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Prolog Vortrag des Choreographen Royston Maldoom beim Kongress „Frühkindliche Bildung“ (26. Oktober 2005) in der Staatsoper Unter den Linden, Berlin

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[Ausschnitt aus dem Film „Rhythm is it!“, Dokumentation eines Tanzprojekts für benachteiligte Kinder und Jugendliche; Berliner Philharmoniker, Dirigent: Sir Simon Rattle; Choreograph: Royston Maldoom; vgl. Epilog]

Moderatorin:

Meine Damen und Herren, heißen Sie bitte Herrn Royston Maldoom willkommen.

R. Maldoom: Wenn junge Leute mit mir zusammen in einen Raum kommen, sei es in einem Gefängnis, in einer Grundschule oder einer weiterführenden Schule, gleichgültig, ob es Straßenkinder in Äthiopien oder traumatisierte Kinder in Bosnien sind, sobald sie hereinkommen, sind sie potentielle Künstler, und sie werden mit mir zusammen großartiges Theater machen. Wenn sie den Raum betreten, wissen sie sehr, sehr schnell, ob sie einem vertrauen können oder nicht. Es ist erstaunlich, wie diszipliniert und konzentriert man dann mit ihnen arbeiten kann und wie sehr sie das alles annehmen.

Aber wenn sie nur einen Augenblick lang spüren, dass man nicht an ihr Potential glaubt, wenn man Teil der Welt wird, die diese Kinder und Jugendlichen oft umgibt, eine Welt, die sie als gegeben hinnimmt, die sie nicht respektiert und die ihnen nur eingeschränkte Fähigkeiten zutraut, dann hören sie sofort auf und fallen in die Meinung zurück, die so viele Kinder von sich haben, und die auch viele von uns haben, nämlich Versager zu sein, jemand der nichts zustande bringt. Irgendwelche Zweifel daran, dass jemand, mit dem man arbeitet, nicht außergewöhnlich ist, werden diese Menschen spüren, und aufgrund der eigenen Beschränkungen wird man diese jungen Leute in ihren Möglichkeiten und dem Glauben daran einschränken … Deshalb sage ich, wenn ein Kind sein Potential nicht voll ausschöpft, dann ist es mein Fehler und nicht der Fehler des Kindes.

Wenn man zu ihnen sagt: „Breitet die Arme aus, breitet sie so weit aus, wie ihr könnt!“, [Maldoom breitet die Arme weit aus] dann werden viele nur bis hierhin gehen [Er nimmt die Arme wieder um die Hälfte zurück].

Für mich ist das eine klare Aussage: Ich bin es nicht wert, mich bis dorthin zu strecken. Ich habe kein Recht, dort zu sein. Das bin ich. Das bin ich, wenn ich mich nach oben strecke [Maldoom hebt die Arme ein wenig in die Höhe].

Während der choreographischen Arbeit kann man zu dem Kind oder der Person gehen und sagen: Nein, schau, breite die Arme ganz aus, Brust heraus, Kopf hoch, schau nach vorn, steh‘ fest und wachse! [Maldoom unterstreicht seine Worte mit entsprechenden Gesten]

Glauben Sie mir, sobald Sie das einmal gemacht haben, wollen Sie nie mehr das da machen. [Er breitet die Arme wieder nur halb aus] Das ist wirklich eine Veränderung.

[kurzer Ausschnitt aus dem Film „Rhythm is it!“ Maldoom mit Kindern und Jugendlichen bei einer Probe]

Worauf Kinder jeden Alters bei der Ausbildung ansprechen, ist Leidenschaft und Menschen, die diese Leidenschaft und ihre Erfahrung mit ihnen teilen wollen. Deshalb gebrauche ich für gewöhnlich nicht das Wort Bildung. Ich nenne es Erwachsene, die ihre Leidenschaft und Erfahrung mit Kindern teilen wollen. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um Tanz, Geographie oder Mathematik handelt, es ist diese Leidenschaft, die auf sie überspringt.

Wenn man Kunst vermitteln will, dann muss man, denke ich, den Weg tatsächlich gegangen sein, man muss wenigstens für einige Zeit am Leben dieser Kunst teilgenommen haben, man muss sich dafür engagiert haben. Denn in erster Linie müssen Sie allen Menschen, mit denen Sie arbeiten, vorangehen; man muss fähig sein, neue Herausforderungen zu schaffen, die den wachsenden Fähigkeiten dieser Menschen entsprechen und gleichzeitig muss man imstande sein, ihre Fähigkeiten weiterzuentwickeln, damit sie die neuen Herausforderungen bewältigen, die sie von einem erwarten.

(Vgl. Kahl 2011: DVD; der englische Text wurde von der Autorin transkribiert und ins Deutsche übertragen)

Lernwirksamer Unterricht

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