Читать книгу Der Schrei der Kröte - Roland Benito-Krimi 1 - Inger Gammelgaard Madsen - Страница 4

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Als er sich aufrichtete, versanken die blankpolierten neuen Schuhe, die er nur zu besonderen Anlässen trug, im Morast, und er wäre beinahe nach hinten umgekippt.

Das kribbelnde Gefühl von etwas Zerbrechlichem, das man zwischen den Fingern zerquetscht, überzog seine Haut auf unangenehme Weise. Gleichzeitig empfand er eine Heiterkeit, die an sexuelle Erregung erinnerte. Das Gefühl überraschte ihn – und dann auch wieder nicht. Es war wie damals mit den Kröten im Garten des Hauses seiner Kindheit, in den Pflanzen rings um den kleinen Gartenteich. Diese hässlichen, ekligen Kröten mit den Warzen auf dem Rücken! Plump und hilflos krochen sie über die gefliesten Gartenwege. Manche von ihnen waren genauso groß wie die Sohlen seiner Kinderschuhe. Wenn er auf sie trat, wedelten die kleinen Beinchen mit den vier kurzen Zehen, die wie amputiert aussahen, hilflos unter seinem Schuh. Der verzweifelt schreiende Heulton, den sie dann von sich gaben, ließ ihn nur noch fester treten. Bis er es knirschen hörte und es still wurde. Einige starben auch schweigend. Nicht alle Kröten konnten offenbar ihren Schmerz hörbar machen. Danach warf er die platten Leichen in den Gartenteich. Mama wunderte sich dann, welche Krankheit die Kröten wohl gehabt hatten, die da mit dem Bauch nach oben tot im Wasser lagen und zu riechen anfingen.

Er stand da, ließ die Arme herabhängen und streckte abwechselnd die Finger aus und ballte sie wieder zu Fäusten, um das kribbelnde Gefühl loszuwerden. Die Hose war an den Knien dreckig. Hektisch versuchte er die Erde wegzuwischen. Er atmete angestrengt, stoßweise, spürte den Schweiß als klebrige Schicht auf der Stirn. Die feuchte Luft war schwülwarm wie eine schwere Decke. Der Geruch von fauligen Blättern und Morast stieg ihm in die Nase. Die Panik kam schleichend und mischte sich mit dem Gefühl der Frustration. Er blickte sich um. Es war niemand da. Ein Glück, dass es regnete, das hielt die Leute im Haus. Er schaute zum Himmel auf und ließ den Regen in sein Gesicht prasseln. Die kleinen kalten Schläge der Tropfen auf seiner Haut ließen ihn leicht zusammenschaudern. Auch ein Gefühl, das er seit seiner Kindheit nicht mehr empfunden hatte. Mit geschlossenen Augen trank er das Wasser, das auf seine Lippen tropfte.

Unvermittelt blickte er auf sie hinab. Das Regenwasser hatte angefangen, sich in ihren Augenhöhlen zu sammeln. Der Körper war überraschend schwer, als er ihn aufhob. Ein Arm fiel schlapp nach unten, klatschte gegen seine Hüfte, als er im Regen zu laufen begann. Das Wasser strömte an ihren Wangen hinunter wie Tränen. Er spürte, wie ihm das Weinen im Hals hochstieg. Warum hatte sie geschrien? Er hasste dieses Heulen. Sie hätte einfach tun sollen, was er ihr sagte. Die Tränen mischten sich mit dem Regenwasser. Sie schmeckten salzig in seinem Mund.

Der Schrei der Kröte - Roland Benito-Krimi 1

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