Читать книгу Der Schrei der Kröte - Roland Benito-Krimi 1 - Inger Gammelgaard Madsen - Страница 19

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Er küsste eilig seine Frau zum Abschied, wühlte im Vorbeigehen ein wenig in den Haaren der Jungs. Wie gewöhnlich hockten sie auf ihren Zimmern und spielten auf ihren »Super Nintendo«-Konsolen. Sicher, das Wetter diesen Sommer war nicht unbedingt geeignet für Outdoor-Aktivitäten, aber die beiden hockten auch bei strahlendem Sonnenstein am liebsten vor ihren Bildschirmen. Mit unfreiwilliger Abscheu musste er zugeben, dass sie allmählich auch immer dicker wurden. Sie lebten eigentlich reichlich gesund, am Essen lag es also nicht; es musste die fehlende Bewegung sein. Allerdings war auch Sussi um die Hüften herum etwas breiter geworden – es würde ihn nicht wundern, wenn sie es sich, wenn er nachmittags nicht zu Hause war, mit Süßigkeiten und Kuchen im Wohnzimmer gemütlich machten. Vielleicht lag es auch bloß an Sussis Arbeit in der Bäckerei; ein Ort, der einfach zu verlockend war. Der Älteste zog, völlig in sein Spiel versunken, den Kopf von ihm weg, ohne seine Augen auch nur einen Moment vom Bildschirm zu lösen. Die Finger hämmerten schnell und geübt auf das Joypad. Töchterchen bekam noch einen raschen Kuss auf das Haferbreigesicht, als sie vom Kinderstuhl zu ihm heraufschaute. Dann knallte sie noch einmal den Löffel in den Brei, so dass es weit auf den Küchentisch spritzte. Es war ihr zu verzeihen, solange sie nur ein Jahr alt war.

Er war froh, als er das Haus verließ, aber als er in der Garage im Auto saß und den Schlüssel in die Zündung steckte, kam die Mutlosigkeit zurück. Es war danach so verdammt schwer geworden, seine Arbeit zu machen. Er hatte sogar schon überlegt zu kündigen und sich etwas anderes zu suchen, aber auch das würde schwierig genug werden, und am liebsten arbeitete er nun mal mit Kindern. Er war dafür ausgebildet worden. Das war seine Berufung. Vielleicht kam die Lösung ja ganz von selbst. Schließlich sprachen die Politiker immer wieder darüber, dass etliche Kinderhorte geschlossen werden müssten, um Millionen von Kronen zu sparen; vielleicht würde es das nächste Mal ja seinen Arbeitsplatz treffen – aber was wäre dann mit den Kindern?

Als er das Auto beim Kinderhort Søvej parkte und die Kinder auf dem Spielplatz sah, vergaß er seine Sorgen. Viele der Kinder im Hort hatten einen anderen ethnischen Hintergrund.

Ein paar der Kinder bemerkten ihn und winkten, begrüßten ihn fröhlich. Er trat durch die Tür. Ganz anders verhielt es sich mit den lieben Erzieherkollegen. Nur Ib, der pädagogische Helfer, sagte »Hallo, Jesper«. Es kam ihm so vor, als ob das Gespräch mit seinem Eintreten plötzlich verstummt sei und sich nun peinliches Schweigen breitmachte. Niemand fragte ihn, ob er schon vom Mord an Gitte gehört hatte, die in einem Container unweit seines Wohnortes gefunden worden war. Niemand fragte, wie er damit umging, dass gerade jetzt eine solche Geschichte auftauchte. Er nahm die Glaskanne aus der Kaffeemaschine und befüllte eine der Thermoskannen. Der Kaffee roch abgestanden. Während er mit dem Rücken zu den anderen im Schrank nach einer Tasse suchte, konnte er hören, wie sie einer nach dem anderen leise den Raum verließen. Nur Ib saß noch mit seiner Zeitung da, aber als Jesper sich nun zu ihm an den Tisch setzte, dauerte es nicht lange, bis auch er die Zeitung zusammenfaltete und sich mit einem entschuldigenden Lächeln zum Gehen wandte. Er hätte auf dieses Lächeln verzichten können. Jesper wusste, was sie alle dachten.

Er faltete die Zeitung wieder auf und las den Artikel über den Mord. Es stand nicht mehr drin als das, was er schon im Radio gehört und im Fernsehen gesehen hatte. Vermutlich musste er damit rechnen, bald einen Anruf von der Polizei zu bekommen. Jetzt nahmen sie gewiss alle ins Visier, die schon einmal unter Verdacht gestanden hatten oder wegen Pädophilie angezeigt worden waren. Auch wenn sie freigesprochen worden waren. Als er seinen Kaffee ausgetrunken hatte, erhob er sich und ging zu den Kindern hinüber. Sie waren die Einzigen, die ihn nicht beschuldigten. Und auch seine Familie nicht – zum Glück.

Der Schrei der Kröte - Roland Benito-Krimi 1

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