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September 2014 – London - Check-in
ОглавлениеRayan genoss es, das sportliche Auto durch die nächtlichen Straßen von London zu steuern. Der Verkehr war bereits abgeflaut und die Straßen weitgehend frei. Er hatte Glück, dass ihn niemand kontrollierte, denn mit den Geschwindigkeitsvorschriften nahm er es nicht sehr genau.
Die Route zum Hotel kannte er auswendig, er war in der Vergangenheit schon häufiger hier gewesen. Auf dem Weg dorthin machte er noch einen Stopp. Er stellte das Auto direkt vor dem Bahnhof ins Halteverbot, orderte Hanif im Auto zu bleiben und im Zweifelsfalle irgendwelchen Polizisten den verzweifelten Touristen vorzuspielen. Hanif verdrehte die Augen und hoffte, dass Rayan schnell wiederkam. Und tatsächlich kam er bereits nach wenigen Minuten mit einem Koffer in der Hand wieder aus dem Gebäude. Es handelte sich um einen größeren Aktenkoffer.
Auf Hanifs fragenden Blick grinste Rayan und sagte: „Equipment!“ Er gab keine Erklärungen ab, wo er den Koffer her hatte, aber Hanif konnte sich denken, dass er ihn aus einem Schließfach entnommen hatte. Wer ihn dort allerdings platziert hatte, blieb Rayans Geheimnis, zumindest für den Moment.
Etwa zwanzig Minuten später erreichten sie ihr Hotel. Vor dem Gebäude gab Rayan dem Pagen den Autoschlüssel zusammen mit einem entsprechenden Geldschein, und die beiden Männer traten in die Lobby.
Ein weiteres Thema, bei dem Hanif Nachholbedarf hatte, wurde ihm bei dieser Gelegenheit unangenehm bewusst: Er hatte keine Ahnung, was die Banknoten bedeuteten. Er kannte sowohl Dirham aus Dubai als auch Saudi Riyal, aber noch nie hatte er Pfund Sterling gesehen, geschweige denn in in der Hand gehabt. Wie peinlich! Er nahm sich vor, Rayan gleich oben im Zimmer zu befragen.
Wie üblich hatte Rayan eine der Suiten genommen, die sie zu zweit bewohnten. Es gab genügend Zimmer, das auch noch mehr Menschen dort hätten wohnen können.
Hanif war beeindruckt über die dicken Teppiche, die antiken Möbel und die alten Gemälde, die fast an jeder Wand hingen. In den Toiletten und Badezimmer gab es vergoldete Wasserhähne, aber alles in allem machten die Zimmer trotzdem den Eindruck, als hätten sie ihre besten Zeiten vor vielen Jahren gesehen.
Rayan gab Hanif einen Crashkurs über die englische Währung, dann murmelte er etwas vor sich hin, dass er telefonieren müsse und verschwand, um in die Rezeption hinunter zu gehen. Ihr Satellitentelefon ließ er im Zimmer, was Hanif stutzig machte. Er überlegte, ob er die Gelegenheit nutzen sollte, Nihat zu fragen, ob alles in Ordnung sei. Doch dann fiel ihm ein, dass es durch die Zeitverschiebung dort mitten in der Nacht sein musste.
Hanif stellte sich darauf ein, Schlafen zu gehen, hatte sich aber zum Glück noch nicht entkleidet als Rayan ihm fröhlich mitteilte, dass sie nun ausgehen würden. Entsetzt sah Hanif seinen Herren an: War das sein Ernst? Es war fast Mitternacht! In der Wüste wären sie schon seit Stunden am Schlafen.
Doch hier gingen die Uhren offenbar anders.