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Dukes Grundausbildung in New York

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Lili hatte Duke früh gewarnt: »Im Vergleich mit Manhattan ist Rocket Ridge in Vietnam ein Kinderspielplatz!« Er erklärte sich das mit ihrer bezaubernden Unkenntnis darüber, was Krieg bedeutet. Aber sie blieb dabei. »Du bist lieb und sanft. So jemanden habe ich noch nie getroffen! Du willst nur das Gute auf der Welt. Aber hier, an diesem Ort, gibt es viele böse Menschen. Die Bösen.« Er lachte, dass er noch keinen einzigen dieser Bösen getroffen hätte. »Oh doch, das hast du. Du bist nur zu unschuldig, um sie zu erkennen. Du erkennst das Böse nicht.« Sie wollte ihn beschützen.

»Der Code sagt: Fürchte deinen Nächsten«, belehrte sie ihn.

»Haha, du bist lustig«, erwiderte er. Er hatte sich fest vorgenommen, Teil dieser Stadt zu werden.

Das soll man nicht verurteilen. Diese Gesellschaft bemüht sich aufrichtig um die Gleichheit aller. Die Mittel und Wege zu höheren Positionen unterliegen keinen Beschränkungen, der Weg nach oben steht jedem frei. Das Geraufe im Treppenhaus löst Panik aus. Jeder Straßenköter kann das bestätigen: eine klare Rangordnung macht das Leben leichter.

Einst, in der guten alten Zeit, war die Rangordnung in New York unkompliziert und stabil: ganz oben saß das alte Geld. Der New Yorker Teufel, dessen Großvater wegen Fahnenflucht aus Deutschland verbannt wurde, der Teufel, der gerade ganz oben sitzt, hätte es in dieser alten Ordnung nie zu etwas gebracht. Heute gibt es vor allem neues Geld, aber das hält sich nicht lang, und deswegen geht es auf und ab in der Rangordnung, kein Status ist mehr beständig, alle sind in Gefahr abzustürzen. Am besten versteckt man gleich die Brieftasche. Sich über Steuern beschweren, ja, aber dabei bloß nicht erwähnen, wie viel man zahlen muss.

Unter den nobleren New Yorkern ist Geldausgeben eine Ausscheidung geworden, die Diskretion verlangt. Die Adresse hat inzwischen als Titel kaum mehr Aussagekraft – in vergangenen Zeiten verriet sie alles: Sutton Place und Park Avenue für die altmodischen Reichen, Riverside Drive und Central Park West für die neumodischen Reichen, Clermont Avenue für die gut betuchten Akademiker. Heutzutage dient ein zum Fluss zeigendes Fenster in der schmuddeligen Spitze von Spanish Harlem und ein Monatsticket für die U-Bahn den Reichen für das Zurschaustellen ihrer Sparsamkeit. Wer etwas über Status lernen will, schaue sich lieber das Email-Adressbuch seines Forschungsobjekts an oder ein weiteres wichtiges Nachschlagewerk: den Terminkalender.

Als Duke in den Siebzigern nach New York kam, spielten in den Terminkalendern Debütantenbälle, Hochzeiten und Taufen keine Rolle mehr. Selbst Ehen waren nach einer vieltausendjährigen Geschichte von ihrem Platz als verlässliche Stütze im sozialen Gefälle gestürzt. Man sprach kaum noch über sie.

Zu heiraten war keine hinterwäldlerische Idee von Duke gewesen, wie dann fälschlicherweise jeder annahm, bloß weil Duke südlich der Mason-Dixon-Linie aufgewachsen war, wo der staatlich sanktionierte Menschenbesitz sich schon immer großer Beliebtheit erfreut hatte. Im Süden heirateten die Leute und blieben zusammen, bis sie ihren Ehepartner satthatten, und dann brachten sie ihn um.

Tatsächlich sprach Duke, nachdem er das Thema aufgebracht hatte, Lili gegenüber nie wieder davon. Ein volles Jahr verging. Sie »dateten«, sie waren »in einer Beziehung«, sie »lebten zusammen«. Eines Sonntags im Herbst breitete das Paar Buckys Decke auf dem Rasen im Park in der Nähe der West 76th Street aus, und Lili stellte ihren neuen roten Picknickkorb daneben. Über diese Anschaffung hatte sie tagelang nachgedacht, ging es doch um 4,99 Dollar. Sie gab ihr das Gefühl, als hätte sie sich endlich auf die verrückten Luftsprünge der Erwachsenen eingelassen. Plötzlich kam ihr eine Idee.

»Das ist mein Hochzeitsgeschenk für uns.« Duke starrte sie an.

»Du hast gefragt, ob ich dich heiraten will«, erinnerte sie ihn. »Vor einem Jahr.«

»Ja, stimmt. Da war ich noch kein New Yorker. Ich wusste nicht, dass man hier noch heiratet. Mr. Perkins meint, das Gesetz hat sich nicht in Privatangelegenheiten einzumischen.« Er schaute den Korb an. Noch hatte er an den Neuanschaffungen nichts auszusetzen. Lili schämte sich kurz und setzte dann zum Gegenschlag an.

»Mr. Perkins ist ein alter Spießer. Die werden sich noch alle wundern. Das muss ein richtiges Spektakel werden. Eine traditionelle Zeremonie, mit einer Kutschfahrt von der Fifth Avenue zur St. Patrick’s Cathedral. Der Mohr im Smoking, seine blonde Braut in einem Kleid mit langer Schleppe!«

Duke packte ihr Mittagessen aus.

»Ich will unser Bild in allen Klatschblättern sehen. Und einen Teppich aus weißen Lilien auf den Stufen zur Kathedrale. Und mein Vater muss ein Stück für die Orgel schreiben. Er hasst Orgelmusik, aber diese Bitte wird ihn rühren. Bucky wird sagen, dass man das Schicksal mit nichts so herausfordert wie mit einer bombastischen Hochzeit.« Duke arrangierte die Teller neu und legte die weißen Plastikgabeln und -messer daneben.

»Bombastisch heißt maßlos übertrieben«, sagte Lili.

Duke stellte die Coladosen hin. »Und teuer«, sagte er. »Wo ich herkomme, da kommen die Eltern der Braut für alles auf. Das Essen ist angerichtet. Ich möchte dich sehr gerne heiraten.«

»Meine Eltern werden auf keinen Fall ein großes Tamtam finanzieren«, bedauerte Lili. Sie saßen einander gegenüber, und in ihren verhaltenen Bewegungen und Blicken lag die gleiche tiefe Trauer.

»Wir können auch ohne großes Tamtam heiraten«, schlug Duke vor und wickelte ihre Sandwiches aus. »Wir müssen es ja noch nicht mal jemandem erzählen!«

»Nein. Ich will eine Riesenhochzeit. Ich habe immer davon geträumt.« Sie verzog die Mundwinkel und konnte einen Schluchzer nicht verbergen. »Enttäusch mich nicht.«

»Also gut. Abgemacht. Riesenhochzeit.« Sie entspannte sich. Strahlendes Glück, bis in alle Ewigkeit. Im Paradies feiern sie dieses Sandwich, die Zartheit dieses Wunderbrotes, den salzigen Aufschnitt, die stechende Schärfe des goldenen Senfs. Als Duke die Delikatesse gegessen und noch ein paar Minuten in der Sonne gebadet und Lilis warmen Körper an seinem gespürt hatte und ihn, ganz schlicht, für immer bei sich haben wollte, ließ er jeden Widerstand fallen und griff Lilis Vorschlag begeistert auf. Er rechnete laut vor, wie viel Geld sie bräuchten, um alles selbst zu bezahlen. Allein die Kutsche und die Kirche, schätzte er, würden eintausendfünfhundert Dollar kosten. Die konnte er sich unter einem Vorwand von Mr. Perkins leihen und in drei Monatsraten zurückzahlen, wenn er an den Wochenenden arbeitete.

Sie lagen rücklings ausgestreckt im Gras, der Himmel war königsblau, die Bäume standen still, Duke ging mit Lili die Zahlen durch, als sie es sich anders überlegte, sich umdrehte und sich neben ihn kauerte.

»Vielleicht sollten wir mit der Hochzeit noch warten.«

Sie sah, wie seine Mundwinkel kurz herabsanken und sich dann wieder nach oben bewegten. Er war auch damit einverstanden: »Oh, okay. Ja, lass uns warten.« Es war ihm nicht wohl dabei, sich Geld zu leihen, und es war ihm zu viel Aufmerksamkeit. Sie fand diesen unheilvollen Umschwung ihres Schicksals unerträglich. Wie konnte er nur warten wollen! Ohne zu denken, verlieh sie ihrem Schmerz Ausdruck und knallte ihm eine.

Sein Gesichtsausdruck veränderte sich wieder, erschlaffte, Duke schloss die Augen, sodass sie nicht erkennen konnte, was in ihm vorging. Ihre Hand schwebte über seinem Gesicht. Er verteidigte sich nicht. Er lag einfach da. Sie fing bitterlich zu weinen an, entsetzt darüber, was sie getan hatte, und legte sich auf ihn und presste ihre Nase so fest an seinen Hals, dass sie fast zu brechen schien. »Bitte verzeih, das wollte ich nicht! Aber deine Antwort war so brutal.«

Er ergriff ihr Gesicht mit beiden Händen, zog es zu sich heran und küsste sie stürmisch, als wäre sie ein verängstigtes Tier. Das Entsetzen darüber, dass seine Bereitwilligkeit, die Hochzeit abzublasen, nur um Lili zu gefallen, ihr eher weh getan hatte, hob seine Gewissensbisse wegen der öffentlichen Zurschaustellung seiner Gefühle auf. Er war zu blöd gewesen, um Lilis Bauernopfer zu durchschauen, während sie seinen Kuss zärtlich erregt erwiderte, weil er ihre Ohrfeige klaglos ertragen hatte und nicht aufgesprungen und weggegangen war, sondern sie trotz ihrer Fehler immer noch liebte. In Wirklichkeit hatte dieses Paar gar nicht die Wahl zwischen einer großen oder kleinen Hochzeit, denn sie trauten sich nicht einmal, einen so ungeheuren Plan irgendjemandem gegenüber zu erwähnen.

Schließlich brannten sie durch. Um ihre Spuren zu verwischen, hatten sie etwas über unaufschiebbare Zahnarzttermine zusammengelogen, ein Kniff, der beinahe aufgeflogen wäre. Der sonst so reservierte Mr. Perkins hatte unendliches Mitgefühl, wenn jemand an etwas litt, das mit dem Mund zu tun hatte, besonders, wenn es um Dukes Mund ging. Er wollte genau wissen, welcher Zahn es war, ob er pochte oder stach und der Schmerz jeden anderen Gedanken lähmte. War Duke womöglich hysterisch, und es gab überhaupt kein Problem? Der Mund eines Weinverkosters musste frei von Zahnfäule sein, denn kein Zahnarzt sollte ihm zu nahe kommen!

»Zeigen Sie mir die Stelle«, befahl er. »Vielleicht müssen Sie ja gar nicht zum Zahnarzt.«

»Ganz hinten«, stammelte Duke und schaute zur Wanduhr, während Mr. Perkins auf ihn zukam.

»Ganz hinten? Wahrscheinlich bloß eine Migräne. Ihr Zahnarzt will Geld verdienen«, rief Mr. Perkins. »Mund auf!«

Duke gehorchte, und Mr. Perkins spähte in die Mundhöhle, während Dukes Blick dem unerbittlichen Minutenzeiger folgte.

»Perfektes Gebiss«, erklärte Mr. Perkins und trat einen Schritt zurück. »Stornieren Sie den Termin. Die Schmerzen werden von allein vergehen. Ihren Zahnarzt sollten Sie feuern!«

Mr. Perkins genoss das Wort »feuern« und spürte dem Gefühl nach, wie die beiden Vokale rund und schwer in das Unterzungengewebe tropften und dadurch alle Zurückweisungen linderten, die ihm je widerfahren waren.

Zwanzig Minuten später, inzwischen »zu spät!« für den Arzttermin, wie Mr. Perkins feststellte, fiel Duke ein, dass er im Postamt einen Brief aufgeben musste.

»Bin gleich wieder da!«, sagte er zu seinem Mentor. Als Duke mit einer halben Stunde Verspätung aus der U-Bahnstation City Hall kam, stieg seine Braut aus einem Taxi. Sie sah aus wie eine kleine Plastikfigur von einer Hochzeitstorte.

Im Taumel ihres Glücks hatte sie siebzehn Dollar für ein ihrer Meinung nach wahrhaft prächtiges Hochzeitskleid bezahlt, secondhand, aber kaum getragen und aus hundert Prozent Polyester. Es war lang genug, um ihre Sandalen zu bedecken, weiß genug, um als hochzeitsweiß durchzugehen, und hauchdünn genug, um durch ein Kirchenschiff geführt zu werden. Im überfüllten Standesamt hatte nur sie ihren großen Auftritt. Duke hielt sich an den Rüschen fest, um sich zu beruhigen, und Lili hielt sich an einer Plastiktüte fest, in der ihre Straßenkleidung steckte.

Als der hässliche kleine Standesbeamte das Paar geringschätzig und desinteressiert musterte, als wären der farbige Bräutigam in Jeans und seine blonde Braut mit all dem Putz etwas Alltägliches, und die Frage stellte, ob sie die gesetzlichen Pflichten und Bürden, die sie auf sich nehmen wollten, »ganz und gar verstanden« hätten, schimpfte Lili: »Pflichten? Bürden? Wie können Sie so negativ reden! Hier geht’s um wahre Liebe!« Duke schaltete sich ein: »Sir. Wir verstehen ganz und gar die, die, die –«

»Gesetzeskacke. Es gibt keine Bürden«, murmelte Lili.

»Und wir sind Ihnen sehr dankbar für Ihre Besorgnis, aber sie ist überflüssig.« Woraufhin Lili von einem Lachen geschüttelt wurde, das so gewaltig und unbeherrschbar war wie ein schwerer epileptischer Anfall. Duke sah sie besorgt an. Lili krümmte sich, mit purpurrotem Gesicht. Der Friedensrichter, aus Angst vor einem Nervenzusammenbruch in seinen Räumen, sagte: »Bitte küssen Sie die Braut, damit sie still ist.« Und er tat es, und sie war es.

Anschließend tafelten sie in einem Deli, wo Lili sich in der Toilette wieder ihre Straßenkleidung anzog. Das Hochzeitskleid stopfte sie in den Mülleimer. Sie kehrten an ihre Arbeitsplätze zurück und rieben sich die Kiefer, als hätte ein Zahnarzt die Schmerzen dort verursacht und nicht ein »Ich will«. In dieser Nacht flüsterten sie einander »Mann« und »Frau« zu, und nur selten in der Geschichte der Menschheit haben zwei einfache Wörter jemanden so glücklich gemacht.

Alles war wie vorher, und niemand schöpfte Verdacht. Bucky machte Vlado darauf aufmerksam, dass das junge Paar fast »übertrieben ruhig« sei. Es gefiel ihr, wie die beiden das Wort »wir« benutzten – ohne Anstrengung und ohne den üblichen aggressiven Hochmut, der mit der ersten Person Plural unweigerlich ins Verderben führt.

Lili ging nicht mehr zu Dr. MacBride. Er hatte sie durch ihre Teenagerjahre begleitet und zweimal wöchentlich mit ihr telefoniert, als sie in Harvard war, doch als Duke auftauchte und ihr Vater seinen eigenen Therapeuten aus dem Familienkreis verbannte, hatte sie ihren Mittwochs-um-drei-Termin augenblicklich abgesagt und nie wieder von sich hören lassen. Früher hatte sie rasch im Leben vorwärtskommen wollen. Jetzt nicht mehr. Im Auge des Großen Glücks und des Großen Unglücks ist Ruhe. Es gibt dort keine offenen Fragen, und die Zeit steht still.

Es kam der Spätsommer, dann kam Jom Kippur. Im Nahen Osten war Krieg, und dauernd schauten Gäste bei den Stones vorbei, um sich gemeinsam um Israel zu sorgen. Wenn es den Stones wieder am Nötigsten, an Kaffee und Zigaretten, fehlte, holte Bucky Nachschub. Sie war gereizt und deprimiert, als sie ihre Tochter den Broadway entlangschlendern sah, jung und ohne Sorge. Bucky starrte ihr hinterher. Und Lili starrte auch. Sie hatte sich in einer polierten Fensterscheibe entdeckt. Ein folgenschwerer Moment. Die Achtzehnjährige kümmerte sich um ihre eigenen Belange – ihr Haar, zu einem straffen Knoten gebunden, das Baumwollhemd ein Segel, das schlaff von ihren Schultern fiel, als der Spiegel begann, mit ihr zu reden.

Spiegel belügen nicht jeden, nicht immer. Dieser hier sagte die Wahrheit. Bucky, einst die Göttin des Universums, zeigte er ältlich, übergewichtig, ihr Haar ein grauer Besen, Lili dagegen war wie neu, glitzernd, golden, sie würde ihre Mutter überleben und also überstrahlen. Ein ketzerischer Einfall weckte ihren Narzissmus aus seinem Schlaf auf. Sie war ihrer Mutter überlegen.

»Worüber freust du dich? Die Welt geht unter!«, fuhr Bucky sie an.

»Duke und ich haben geheiratet«, wisperte sie. Ganz ohne die Einflüsterungen ihres Therapeuten über »Wut« und »Enttäuschung« wurde Lili sich zum ersten Mal ihrer wahren Gefühle für Bucky bewusst und wünschte, ihre Mutter würde auf der Stelle tot umfallen.

Bucky fiel nicht tot um. Sie runzelte die Stirn, nur ihre Hand, die gerade noch eine Tüte mit Einkäufen gehalten hatte, ließ los.

»Lili und ich haben geheiratet«, sagte Duke im selben Moment.

Er hatte Mr. Perkins in den Norden Manhattans begleitet, in den Augen seines Chefs also Feindesland, zu einem Termin mit einem Millionär. Der Millionär entpuppte sich als kleiner Angeber, kaum älter als Duke, mit geföhntem blondem Haar. Er hatte beschlossen, unbedingt einen Weinkeller in seinem Penthouse an der Upper East Side haben zu müssen. Der werte Herr hatte Mr. Perkins selbst die Tür geöffnet und dann instinktiv gezögert, als Duke ihm hineinfolgen wollte. Er lächelte, indem er seine strahlend weißen Zähne aufeinanderlegte. Sein Blick wurde finster, als er Duke sah.

»Mr. Baste, das hier ist mein Kollege«, sagte Mr. Perkins mit leicht übertriebenem Pomp. »Mr. Butler, genauso wie der englische Schriftsteller.« Der Gastgeber verstand nicht, aber er trat trotzdem zurück. »Komm schon!«, blaffte Mr. Perkins zu Duke. Er schob den Hausherrn mit seiner Aktentasche zur Seite. Sie betraten das kühle Foyer.

Duke kannte bislang nur den schlichten, von Büchern überwucherten Haushalt der Stones am Riverside Drive. Die mit Glanzlichtern und Ornamenten ausstaffierte Einrichtung hier war mehr nach seinem Geschmack. Inzwischen war eine ähnlich herausgeputzte Ehefrau aufgetaucht. Wie ein Gemälde hing sie im Hintergrund herum, bis sie schließlich sagte: »Ich trinke nur Cocktails …« Der Gastgeber kniff sie in den Po. Mr. Perkins und Duke wendeten ihren Blick ab und hörten ihn flüstern: »Es interessiert hier keinen, was Mrs. Baste gerne trinkt. Vor allem, wenn sie noch nicht Mrs. Baste ist.« Sie blieb bockig stehen, und der Kunde führte seine Gäste einfach um sie herum. Seine Schuhe waren zu dreckig für den glänzend sauberen Boden, fand Duke. Tief in seinem Hinterkopf bildeten sich Urteile, doch einstweilen blieben sie nur schemenhaft. »Sie haben es wirklich schön hier«, sagte er. Mr. Perkins warf ihm einen vernichtenden Blick zu, während der Hausherr ihn einfach ignorierte.

Es war bisher nicht Dukes Art gewesen, sich über irgendwen oder irgendwas zu ärgern. Verärgert waren die anderen, und er war dankbar, wenn dieser Ärger sich nicht gegen ihn richtete. Sie gingen in den Keller. Mr. Perkins arbeitete schnell. Als sie wieder oben waren, setzten sie sich alle drei an einen langen Mahagonitisch, in dessen Holz sich die Ellbogen und Gesichter spiegelten, und es wurde ein Scheck ausgestellt. Adrenalin lag in der Luft. Der Kunde suchte trotzdem nicht das Weite, obwohl ihm sein Körper dazu riet.

»Wollte Mr. Baste nicht zahlen?«, fragte Duke, als er Mr. Perkins hinaus in die Hitze des Altweibersommers folgte.

»Wer will das schon«, erwiderte Mr. Perkins. »Auch ein wohlerzogener Hund gibt seinen Knochen nicht her, ohne leise zu knurren. Und so ein junger Erbe schon gar nicht.«

Mr. Perkins schob ihn ins Taxi und schwieg. Er sah mürrisch aus. »Wahrscheinlich gehört das Haus seinem Vater. Nur die Freundin, die hat sich der Junior selbst erarbeitet. Hoffentlich heiraten sie. Dann wird sie ihn nämlich so richtig quälen. Satan persönlich hat die Ehe erfunden, um sich einen Spaß zu machen.«

»Sir, Sie sollten wissen, dass Lili und ich geheiratet haben«, gestand Duke und starrte auf seine neuen Budapester.

Als Bucky das forsch-fröhliche Wort »geheiratet« hörte, fiel ihr die Milchpackung aus der Hand, der Inhalt spritzte in alle Richtungen, der Kaffee rollte davon, und die Zigaretten verteilten sich in alle Winde. »Jetzt schau, was du angerichtet hast!«, sagte Bucky und musste dann lachen.

Mr. Perkins reagierte überhaupt nicht. Eine Weile starrte er einfach nur aus dem Fenster und ignorierte seinen Begleiter. Er war selbst einmal »verliebt« gewesen, aber unter viel zu schwierigen Bedingungen. Es war lange her, und er wollte sich nicht daran erinnern, aber er erinnerte sich. Endlich sagte er etwas. »Meinen Glückwunsch, Mr. Butler. Und wenn Ihr Herz durch die Mangel gedreht wird oder vor Langeweile und Widerwillen verrottet, dann haben Sie mein Mitgefühl. Wahre Liebe gehört auf die Leinwand, nicht in die eigenen vier Wände.«

»Vielen Dank, Sir«, sagte Duke. »Aber es wird schon gut ausgehen.«

Schwarz und Weiß

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