ab und an kam es auch zu komplizierteren Verletzungen, die ihm einige Wochen zu schaffen machten. Keine einfache Situation für eine werdende Mutter.

Julie wohnte damals mit ihrem Mann Jack in Amerika und konnte auf die Distanz auch nur bedingt helfen. Sie kam zu Besuch, so oft sie konnte.

Als dann ihr Sohn Tahsin im Mai 2000 geboren wurde, war Rayan selig.

Seiner Meinung nach war es ein wunderschönes Baby. Ihm war es egal, ob es ein Mädchen oder ein Junge war, Hauptsache es war gesund.

Er dachte, dass Amina nun eine Beschäftigung habe, eine Aufgabe, somit war sie nicht mehr einsam und konnte daher doch sicher - so wie er - glücklich sein? Sie stimmte sogar einem Umzug nach Amerika zu, wo sie in der Nähe von Julie und Jack wohnen würden, die sie dann noch besser unterstützen könnten. Alles würde gut werden. Was für ein fataler Fehler! Er, der sonst seine Gegner auf den ersten Blick richtig einzuschätzen wusste, verpasste bei seiner eigenen Ehefrau eine wesentliche Veränderung: den Verfall in eine Post-Natale Depression.

Immer wenn er zuhause war, war sie so froh und glücklich, dass ihm die Veränderung nicht bewusst wurde. Allerdings musste er im Nachhinein zu seiner Schande gestehen, dass er nicht sehr häufig dort gewesen war.

Als Tahsin gerade einmal acht Monate alt war, erhielt er einen fatalen Anruf: Amina hatte sich das Leben genommen. Sie hatte Tabletten geschluckt - zu viele. Ob es wirklich Absicht war, dass sie ihr Baby alleine zurückließ, konnte man später nicht mehr nachvollziehen.

Rayan tröstete sich mit der Möglichkeit, dass es keine Absicht, sondern ein Versehen gewesen war. Welche Mutter würde ihr Baby so grausam gefährden?

Es war reiner Zufall, dass Julie an diesem Wochenende nach Arabien geflogen war, um ihren Enkelsohn zu besuchen und mit Amina über die Vorbereitungen für den Umzug zu sprechen. Was für ein Schock, als sie Amina leblos vorfand.

Tahsin hatte wirklich Glück gehabt, er hatte friedlich geschlafen und somit keinerlei Schaden erlitten.

Der herbeigerufene Notarzt konnte für Amina nichts mehr tun.

Kurzerhand hatte Julie anschließend zusammen mit Rayan beschlossen, dass sie Tahsin aufziehen würde. Sie nahm ihren Enkel mit zu sich und ihrem Mann nach Amerika, was für Rayan in dieser schwierigen Zeit einiges einfacher machte.

Er pendelte nun zwischen North Carolina und Arabien hin und her und war so oft es ging bei seinem Sohn.

Als er sich mit seinem Vater Sedat im Jahr 2001 aussöhnte, war Tahsin eineinhalb Jahre alt. Schon damals fragte er Julie und Jack, ob sie nicht nach Zarifa umziehen wollten. Doch Jack lehnte ab mit der Begründung, er habe „genug Sand in seinem Leben gesehen und wolle lieber in Amerika bleiben". Im Stillen dachte Rayan, dass er es vermeiden wollte, auch nur in der Nähe von Sedat zu leben. Er konnte dem alten Scheich nie verzeihen, was der seinem eigenen Sohn angetan hatte. Andererseits: Hatte Rayan selbst das je wirklich gekonnt?

Erst nach dem Tod seines Adoptivvaters im Jahre 2010 bei einem Absturz von dessen Privatmaschine, erklärte sich Julie mit dem Umzug nach Zarifa einverstanden.

Erst dann kam Tahsin Ibn Rayan Suekran al Medina y Nayran mit zehn Jahren zurück nach Arabien, in das Land in dem er geboren worden war.

RAYAN - Die Serie (Teil 1 - 4)

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