Читать книгу Lernwirksamer Unterricht - Inez De Florio-Hansen - Страница 13
1.5 Die Expertise von Lehrpersonen beim evidenzbasierten Lehren und Lernen
ОглавлениеMöglicherweise sehen einige Experten in den Ergebnissen der evidenzbasierten Pädagogik auch ein „Herrschaftswissen“, das Lehrpersonen, Schulleitungen und -verwaltungen sowie Bildungspolitiker unkritisch übernehmen könnten. Das Gegenteil ist intendiert:
Wie viele andere Verfechter des evidence-based teaching stellt Geoff Petty gleich zu Beginn seines Praxisbuchs (und an vielen anderen Stellen) Folgendes klar (PETTY 22009: 1): “Very successful procedures have been discovered without science in medicine, agriculture and education. We mustn’t abandon our intuition or our own evidence; this is the final court of judgement.” Auch ohne wissenschaftliches Wissen hat es in Medizin, Landwirtschaft und Erziehung große Fortschritte gegeben. Die letzte Instanz für unsere Urteilsfindung ist die eigene Intuition und der Nachweis, den wir aus unseren Erfahrungen herleiten können.
Analog zur evidenzbasierten Medizin geht es beim evidenzbasierten Lehren und Lernen außerdem um die Integration der drei Komponenten Lehrende–Forschung– Lernende: Da ist zunächst die Lehrperson mit ihrer Expertise. Sie allein kennt den Kontext und die speziellen Faktoren, die in ihren Lerngruppen wirksam sind. Diese Expertise wird dadurch erweitert (nicht ersetzt!), dass der Lehrperson alle einschlägigen Forschungsergebnisse zu einer für sie relevanten Frage zugänglich sind, und zwar in einsichtiger und verlässlicher Form. So wie in der Medizin – neben der Expertise des Arztes und der besten, verfügbaren Evidenz aus systematischer Forschung – die Bedürfnisse und Wünsche des Patienten den Ausschlag geben, sind es beim evidenzbasierten Lehren und Lernen diejenigen der Schülerinnen und Schüler.