Читать книгу Tödlicher Samba - Jack Franklin - Страница 16

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Mozart wollte nicht »die Pussy« sein.

Mozart war ok, Pussy nicht.

Er war in Reizhos Haus und kochte gerade Kaffee, als er hörte, wie jener laut ausschrie: »Dieser verdammte Tiago! Der scheiß Pfaffe macht noch alles kaputt! Früher war er noch die Drecksau vom Dienst und hat mit seinem Cop-Kumpels Leute abgeschlachtet und nun spielt er sich als Heilsbringer,

als lebendiger Jesus auf, dieser Wichser! Aber der wird mich noch kennenlernen, was glaubt er denn eigentlich, wer er ist, diese miese Polizistenfotze? Ich leg‘ ihn um, dieses dumme Schwein!« Dann brüllte er: »Wo ist der scheiß Conselheiro?! Wenn man ihn braucht, ist er nie da! Vierauge, wo ist der

Scheißtyp?!!«

»Ich habe keine Ahnung, er war vorhin da und ist vor einer halben Stunde rausgegangen …«, antwortete Vierauge ängstlich.

»Was stehst du dann noch dumm herum, besorg‘ mir sofort diesen idiotischen Conselheiro! Jetzt gleich! In fünf Minuten steht er vor mir, oder ich schneide dir ein Ohr ab!!!«, schrie Reizho ihn an.

Die Beine in die Hand nehmend raste Vierauge aus dem Haus. Er hatte Glück, kaum war er draußen, sah er Conselheiro mit seinen Bodyguards die Straße hochkommen, rannte in seine Richtung und rief ihn. Als er ihn erreicht hatte, sprach er völlig aufgekratzt: »Conselheiro, Reizho flippt gerade total aus. Er sucht dich und will dich sofort sehen!«

»Ist mir egal, soll er doch ausflippen. Ich brauche erst einmal einen Kaffee.«

»Conselheiro, wenn ich dich nicht sofort zu ihm bringe, will er mir ein Ohr abschneiden!«

Der Conselheiro lachte auf: »So, so, heute ist es also ein Ohr. Na, sei froh, sonst sind es doch eher Köpfe, wie du weißt.« Vierauge wurde extrem nervös: »Der Boss verliert langsam die Kontrolle über sich und das lässt er dann an mir ab, obwohl ich gar nix dafür kann! Bitte gehe gleich zu ihm - ich bitte dich!«, flehte er ihn an.

»Was hat er denn schon wieder?«

»Es ist wegen dem Priester, Tiago. Der hat ihm gedroht.«

»Tja, Vierauge, dein Herr und Meister hört erst zu, wenn es zu spät ist. Vielleicht sollte er dir dein Ohr tatsächlich abschneiden und es sich ankleben. Drei Ohren hören besser als zwei und deine scheinen ja noch in Ordnung zu sein, während ich bei Reizho meine Zweifel habe. Nur müsstest du dir dann deine Brille an deinen Kopf kleben«, sagte der Conselheiro und schmunzelte.

»Conselheiro, bitte hilf mir! Bitte, gehe zum Dono, bitte, bitte, bitte!!! Ich stehe in deiner Schuld, wenn du das tust. Du kannst alles von mir haben, was du willst«, flehte Vierauge verzweifelt.

»Naja, das kann ich sowieso. Beruhige dich. Ich denke bei Reizho liegt es eher daran, dass das Gehörte nicht in sein Hirn vordringt und da bringen drei Ohren auch nicht viel. Also, mache dir keine Sorgen, du wirst dein Ohr behalten.«

Inzwischen waren sie im Haus angekommen und der Conselheiro steuerte den Raum an, aus dem man das Schreien und Fluchen von Reizho hören konnte. Als er ihn betrat, schrie ihn der Dono der Rocinha ärgerlich an: »Conselheiro, wo treibst du dich herum?!! Du bist nie da, wenn man dich braucht!«

»Erstens: bin ich da. Zweitens: habe ich Kopfschmerzen, also bitte brülle nicht so laut und drittens: brüllen bringt nichts. Hast du schon Mal jemanden erlebt, der in seiner Wut logisch, überlegt und konzentriert handelte? Immer mit der Ruhe. Ich habe schon gehört, dass dir der Pfarrer nun offen gedroht hat. Aber ich habe es dir schon vor Wochen gesagt: Der Typ muss weg. Doch du willst ja nicht hören und brüllst lieber herum. Auf der anderen Seite hast du aber Angst wie ein Baby, dass dir seine Kumpels von der Elitetruppe in den Arsch treten.«

»Was fällt dir ein, so mit mir zu reden? Ich habe dich zu dem gemacht, was du bist. Wenn ich will, bist du im Nu Futter für die Hunde.«

Der Conselheiro grinste: »Weißt du was, rauche erst einmal einen großen Joint und dann komme ich wieder.«

In dem Moment zog der Boss der Rocinha seine Knarre, aber der Conselheiro zog seine schneller.

»Lass‘ gut sein Reizho. Wie gesagt, rauche einen Joint, komm‘ runter und dann erledigen wir das.« Innerhalb einer Sekunde war der Dono ruhig: »Sorry, hast ja Recht. Dieser scheiß Tiago. Der ist wie ein rotes Tuch für mich. Wenn ich den Namen nur höre, könnte ich ausrasten. Und dann ist er auch noch Pfaffe und ich hasse es Pfaffen umzulegen, auch wenn sie mal Cops waren. Davor habe ich echt Respekt. Meine Mutter würde sich im Grab umdrehen, obwohl sie keine Heilige war.«

»Sorry Reizho, aber ich schätze deine Mutter rotiert auch so schon in ihrem Grab. Da macht der Pfarrer auch nicht mehr viel aus.«

Beide verfielen in schallendes Gelächter.

Reizho drehte sich einen riesigen Joint und zog genüsslich daran.

»Weißt du, ich kann mir nicht vorstellen, dass einer kommen und ihn rächen wird. Tiago war, soviel ich gehört habe, auch bei seiner Truppe ein Querulant. Er hatte zwar Kumpels dort, aber ich denke keiner würde sein Leben aufs Spiel setzen. Vielleicht, wenn viel Geld im Spiel wäre, aber nur wegen Vergeltung … vergiss es. Viele haben Familie. Andererseits müsste hier schon eine Armee einrücken, um dir gefährlich zu werden und so beliebt war er nicht. Und vergiss nicht, einige sind auch tot, denn er ist ja auch schon eine geraume Zeit weg. Für die meisten ist der schon lange Geschichte. Außerdem, was willst du machen? Warten bis er alle gegen dich aufgewiegelt hat?«, fragte der Conselheiro.

»Nein!! Jetzt ist Schluss!!«, protestierte Reizho laut. »Und wenn seine Kumpels kommen!!! Ist mir jetzt auch egal!! Ich dachte erst, Ledo soll ihn umlegen. Aber ich möchte nicht, dass er so unauffällig stirbt. Das muss ein Spektakel sein. Sie müssen sich fürchten. Das muss so abschrecken, dass es kein Pfaffe mehr wagt, einen Aufstand anzuzetteln wie Tiago. Ich sagte dir ja vorhin, dass der Pfaffe sich wie ein lebender Jesus aufführt und wenn er Jesus sein will, dann werde ich ihn ans Kreuz nageln lassen, wie sein Vorbild. Und dann lass‘ ich ihn abfackeln. Lasse ihn rösten, wie ein Schwein. Da kann er dann ein leuchtendes Beispiel sein, für alle, die ihn nachahmen wollen. Jeder soll sehen und hören, wie er leidet. Den stelle ich mitsamt seinem Kreuz mitten in der Rocinha auf.«

Der Conselheiro sagte nachdenklich: »Mann, das ist sehr, sehr mies. Das ist sehr grausam. Ich habe mal gelesen, dass Kreuzigen der schmerzvollste Tod wäre. Kein Römer wurde so getötet, weil es zu grausam war. Wenn du das tust, werden die Leute denken, du bist ein Tier.«

»Das ist mir egal!! Sollen die denken, was sie wollen. Ich finde die Idee gut! Das sorgt für Aufsehen. Unser Tiago, lebendig ans Kreuz genagelt. Das schreckt ab! Kein Pfaffe wird sich mehr wagen, mir in die Angelegenheiten zu pfuschen. Wenn ich darüber nachdenke, tut er selbst mir richtig Leid, aber wie du immer sagst: Geschäft ist Geschäft. Und er wollte es nicht anders. Ich habe ihn oft gewarnt. Nun ist Feierabend!! Juarez und João sollen ihn abfangen und zu mir bringen.«

Tödlicher Samba

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