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2014 - Tal von Zarifa - Einlass

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Am nächsten Morgen stand sie etwa um acht Uhr auf, wie an den anderen Tagen vorher auch. Dann frühstückten sie unten im großen Versammlungsraum. Anschließend zog sie sich in den Pavillon im Garten mit Blick auf den Pool zurück, um ein wenig an ihren Notizen weiterzuarbeiten.

Als Rayan am späteren Nachmittag in sein Büro ging, wurde sie nervös. Dies würde ihre Chance sein. "Jetzt oder nie", machte sie sich selbst Mut.

Sie wartete eine Weile und ging dann ebenfalls nach oben in den ersten Stock. Wie schon am Tag zuvor, schlich sie wieder den Gang entlang, möglichst lautlos, denn ihr war es wichtig, Rayan in seinem Zimmer zu überraschen, sodass er Unterlagen lose liegen lassen musste.

Sie lauschte an der Tür, doch sie konnte kein Wort hören.

Dann probierte sie ruckartig die Klinke, doch sie fühlte sich wie in einem „Déjà-vu“, denn die Klinke griff wiederum ins Leere und sie ließ sich nach unten drücken, ohne dass etwas passierte.

Plötzlich sagte einer der Diener hinter ihr: „Die Bürotür des Herrn ist immer abgeschlossen, es gibt ein elektronisches Schloss und nur er kann die Türe öffnen.“

So peinlich Carina es war, dass der Mann sie quasi mitten beim Schnüffeln erwischt hatte, so interessant fand sie die Information. Wer zum Teufel hatte in einem einsamen Tal mitten in der Wüste ein elektronisches Schloss? Jemand, der etwas zu verbergen hatte, soviel stand fest!

In diesem Moment machte es laut und vernehmlich „klick“ und die Türe sprang auf.

Carina war überrascht, trat aber ein.

Rayan saß an seinem Schreibtisch, die Arme vor der Brust verschränkt, die Beine hochgelegt, das typische, ironische Lächeln auf dem Gesicht: „Carina – wie schön. Was kann ich für Sie tun?“

Nicht wirklich der Anblick, den sie sich erhofft hatte- so viel zum Thema Überraschung. Verdammt! Und das süffisante Grinsen noch dazu, er amüsierte sich definitiv vortrefflich. Carina spürte, wie sie wütend wurde.

Aber sie würde sich davon nicht irritieren lassen! Sie hatte sich von vorneherein darauf eingestellt, dass sie erwischt werden könnte und daher nahm sie sich statt einer Antwort Zeit und sah sich unbeeindruckt im Büro um.

Der Raum war nicht groß. Die linke Wand war holzvertäfelt, mit dunkel glänzendem rot-braunem Holz. Die Seite gegenüber der Tür wurde von einem Bücherregal beherrscht. Die komplette rechte Seite des Raumes war von oben bis unten aus Glas und bot einen wunderbaren Blick auf den Swimmingpool, den umliegenden Garten und die Steilwand, die das Tal von Zarifa begrenzte.

Ein herrlicher Ausblick!

Der große, aber nicht überladene Schreibtisch war aus dem gleichen Holz wie die linke Wand und lediglich mit einem ganz normalen, modernen Displaytelefon bestückt.

Keine Karten, keine Akten, keine geheimen Unterlagen, noch nicht einmal einen Computer?

Carina war enttäuscht. Wie sollte sie so Futter für ihr Buch bekommen?

Wieder war es Rayan, der zuerst sprach: „Wie gefällt Ihnen mein Büro?“ Er fragte es nicht etwa aus Höflichkeit, sondern mit ironischem Unterton als Reaktion auf ihre unverhohlene Neugier und Musterung des Raumes.

Sie stammelte etwas von „ganz gut“, und war mit ihrem Latein am Ende.

Rayan fuhr daraufhin dann locker, aber doch mit ernstem Unterton fort: „Sagen Sie Carina, ich wusste nicht, dass man jetzt in Deutschland seit Neuestem die unhöfliche Angewohnheit hat, seine Gastgeber auszuspionieren? Ich dachte, das gehört sich nicht?“

„Wieso? Ich weiß überhaupt nicht was Sie meinen?“ sagte Carina frech. Sie sagte sich, Angriff sei jetzt die beste Verteidigung und schließlich war sie sich absolut sicher, dass sie gestern niemand beobachtet hatte.

Woraufhin Rayan die Augenbrauen hochzog und wortlos auf einen Knopf, der sich unter der Schreitischplatte befand, drückte. Daraufhin schob sich automatisch die Holzverkleidung über die komplette Breite der linken Wand auf die Seite und entblößte eine Bildschirmwand, die Kameraperspektiven des ganzen Hauses zeigte. Ohne jeden Zweifel war darauf Carina zu erkennen, als sie gestern den Gang entlang schlich und versuchte ins Büro zu gelangen.

„Ich habe die Toilette gesucht“, log Carina schlagfertig.

„Aha“, entgegnete Rayan unbestimmt. „Na in diesem Falle möchte ich Sie nun entschuldigen. Ich muss noch einige Telefonate erledigen.“

„Oh natürlich“, antwortete Carina enttäuscht und fügte schnippisch hinzu. „Kein Problem. Danke für Ihre Zeit.“

Sie drehte sich ruckartig um und verließ ohne ein weiteres Wort das Zimmer. Nachdem die Tür hinter ihr geschlossen war, legte sie ihr Ohr ans Holz, um zu hören was Rayan tat, doch sie musste feststellen, dass die Tür absolut schallisoliert war.

Sie war keinen Schritt weitergekommen.

Rayan dagegen saß noch einige Minuten bewegungslos in seinem Sessel. Er erforschte seine Gefühle, denn eigentlich müsste er wütend auf Carina sein. Überrascht stellte er fest, dass er allenfalls amüsiert war und im Gegenteil, ihre Beharrlichkeit sogar ein wenig bewunderte. Dann seufzte er tief: „Was sollte er bloß mit dieser Frau anfangen? Warum war mit ihr immer alles kompliziert?"

Dann betätigte er wieder einen Schalter unterhalb des Schreibtischs und ein Teil der Tischplatte begann, sich zu öffnen. Geräuschlos fuhr ein Computerterminal heraus und er widmete sich wieder seinen E-Mails, die er gerade am Lesen gewesen war, als Carina ihn dabei unterbrochen hatte.

RAYAN - Die Serie (Teil 1 - 4)

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