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September 2014 – Tal von Zarifa - Enttarnung des Verräters
ОглавлениеWenige Minuten später trafen Hanif und Julie in Rayans Büro ein und setzten sich hin. Sie waren ohnehin nicht weit entfernt gewesen, um sofort zur Stelle zu sein, sollte es Neuigkeiten geben.
Rayan hatte ihnen verboten, Carina beim Abschied zu begegnen, aus Angst, sie würden sich verraten. Das hatte es für Carina noch schwerer gemacht, sie glaubte nun, auch ihre Freunde hätten sie verstoßen.
Aber genau das war wichtig für Rayans Plan: Ihre Emotionen mussten echt sein, wenn sie das Tal verlies. Der Weg führte sie durch die kleine Stadt und damit unmittelbar am Haus des Verräters vorbei. Cho hatte auf der Lauer gelegen, um zu kontrollieren, woher die E-Mail kam, mit der der Verräter seinen Hintermännern bestätigte, dass Rayan ihre Vorgaben erfüllte.
Anschließend hatte der Freund ihm die Identität verraten.
Julie und Hanif staunten nicht schlecht, als sie den Namen hörten. Seine Adoptivmutter stimmte Rayans Plan sofort zu, wie man den Verräter am besten stellen konnte, und verließ daraufhin das Büro, um sich auf den Weg zu machen. Sie ging unter einem Vorwand in die Höhle des Löwen.
Zehn Minuten später brachen auch Rayan und Hanif auf. Beide waren erfahrene Kämpfer und konnten absolut lautlos sein, wenn sie wollten. Im Dämmerlicht der untergehenden Sonne achtete kaum jemand auf sie. Kurz hielten sie vor dem Haus inne. Dann öffnete Rayan ohne anzuklopfen die Tür und sie traten geräuschlos in den Flur ein. Sie hielten ihre Waffen schussbereit: Rayan seine kurze Armbrust mit den vergifteten Pfeilen und Hanif seine Pistole.
Sie lauschten einen Moment lang auf die Stimmen der anwesenden Personen im Wohnraum. Da Rayan das Wohnzimmer aus seinen früheren Besuchen hier nur zu gut kannte, konnte er so ausmachen, an welcher Stelle Julie saß.
Die typisch arabische Ausstattung half ihnen bei ihrem Plan, denn beide würden auf dem Boden auf Teppichen und großen Sitzkissen sitzen, was ein schnelles Aufspringen so gut wie unmöglich machte.
Julie saß rechts vom Durchgang, ihr gegenüber saß der Verräter.
Hanif und Rayan wechselten einen kurzen Blick, dann traten sie lautlos in den Raum ein.
„Guten Abend Sachra“, sagte Rayan mit kalter Stimme. Die junge Frau zuckte zusammen. Sie hatte gerade Julie Tee einschenken wollen und sich daher auf das flache Tischchen vor ihr konzentriert.
Als sie sie Waffen in den Händen der beiden Männer erkannte und dazu Rayans Gesicht sah, wurde sie blass. Ihr war sofort klar, dass man ihr auf die Schliche gekommen war. Doch überraschend schnell fasste sie sich und sagte ironisch: „Guten Abend großer Scheich, was verschafft mir die Ehre Eures späten Besuches?“ Sie grinste dabei höhnisch.
Kopfschüttelnd antwortete Rayan: „Einmal Rebell, immer Rebell, nicht wahr, Sachra?“
Das Gesicht der Angesprochenen verzog sich hasserfüllt: „Das Kompliment kann ich zurückgeben: wie der Vater, so der Sohn, was? Dein Vater war ein Tyrann und genauso bist du einer. Ein Tyrann und Mörder!“