Читать книгу Lernwirksamer Unterricht - Inez De Florio-Hansen - Страница 18

David C. unterrichtet Deutsch und Gesellschaftslehre in einer Ganztagsschule, die sich an Konzepten der Reformpädagogik orientiert. Das Wichtigste für David C. ist die Betreuung eines Jahrgangs durch dasselbe Lehrerteam von Klasse 5 bis einschließlich Klasse 10. Individualisiertes Lernen hat Vorrang. Die Lernenden bearbeiten von den Lehrkräften sorgfältig konzipierte Aufgaben, die nach Schwierigkeit gestaffelt sind. In kurzen Abständen überprüfen sie ihre Leistungen selbst anhand von kurzen, auf die jeweiligen Aufgaben abgestimmten Tests. In den Phasen des individualisierten Lernens bieten die Lehrpersonen den Lernenden gezielte Rückmeldung und Beratung an. Viele Schülerinnen und Schüler helfen sich auch untereinander und kommen dadurch gut voran.

Die Erstellung des Materials hat die Lehrerteams in den ersten Jahren sehr viel Zeit gekostet, weil sich die meisten Schulbücher als ungeeignet erwiesen. Ohne einen Austausch der Materialien – untereinander und über die Jahrgangsstufen hinweg – wäre das gar nicht zu schaffen gewesen.

Seit einiger Zeit ist die Aufregung groß. Angeblich weist ein neuseeländischer Forscher in einer großen wissenschaftlichen Untersuchung nach, dass individualisiertes Lernen und kleinere Lerngruppen nichts oder nicht viel bringen. Alles, was an Davids Schule erfolgreich praktiziert wird, soll weniger lernwirksam sein als stark von der Lehrperson gesteuerte Unterrichtsformen. David liest eine der zahlreichen Besprechungen des Buches. Zu seinem Erstaunen stimmt er mit den in der Rezension wiedergegebenen Hauptaussagen des Forschers völlig überein. Auf engagierte Lehrpersonen komme es an. Sie sollen das Lernen aus der Perspektive der Schülerinnen und Schüler betrachten, und die Lernenden müssten nach und nach zu ihren eigenen Lehrern werden. Wichtig sei häufiges Feedback. Das macht David neugierig, und er beschließt, sich das Buch zu kaufen oder besser noch, es für die Schule anschaffen zu lassen.