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Kleinere Ehescharmützel

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Eines Abends lud Dukes Frau Kolleginnen aus dem Krankenhaus zum Dinner ein. »Ihre Freundinnen«, nannte sie diese Krankenschwestern. Duke hörte, wie Lili ihnen am Telefon nach dem Munde redete und sie das Datum bestimmen ließ. Am Tag des Dinners war sie in heller Aufregung. Was sollten sie essen? Duke wollte sich nicht freiwillig anbieten zu kochen. Ihm fiel niemand ein, den er »Freund« nennen würde. Sie war seine beste Freundin.

Als er abends aus dem Weinladen nach Hause kam, hatte Lili mehrere Pizzapackungen in den Backofen gesteckt, um sie warm zu halten. Duke ging ins Schlafzimmer, wo er das Dinner heil überstehen wollte. Es klingelte, und er rührte sich nicht. Kurz darauf klopfte Lili an und flüsterte: »Hilf mir, bitte!« Und dann, zur Entschuldigung: »Sie wollen Cola.«

Er stolzierte ins Esszimmer. Einen farbigen Mann hatten sie in Lilis Wohnung nicht erwartet. Sie sprangen von den Stühlen auf, in großer Verlegenheit.

»Meine allerbesten Freunde auf der ganzen Welt!«, sagte Lili und stellte sie alle namentlich vor. Fade Namen. Ein tiefschwarzes Gesicht und darüber eine geglättete Haarkrause, die nach Toast roch. Das war Nancy. Ein junger Arzt, der Mann von Linda, der schlanken Krankenschwester mit dem Rotschopf. Dr. Mays. Nur Linda nannte ihn »Billy«, alle anderen sagten »Doktor«. Er wirkte schwächlich und blasiert, ein Hahn im Stall voller Hühner.

Duke sah Lili an, als er fragte, ob die Gäste etwas Wein probieren wollten. Einen, der zur Pizza passte. Er habe da etwas Besonderes, erklärte er. Und Lili sah in die Runde und versicherte: »Es ist wirklich sehr, sehr guter Wein.«

Duke sah über die Köpfe hinweg, wie er es bei Mr. Perkins gesehen hatte, wenn ihn etwas irritierte. »Wir sind nicht knickrig mit unserem Wein.«

Das Wort »knickrig« schlug ein und machte der Runde Angst, nur der schwarzen Nancy nicht, der nichts auffiel. Alle wollten Weingläser, ohne zu wissen, wie man sie hielt. Duke entschied sich für eine Flasche Napa Fume Blanc, die er selbst kosten wollte. Er teilte gerne, selbst mit diesen Leuten. Duke bediente, ohne Hintergedanken, Nancy als Erste. Sie wirkte betreten – weil er sie als Erste bedient hatte, wie er annahm. Er schenkte den anderen ein. Die Runde hob ungeschickt ihre Gläser hoch. Nur Nancy rührte ihr Glas nicht an. Und dann sah Duke ihren Bauch.

Eine große, runde, infernalische Waffe. Sie hatte sich einfach an seinen Tisch gesetzt.

»Starrst du Nancys schönen Bauch an, Duke?«, frotzelte Lili. »Willst du, dass ich auch so einen kriege? Das lässt sich arrangieren. Und, keine Sorge, falls ihre Wehen einsetzen, wissen wir Mädels, was zu tun ist!«

Alle Mädels kicherten. Nancy war stolz und gelassen. »Wenn es hier saubere Handtücher und eine brauchbare Schere gibt, werden wir zurechtkommen«, sagte Dr. Mays.

Das Lächeln saß starr in Dukes Gesicht. Die siebzehn dafür notwendigen Muskeln schmerzten langsam. Lili bezog ihn in die Unterhaltung ein, indem sie den Gästen Geschichten über die jüngsten Reisen ihres Mannes zu französischen Schlössern erzählte und die höhlenartigen Weinkeller beschrieb, den durchdringenden Geruch nach Eichenholz, die pichelnden Aristokraten und ihr durch einen Kettenpanzer komplizierter Familiennamen geschütztes Selbstwertgefühl – sie hätten Duke im großen Saal alten Wein zu sahniger Gänsestopfleber serviert.

Duke sah, wie gern die Gäste sich belügen ließen. »Lili kann fast alles viel besser beschreiben als ich«, warf er ein. Dann fachsimpelten die Damen über das Krankenhaus, bis Dr. Mays sich die Ohren zuhielt und sagte, dass er den ganzen Tag über nichts anderes höre und ob sie bitte das Thema wechseln könnten. Mit einiger Anstrengung gelang es der Gesellschaft, ein Gespräch über Filme in Gang zu setzen, die sie gesehen, und Konzerte, die sie besucht hatten – offenbar hatten sie für die Karten sogar Schlange gestanden.

Duke öffnete einen Bordeaux, von dem Lili sagte, er sei ein Geschenk des Baron Rothschild. Wenn sie etwas wahrhaft Exzellentes probierten, würden sie dessen Bedeutung vielleicht begreifen! In der Tat brachen sie allesamt in Begeisterungsrufe aus, bis auf Nancy, die »nichts trinken durfte«. Wie sie das sagte, die Hand auf dem beladenen Bauch, trieb Duke den Schweiß auf die Stirn. Er trank jetzt hemmungslos. Lili führte das große Wort. Sie stellte fest, dass ihre Lebensgeschichte in vielen Punkten mit der von Dr. Mays übereinstimmte.

Zum Beispiel ihre Geburtstage (»Ich kann nicht glauben, dass wir beide Schütze sind!«) und die Namen von Verwandten (»Meine eine Großmutter hieß ebenfalls Helena!«), und als herauskam (»Nach so vielen Monaten, in denen wir uns auf dem Flur über den Weg gelaufen sind.«), dass sie beide in ihrer Freizeit gern weiße Kleidung trugen, erklärte sie, dass ihre Freundschaft ewig währen würde.

Duke war zu betrunken, um weiter zu lächeln. Die Unterhaltung schleppte sich durch ein flaches eintöniges Gelände, während er sich vorstellte, wie Nancy ihm einen tropfenden schwarzhäutigen Säugling überreichte, mit den Worten: »Sag Hallo zu deinem Daddy!«

Endlich sahen die Gäste auf die Uhr. Zwei mussten zurück zu ihren Babysittern. Dr. Mays half Nancy beim Aufstehen. Sie legte sich die Hände stolz auf den Bauch und sagte: »Es tritt mich wieder.«

Duke sprach mit zu lauter Stimme. Er war noch nie zuvor betrunken gewesen. »In Hanoi habe ich gesehen, wie ein paar von unsern Jungs einer schwangeren Frau in den Bauch getreten haben«, sagte er. Plötzlich schnitt er eine alberne Grimasse und wurde sie nicht mehr los. Eine finstere Miene hinter einer Maske des Lächelns. Er wusste, wie unpassend das war. Er hatte die Kontrolle über seine Gesichtsmuskeln verloren. Für weitere Erklärungen war er zu müde, und er schwankte zum Schlafzimmer. Er knallte die Tür von innen zu.

Lili überspielte die Sache und erzählte ihren Gästen etwas über den traumatisierenden Einsatz in Vietnam. Duke habe eine furchtbare Bauchverletzung davongetragen, behauptete sie. Nancy guckte skeptisch. Die anderen akzeptierten Lilis Erklärung. Ja, natürlich, er war in Vietnam verwundet worden, das lag auf der Hand. Sie kehrten 100 Riverside Drive den Rücken, glücklich »besorgt« über die Gastgeberin.

Lili fiel ein, dass sie aufräumen könnte, da es ja ihre Party gewesen war, aber wie die Dinge lagen, fand sie es nicht nötig. Stattdessen legte sie sich zu Duke ins Bett, im Dunkeln, badete in seiner Wärme und atmete seinen Geruch ein. Sie war sehr einsam. Er schlief sehr tief.

Schwarz und Weiß

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