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Mai 2002 – Große Wüste – Heimreise mit Hindernissen

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Dieses Mal befanden sie sich auf dem Rückweg von einem Besuch bei Rayans neuem Freund Harun Said. Er war im Krieg zunächst gegen sie gewesen, doch konnten sie rechtzeitig das Missverständnis um Haruns Nichte Samira klären, sodass er sich am Ende zu einem wichtigen Verbündeten entwickelte. Rayan und Harun hatten sich sofort gegenseitig respektiert, selbst als sie noch auf entgegengesetzten Seiten der Kriegslinie standen. Und der Scheich der Tarmanen hatte das Leben von Haruns kleinem Bruder Sarif gerettet. Es hatte Harun erstaunt und beeindruckt, dass Rayan das Leben eines Kindes höher schätzte als irgendwelche Abneigungen aufgrund seiner Stammeszugehörigkeit.

Nach Beendigung des Krieges hatten sich Rayan und Harun noch zweimal jeweils nur kurz getroffen, nun war es endlich an der Zeit gewesen, dass Rayan endlich auf die Einladung seines Freundes für einen länger andauernden Besuch zurückkam.

Er hatte die beiden Wochen, die er bei Haruns Stamm verbrachte dazu benutzt, sich auszuruhen. Er genoss den Aufenthalt bei Freunden, wo er sich bedingungslos entspannen konnte. Hier würde niemand sie angreifen. Lediglich die offensichtliche Abneigung zwischen Harun und Hanif hatte ihm ab und zu ein wenig Kopfzerbrechen bereitet.

Ganz wie sein Vater es ihm vorausgesagt hatte, hatte Rayan viele Gemeinsamkeiten mit Hanif entdeckt und langsam – ganz langsam - wurde aus dem Zwang durch den Eid und den anfänglichen Hass vonseiten Hanif eine stabile Verbindung.

Harun dagegen weigerte sich, Hanifs Vorzüge zu sehen. Er wusste genau, dass sie sich ohne Rayans Zutun, wenn es nach Hanif gegangen wäre, erbittert bekämpft hätten. Außerdem war er damals so dicht am Geschehen gewesen, dass er den wahren Grund für Scheich Sedats Verwundung während der Kämpfe zumindest ahnte. Damals hatte Hanif aus Eifersucht mitten im Kampfgeschehen hinterrücks auf Rayan geschossen. Im letzten Moment hatte sein Vater sich schützend über seinen Sohn geworfen und war seitdem gelähmt. Statt Hanif zu bestrafen, hatte er ihm den Eid abgerungen, sich in Zukunft voll und ganz dem Schutze Rayans zu verschreiben und sich lebenslang in dessen Dienste zu stellen. Im Gegenzug hatte niemals jemand von dem feigen Attentat erfahren. Doch Harun schien diese Geschichte zu ahnen. Er zeigte jedoch seinen Respekt Rayan gegenüber, indem er niemals weiter nachfragte und Hanif Rayan zuliebe zumindest duldete. Aber er würde ihn wohl nie schätzen.

Rayan riss sich von diesen Gedanken los, denn ihm waren auf einmal diese Spuren wieder aufgefallen. Hier waren am Vortag Reiter gewesen. Durch den immerwährenden Wüstenwind, war es nicht leicht, noch etwas zu erkennen, doch wenn man wusste, wo man suchen musste, war es für einen erfahrenen Mann möglich.

Er konnte nicht genau sagen, warum ihn die Fährte beunruhigte. War es die Anzahl der Reiter, die er auf etwa zwanzig schätzte? Oder die Art, wie sie sich bewegt hatten?

Rayan beruhigte sich damit, dass sie in weniger als einer Stunde in der nächsten Oase ankommen würden, da war es nicht ungewöhnlich, dass mehrere Spuren dorthin führten. So war die Wüste: Das Leben bewegte sich anhand des Wassers fort – die üblichen Handelsrouten führten von einer Wasserstelle zur anderen.

Trotzdem befahl er seinen Männern, ihre Gewehre bereitzuhalten. Der ein oder andere tauschte zwar einen fragenden Blick mit seinem Nebenmann aus, aber alle folgten sofort der Anweisung.

Rayan - Zwischen zwei Welten

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