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Beiden ging es beschissen. Da machte Mozart Antônio den Vorschlag in eine Bar zu gehen, in der Oi spielte. Der Sohn Tiagos war kein Musikfreak wie Mozart, doch wenn Oi eine Vorstellung gab, musste er hingehen. Der Mann war unglaublich.

Oi hieß so, weil »Hallo« das einzige Wort war, das er ohne zu stottern aussprechen konnte.

Deshalb sprach er nie.

Er sagte immer nur ein Wort:

Oi

Man kannte ihn in ganz Brasilien, da er in mehreren landesweiten Shows im Fernsehen aufgetreten war. Er hatte das Talent Musikinstrumente, die er nicht kannte, auf Anhieb perfekt zu spielen. Gab man ihm ein Instrument, welches er noch nie gesehen hatte, jamte er damit, als hätte er es erfunden. In einer Show kam es dazu, dass Oi die Bassline eines Liedes nachspielte, die ein berühmter Bassist kreiert hatte, obwohl er noch nie in seinem Leben einen Bass gespielt, geschweige denn, einen besessen hätte. Der Bassist hatte mit seiner Band das Lied zum Besten gegeben. Oi wurde im weiteren Verlauf der Show vom Showmaster eine Bassgitarre in die Hand gedrückt und er sollte sein Talent beweisen. Er hatte nur genickt. Die Band fing an, das Lied anzustimmen und Oi legte los.

Das Publikum, einschließlich des Showmasters, war von Ois Performance hingerissen und dem Bassist klappte im Verlauf der Darbietung die Kinnlade mehr und mehr herunter und die Augen gingen immer weiter auf. Nachdem der Song beendet war und der Moderator den Bassist ansprach: »Eigentlich muss ich sie ja nicht fragen, wir haben es ja alle gehört, aber was halten sie denn von Ois Vortrag?«, geriet der komplett aus dem Häuschen: »Wow! Das war Wahnsinn! Absoluter Wahnsinn! Mir fehlen die Worte. Ich habe in meinem ganzen Leben so etwas noch nie gesehen, geschweige denn gehört. Und ich habe schon viel gesehen und gehört!« Dann fing er an laut zu lachen, machte das Daumen-hoch-Zeichen und klopfte Oi auf die Schulter.

»Wie der Kerl hier die Lines und Töne aus dem Instrument gequetscht hat, ist phänomenal. Er hat die Bassline besser gespielt als ich. Hat noch Variationen eingebaut, die mir nie eingefallen wären. Absoluter Wahnsinn! Für manche Griffe habe ich Jahre üben müssen und er lernt das mal kurz nebenbei, zwischen Essen und Abspülen. Der Mann ist ein Genie. Wenn er richtig übt, kann ich mir gar nicht vorstellen, was er noch alles mit dem Bass anstellt. Der Kerl ist genial!«

Doch Oi war das egal. Der Ruhm interessierte ihn nicht, auch nicht was aus ihm werden könnte.

Er war genügsam.

Er wollte nur gute Laune verbreiten und spielen.

Spielen, was die Leute hören wollten, das wollte Oi.

Gefiel es diesen, gefiel es Oi und er war glücklich.

Und jeder wurde eingefangen von diesem Glück.

Er nahm immer alle mit.

Er ließ nie jemanden stehen.

Oft gab er gefühlvolle Lieder zum Besten, die gefielen ihm am meisten.

Wie auch den Leuten, denen er sie vortrug.

Am Ende des Tages tauchte er immer wieder in der Rocinha, seiner Heimat, auf und erheiterte die Menschen mit seiner Musik. Seine Menschen. Die Bewohner seiner Favela. Stets mit seiner Gitarre in der Hand, denn die liebte er. Auf ihr konnte er seine schönsten Lieder spielen.

Tödlicher Samba

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