Читать книгу Rayan - Zwischen zwei Welten - Indira Jackson - Страница 6

September 2014 – Cityairport London – Willkommen im Regen

Оглавление

Der Zwischenstopp in München zum Nachtanken war ereignislos verlaufen. Zumindest aus Rayans Sicht, der solche Flüge schon öfter gemacht hatte. Für Hanif dagegen war diese Art des Reisens neu. Während des Tankvorgangs wurden sie in einer Limousine zum Gebäude gefahren und im VIP-Bereich abgesetzt, wo sie sich die Füße vertreten konnten. Rayan hatte außerdem eine Friseurin bestellt, die ihnen die Haare schnitt.

Rayan nutzte die Abwechslung, um mit der Dame zu flirten, Hanif flüchtete sich wieder in seine Verbissenheit und blickte misstrauisch vor sich hin. Als daraufhin die Friseurin eine Bemerkung machte, dass sein Freund aussehe, wie ein Bär, den die Bienen beim Honigklauen erwischt hätten, musste Rayan lauthals lachen, was Hanif, der kein Wort Deutsch verstand, nur dazu brachte, noch grimmiger zu schauen.

Bereits nach einer Stunde konnten sie weiterfliegen und nochmals eineinhalb Stunden später landeten sie in London.

Der Pilot warnte sie schon vor, dass „das typische englische Wetter“ herrsche, und stattete sie mit Schirmen aus.

Hanif hatte schon aus dem Flugzeug heraus den heftigen Regen bewundert. Er war fasziniert.

Doch als sie ausstiegen und ihnen die für Ende September schon durchaus empfindlich kalten Temperaturen entgegen schlugen, verbunden mit Windböen, die den Regen teilweise quer von der Seite kommen ließen, legte sich auch seine Begeisterung.

Die wenigen Schritte aus dem Flugzeug heraus bis zur bereits wartenden Limousine reichten aus, sie reichlich nass werden zu lassen.

Hanif schüttelte sich wie ein Hund, grinste aber trotzdem.

Rayan lächelte: „Willkommen in England - willkommen im Regen“, sagte er auf Englisch.

Dabei fiel ihm ein, dass er nicht wusste, wie es um Hanifs Sprachkenntnisse stand. Daher wechselte er nun die Sprache ganz und forderte Hanif auf, ihm ebenfalls in Englisch zu antworten.

Der machte häufig Fehler, und vor allem die Aussprache ließ zu wünschen übrig, aber Rayan nickte trotzdem zufrieden. Es würde ausreichen, dass er nicht alles für Hanif übersetzen musste.

Ein erstes kleines Hindernis stellte die Passkontrolle dar. Rayan, jetzt als Yasin und somit amerikanischer Staatsbürger, wurde nach einer kurzen Kontrolle durchgelassen. Hanif als Bürger der Vereinigten arabischen Emirate, der noch keinerlei Einträge in seinem Pass hatte, wurde genau nach seinen Gründen für den Besuch in London befragt. Nachdem Hanif eine derartige Prozedur noch nie mitgemacht hatte, war er völlig überfordert. Sein Englisch, das gerade im Auto noch einigermaßen passabel gewesen war, schien plötzlich völlig verschwunden zu sein. Rayan eilte seinem Begleiter zu Hilfe, indem er ihn zu seinem Kunden erklärte, dem er die Londoner Filiale zeigen wollte. Er könne für ihn bürgen. Mit dieser Erklärung gaben sich die Zollbeamten zufrieden.

Hanif war die Situation aufs Höchste peinlich. Er war mitgekommen, um seinem Herren beizustehen, nicht dass dieser ihm umgekehrt zur Hilfe eilen musste. Zum ersten Mal fragte er sich, ob Rayan nicht recht gehabt hatte, dass er ihn nicht hatte mitnehmen wollen. Vielleicht hätte er doch nicht so stur sein sollen.

Kurz nach der Passkontrolle gingen sie weiter zum Schalter der Mietwagenfirma, wo der Angestellte sie bereits mit einem freudigen Grinsen erwartete. Die Piloten hatten vom Flieger aus für ihn bereits eine Vorbestellung platziert. Daher war der Rest der Formalitäten schnell erledigt.

Als Hanif zusammen mit Rayan in der Tiefgarage ankam, wusste er, wieso der Angestellte derart gut gelaunt gewesen war– Rayan hatte einen nagelneuen Audi R8 V10 für sie reservieren lassen.

Hanif selbst konnte nicht Auto fahren, er hatte in der Wüste nie die Notwendigkeit gesehen, einen Führerschein zu machen. Er konnte nur reiten wie der Teufel, egal ob es sich um Pferde oder Kamele handelte.

Aber er kannte natürlich aus Dubai und den anderen arabischen Städten die teuren Sportwagen, die dort im Überfluss gefahren wurden.

Rayan strich fast liebevoll über die Karosserie des Wagens, dann sprang er voller Vorfreude hinein. Hanif war einen Moment verwirrt, dass sich das Steuerrad auf der rechten Seite befand, und musste daher erst noch einmal ums Auto gehen, bis er auf dem Beifahrersitz landete.

Breit grinsend ließ Rayan den Motor anspringen und kurz aufheulen, bevor er das Auto sicher aus der engen Tiefgarage steuerte.

Hanif dagegen ärgerte sich erneut über sich selbst, dass er so kurz nach seiner Blamage am Zoll nun erneut seine Unerfahrenheit zur Schau gestellt hatte. Wieso mussten die Engländer auch ihre Autos anders herum bauen?! – An jeder Ecke schienen neue Fettnäpfchen auf ihn zu warten - das konnte ja alles noch heiter werden.

Rayan - Zwischen zwei Welten

Подняться наверх