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Mai 2002 – Große Wüste – Leilas Geschichte

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Gegen Abend gesellte sich Leila zu ihnen ans Feuer. Die Männer hatten sie in Ruhe gelassen. Alle wussten, was ihr wiederfahren war und sie hatten Verständnis, dass sie jetzt Zeit für sich brauchte. Nur Rayan hatte zwei- oder dreimal nach ihr gesehen und ihr mit leiser Stimme berichtet, wie sie auf ihren Vater gestoßen waren. Am schwersten fiel es ihm, ihr die Hoffnung zu nehmen, dass er seine Verletzungen überleben würde. Allein die Chance, dass er noch lebte, wenn sie zu ihm zurückkamen, war so gut wie null.

Leila wärmte sich an den Flammen, aß nur wenig und begann dann von sich aus, die Ereignisse aus ihrer Sicht zu schildern.

„Mein Vater, ich und mein Verlobter, Achmed, wollten von Alessia aus nach Rabea Akbar. Doch wir sind nicht allzu weit gekommen. Wir haben sie vorher noch nicht einmal bemerkt und daher erwischten sie uns völlig unvorbereitet. Natürlich hielten zwei Männer Wache, die töteten sie vermutlich zuerst. Dann einen nach dem anderen. Selbst diejenigen, die sich ergaben. Mein Vater sagte ihnen, sie sollen sich nehmen was sie wollen, nur das Leben der Männer verschonen, wir sind friedliche Händler, keine Gefahr! Doch sie lachten nur.

Mich schleppten sie wie eine Ware zusammen mit den Teppichen und Stoffen davon“, erzählte sie wie in Trance.

Sie seien, wie Rayan schon vermutet hatte, in einem Pulk von zwanzig Mann unterwegs gewesen. Später hatten sie sich dann mit neun weiteren Verbrechern getroffen, die einen Wagen bewacht hatten, auf dem sie die überwiegend gekidnappten Mädchen beförderten. Die jungen Frauen seien total verängstigt gewesen, manche von ihnen erst zwölf oder dreizehn Jahre alt.

Bereits am zweiten Abend habe Leila dann einen fatalen Fehler begangen. Der Anführer, der fette Mann, der die Auktion geleitet hatte, hatte sich ihr gegenüber gebrüstet, dass sie sein Prachtstück sei und ihm einen fetten Preis bringen würde. Dabei habe er ihr mit seinen groben Händen die Wange getätschelt, wie man das bei einem guten Pferd machte, das man belobigen wollte. Dann fuhr er fort, dass viele Männer bereit wären, für eine Jungfrau, die so schön sei wie sie, einen großen Batzen Geld auszugeben.

Im vermeintlichen Triumph hatte sie ihm entgegen geschleudert, dass er leider Pech habe, denn sie sei keine Jungfrau mehr.

Als sie daraufhin statt eines enttäuschten Blickes, sein diabolisches Grinsen sah, merkte sie zu spät, dass sie ihm in die Falle getappt war. Genau diese Information hatte er haben wollen. Am Abend schleppten einige der Männer sie dann an den Haaren in sein Zelt, wo er sie brutal vergewaltigte. Auch die nächste Nacht verlief genauso ab. Am Morgen der Auktion sagte er ihr, dass er inzwischen schon fast hoffte, dass keiner sie kaufen würde, denn sonst würde er „sein liebstes Spielzeug“ hergeben müssen.

Sie zitterte trotz des Feuers bei diesen Erinnerungen und Hanif hängte ihr eine Decke um die Schultern. „Wenn ich irgendwann die Chance dazu bekomme, schlitze ich dem fetten Sack den Hals auf!“, stieß sie hasserfüllt hervor. Wenig später ging sie ins Zelt, um sich schlafen zu legen.

Rayan starrte noch eine Weile ins Feuer. Auch ihn hatte diese Erzählung bis ins tiefste Innere erschüttert, trotzdem wusste er, dass er im Interesse seiner Männer die richtige Entscheidung getroffen hatte.

Rayan - Zwischen zwei Welten

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