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1.7 Die entscheidende Größe: Effektstärken

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Wie wird nun der Effekt einer Unterrichtsstrategie im Einzelnen festgelegt, sodass auch Lehrpersonen sich ein Bild von der Lernwirksamkeit dieses oder jenes Verfahrens machen können? Generell werden die Ergebnisse empirischer Untersuchungen bisher häufig durch die statistische Signifikanz ausgedrückt. Statistisch signifikant ist ein Forschungsergebnis, wenn es sehr unwahrscheinlich ist, dass das Ergebnis allein auf den Zufall zurückzuführen ist. Diese statistische Größe sagt jedoch nichts über die Stärke der (tatsächlichen) Wirkung eines experimentellen Faktors aus. Folglich ist die statistische Signifikanz im Zusammenhang mit der Verbesserung von Lehren und Lernen nicht wirklich relevant.

Aufgetretene Wirkungen hingegen werden nicht durch statistische Signifikanz, sondern durch die Berechnung einer durchschnittlichen Effektstärke beschrieben (vgl. auch zum Folgenden WELLENREUTHER 2004, 22010; Neubearbeitung 2013). Dabei handelt es sich um ein standardisiertes Maß, das die Stärke von Zusammenhängen in praktisch bedeutsamer Form benennt. Durch die Angabe der Effektstärke erhalten Lehrpersonen beispielsweise Anhaltspunkte dafür, ob und wie lernwirksam eine Intervention, z.B. der Einsatz des concept mapping, in den Versuchsgruppen im Vergleich zu den Kontrollgruppen ist. Handelt es sich nur um einen geringen Effekt, sodass Aufwand und Ertrag in keinem angemessenen Verhältnis stehen? Oder zeigt sich ein mittlerer oder gar großer Effekt, der die Erprobung im eigenen Unterricht nahelegt?

Um als Lehrperson den Aussagewert der numerischen Angabe von Effektstärken in Meta- oder Mega-Analysen besser verstehen und daraus Konsequenzen für das eigene unterrichtliche Handeln ableiten zu können, sollte man im Groben wissen, wie Effektstärken berechnet werden. Die folgende Darstellung ist stark vereinfacht (genauere Angaben zur statistischen Berechnung von Effektstärken und weiteren Einzelheiten finden sich beispielsweise bei MARZANO et al. 2001; WELLENREUTHER Neubearbeitung 2013).


Abb. 3: Effektstärken in experimenteller Forschung

Effektstärken geben Unterschiede der Mittelwerte von Versuchs- und Kontrollgruppe in Einheiten der Standardabweichung an (vgl. WELLENREUTHER Neubearbeitung 2013). Was bedeutet Standardabweichung? Bei dieser statistischen Größe handelt es sich um die Streuung einer Variablen um den Mittelwert. Ein einfaches Beispiel (vgl. TERHART 2011 in Anlehnung an HATTIE 2009) ist die Verteilung der Körpergröße bei Männern und Frauen. Misst man die Größe einer ausgewählten Stichprobe, liegen sehr viele Männer und Frauen nahe am Mittelwert, d.h. sie weichen in ihrer Körpergröße nur geringfügig vom festgestellten Durchschnittswert der Männer oder der Frauen ab. Die Zahl derer hingegen, die deutlich größer oder kleiner sind, nimmt ab, je weiter man sich vom Mittelwert entfernt. Stellt man diese Ergebnisse graphisch dar, erhält man die oben abgebildete Normalverteilung in Glockenform (Gaußsche Kurve). Es gibt unendlich viele Normalverteilungen, die sich hinsichtlich des Mittelwerts und der Streuung, aber nicht in Bezug auf die charakteristische Glockenform, unterscheiden. Mit anderen Worten: Es gibt schmale hohe und kleine breite Glockenkurven, je nachdem, wie groß die Zahl der Abweichungen vom festgestellten Mittelwert ist.

Veranschaulichen wir uns den Nutzen dieser statistischen Einzelheiten am Beispiel der möglichen Lernwirksamkeit des concept mapping. Betrachten wir obige Abbildung genauer: Die linke Glockenkurve zeigt die Testergebnisse der Kontrollgruppen, die am herkömmlichen Unterricht ohne Einsatz von Begriffslandkarten teilgenommen haben. Die rechte (gestrichelte) Kurve verdeutlicht die Testergebnisse der Versuchsgruppen, in denen das concept mapping nach festgelegten Kriterien zum Einsatz gekommen ist. Der Abstand zwischen den beiden Mittelwerten gibt (nach entsprechenden statistischen Berechnungen) die Effektstärke an. Nach Hattie (2009: 168; vgl. Kap. 2) beträgt die Effektstärke für das concept mapping d = 0.57.

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