Читать книгу Ulysses - James Joyce - Страница 7
ОглавлениеUnentrinnbare Modalität des Sichtbaren: das mindestens, wenn nicht mehr, durch meine Augen gedacht. Signaturen von allerlei Dingen muss ich hier lesen: Seelaich und Seetang, die sich nähernde Flut, dieser rostfarbene Stiefel. Rotzgrün, silberblau, rost: gefärbte Zeichen. Grenzen des Diaphanen. Aber er fügt hinzu: in Körpern. Dann erkannte er ihre Körperlichkeit, bevor er ihre Farbe erkannte. Wie? Dass er sich den Schädel dagegen stiess, gewiss. Langsam. Kahl war er und Millionär, maestro di color che sanno. Grenze des Diaphanen in. Warum in? Diaphan, adiaphan. Kann man die fünf Finger hindurchstrecken, ist es ein Tor, wenn nicht, eine Tür. Schliesse die Augen und sieh.
Stephan schloss seine Augen, wollte hören, wie seine Stiefel krachend Muscheln und Tang zermalmten. Irgendwieso gehst du hindurch. Ich tue es, ein Schritt auf einmal. Ein sehr kurzer Raum der Zeit durch sehr kurze Zeiten des Raumes. Fünf, sechs: das nacheinander. Genau: und das ist die unentrinnbare Modalität des Hörbaren. Öffne deine Augen. Nein. Jesus! Fiele ich über eine Klippe, die beetles o’er his base, fiele ich unentrinnbar durch das nebeneinander. Ich finde mich im Dunkeln ganz gut zurecht. Mein Eschenschwert hängt mir an der Seite. Tappe mit ihm: sie tun es. Meine zwei Füsse in seinen Stiefeln sind am Ende seiner Beine, nebeneinander. Klingt feste: geschaffen durch den Holzhammer des Los Demiurgos. Gehe ich den Sandymount-Strand entlang in die Ewigkeit? Krach, krich, krach. Geld der wilden See. Schulmeister Deasy kennt die all’.
Kommst du mit nach Sandymount,
Madeline, die Stute?
Rhythmus beginnt, siehst du. Ich höre. Ein katalektischer Tetrameter aus marschierenden Jamben. Nein, Imgalopp, deline die Stute.
Öffne jetzt deine Augen. Ich will. Einen Augenblick. Ist seitdem alles verschwunden? Wenn ich sie öffne und mich für immer in dem dunklen Adiaphanen befinde. Basta! Ich will sehen, ob ich sehen kann.
Sieh jetzt. Dort die ganze Zeit über ohne dich: und ewig soll sein endlose Welt.
Vorsichtig kamen sie die Stufen von Leahy’s terrace hinunter, Frauenzimmer: und den abschüssigen Strand hinunter, schlapp, ihre verrenkten Füsse sinken in den schlammigen Sand. Wie ich, wie Algy, auf dem Wege zu unserer mächtigen Mutter. Nummer eins schwang schwer ihre Hebammentasche, die Musspritze der anderen stiess in den Strand; aus der Stadtfreiheit, auf Urlaub. Frau Florence MacCabe, Hinterbliebene des verstorbenen Patk MacCabe, tief betrauert, aus der Bride Street. Eine aus ihrer Schwesterschaft zerrte mich quietschend ins Leben. Schöpfung aus dem Nichts. Was hat sie in der Tasche? Eine Missgeburt mit schlappender Nabelschnur, in rötliche, beruhigende Wolle verpackt. Die Schnüre aller sind rückwärts vergliedert, geflochtenes Kabel allen Fleisches. Deshalb mystische Mönche. Wollt ihr sein wie Götter? Blickt in euren Omphalos. Hallo! Hier Kinch. Verbinden Sie mich mit Edenville. Aleph, Alpha: null, null, eins.
Gattin und Gefährtin des Adam Kadmon: Heva, nackte Eva. Sie hatte keinen Nabel. Sieh. Unbefleckter Bauch, schwellend dick, ein Schild aus strammem Pergament, nein, weissgehäuftes Korn, östlich und unsterblich, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Leib der Sünde. In sündiger Dunkelheit wurde auch ich ausgetragen, gemacht und nicht gezeugt. Von ihnen, dem Mann mit meiner Stimme und meinen Augen und einem Geisterweib, dessen Atem nach Asche riecht. Sie umschlangen sich, trennten sich, taten des Kupplers Willen. Von Ewigkeit her wollte Er mich und kann mich jetzt nicht für alle Ewigkeit wieder vernichten wollen. Eine lex eterna steht um Ihn. Ist das denn die göttliche Substanz, in der Vater und Sohn consubstantiell sind? Wo ist der arme gute Arius, um Schlüsse zu versuchen? Sein Leben lang kämpfte er herrlich gegen die Lehre von der Contransmagnificenzjudebangtantialität. Häresiarch, über dem ein böser Stern steht. Auf einem griechischen Wasserklosett hauchte er sein Leben aus: euthanasia. Mit perlengeschmückter Mitra und Krummstab, auf seinem Thron sicher sitzend, Witwer eines verwitweten Bischofssitzes, mit hochgestreiftem Omophorion, mit beschmiertem Hintern.
Wind umtobte ihn, schneidender, scharfer Wind. Sie kommen, Wogen. Die weissmähnigen Seehengste, beissend, hellwindgezäumt, die Renner des Mananaan.
Ich darf seinen Brief für die Zeitungen nicht vergessen. Und dann? Das Ship, halb eins. Sei nebenbei vorsichtig mit dem Geld wie so’n richtiger Treuendorf. Ja, das muss ich.
Sein Schritt wurde langsamer. Hier. Gehe ich nun zu Tante Sara oder nicht? Meines consubstantiellen Vaters Stimme. Hörtest du nicht kürzlich von deinem Künstler Bruder Stephan? Nein? Sicher, dass er nicht unten in Strasburg terrace bei seiner Tante Sally ist? Konnte er denn nicht ein wenig höher fliegen, was? Und und und und, Stephan, erzähle uns doch, wie es Onkel Si geht. O, drucksender Herrgott, wohin bin ich geraten? Die Jungens oben auf dem Heuboden. Der betrunkene, kleine Bureauvorsteher und sein Bruder, der Cornetbläser. Sehr feine Herren. Und der schielende Walter, der seinen Vater immer nur herrzt, immer nur so. Herr. Ja, Herr. Nein, Herr. Jesus weinte: und kein Wunder, bei Christus.
Ich ziehe die schnaubende Glocke an ihrer fensterladigen Hütte: und warte. Sie halten mich für einen Gerichtsboten, äugeln vorsichtig, ohne dass ich sie sehen kann.
«Es ist Stephan, Herr.»
«Lass ihn rein. Lass Stephan rein.»
Ein Riegel wird zurückgeschoben, und Walter bewillkommnet mich.
«Wir dachten, du wärest jemand anders.»
In seinem breiten Bett liegt Nonkel Richie, bekisst und bedeckt, streckt über den Hügel seiner Knie einen starken Vorderarm. Sauberbrüstig. Das obere Quartal hat er gewaschen.
«Morgen, Neffe.»
Er schiebt das Schossbrett beiseite, auf dem er seine Spesenrechnungen aufzeichnet für Master Goff und Master Shapland Tandy, legt Bestätigungen, Anfragen und einen Gerichtsbefehl des Duces Tecum zusammen. Ein Sumpfeichenrahmen über seinem kahlen Kopf: Wildes Requiescat. Er pfeift dröhnend und irreführend, Walter kommt wieder.
«Ja, Herr?»
«Malzschnaps für Richie und Stephan, sag das der Mutter. Wo ist sie?»
«Badet Crissie, Herr.»
Papas kleiner Bettgenosse. Liebesklümpchen.
«Nein, Onkel Richie. . . .»
«Nenne mich Richie. Der Teufel hol euer Lithiumwasser. Es deprimiert, Whusky!»
«Onkel Richie, wirklich. . . . »
«Setz dich, oder beim heiligen Schemel Gottes, ich schlag dich nieder.»
Schielend sucht Walter vergebens nach einem Stuhl.
«Er hat nichts, worauf er sitzen kann, Herr.»
«Er hat nichts, worauf er ihn setzen kann, du Esel. Hole unseren Chippendale-Sessel. Willst du was essen? Nun mal nicht gefackelt, ein ordentliches Stück gebratenen Speck und einen Hering dazu? Sicher nicht? Um so besser. Wir haben auch nichts im Haus als Pillen gegen Rückenschmerzen.»
All’erta!
Er dröhnt Takte aus Ferrandos aria di sortita. Die beste Stelle in der ganzen Oper, Stephan. Hör mal.
Wieder erklingt sein melodisches Pfeifen, fein abgestuft, er schnauft, seine Fäuste schlagen die dicke Trommel auf den ausgepolsterten Knien.
Dieser Wind ist süsser.
Verfallende Häuser, meins, seins und alle. Du erzähltest der Clongowes Gentry, ein Onkel wäre Richter und ein Onkel General in der Armee. Lass die, Stephan. Da liegt die Schönheit nicht. Auch nicht in der stagnierenden Bai von Marshs Bibliothek, wo du die blassen Prophezeiungen des Joachim Abbas liesest. Für wen? Den hundertköpfigen, gemeinen Haufen vor der Kathedrale. Ein Hasser seiner Art lief fort von ihnen in den Wald der Verrücktheit, seine Mähne schäumte in den Mond, seine Augäpfel Sterne. Houyhnhnm, pferdegenüstert. Die ovalen Pferdegesichter, Temple, Buck Mulligan, Foxy Campbell, hohle Gesichter. Abbas Vater, wütender Dechant, welche Beleidigung legte denn Feuer in ihre Hirne? Paff! Descende, calve, ut ne nimium decalveris. Einen Kranz grauen Haares auf seinem bedrohten Haupt, sieh ihn mich, wie er bis auf die letzte Altarstufe purzelt (descende), eine Monstranz umklammert, basiliskenäugig. Komm runter, Kahlkopf! Ein Chor gibt Drohung und Echo zurück, steht um den Altar, das schnaufende Latein der Winkelpriester, die sich plump in ihren Messgewändern bewegen, mit Tonsuren, gesalbt und kastriert, fettgefressen an den fetten Oblaten.
Und nicht weit von hier hebt sie in demselben Augenblick vielleicht ein Priester. Dringding! Und zwei Strassen weiter schliesst ein anderer sie ein in die Pyxis. Dringadring! Und in einer Marienkapelle nimmt ein anderer das Abendmahl für sich allein. Dringding! Auf, ab, vorwärts, rückwärts. Dan Occam dachte hieran, der unbesiegbare Gelehrte. An einem nebligen, englischen Morgen kitzelte die verteufelte Hypostasis sein Hirn. Er senkte seine Hostie, kniete nieder und hörte mit seiner zweiten Glocke die erste Glocke im Transept sich vereinen (er hebt seine), und aufstehend, hörte er (jetzt hebe ich) ihre beiden Glocken (er kniet) im Zweiklang erklingen.
Vetter Stephan, du wirst nie ein Heiliger. Insel der Heiligen. Du warst furchtbar fromm, nicht wahr? Du betetest zur Heiligen Jungfrau, dass du keine rote Nase bekämst. Du betetest zum Teufel in der Serpentine Avenue, dass die feiste Witwe auf der nassen Strasse vor dir ihre Röcke noch höher höbe. O si, certo! Verkaufe hierfür deine Seele, für bunte Lappen, die mit Nadeln um ein Weib gesteckt sind. Erzähle mir mehr, noch mehr! Allein oben auf der Howth-Tram, wer rief da in den Regen: nackte Weiber! Wie steht’s denn damit, was?
Womit? Wozu sonst wurden sie denn geschaffen? Liesest zwei Seiten aus sieben Büchern jeden Abend? Was? Ich war jung. Du verbeugtest dich vor dir im Spiegel, gingst vorwärts, ernst zu applaudieren, imponierendes Gesicht. Hoch lebe der gottverdammte Idiot! Ha! Keiner sah es: sag’s niemandem. Bücher wolltest du schreiben, Buchstaben sollten die Titel sein. Hast du sein F gelesen? O, ja! aber Q mag ich lieber. Ja, aber W ist wundervoll. O, ja! W. Denkst du noch an deine Epiphanien auf grünen, ovalen Blättern, tief, tief, Abschriften sollten nach deinem Tode an alle grossen Bibliotheken der Welt geschickt werden, Alexandria eingeschlossen? Irgendjemand sollte sie da nach ein paar tausend Jahren lesen, ein Mahamanvantara. Wie Pico della Mirandola. Ah, ganz recht! Liest jemand diese seltsamen Seiten von jemand, der längst tot ist, dann fühlt sich jemand mit jemand eins, der einst. . . .
Der körnige Sand war unter seinen Füssen verschwunden. Seine Schuhe traten wieder auf feuchten, knirschenden Matsch, Schalen der Messerschneidemuschel, quietschende Kiesel, auf alles, was an ungezählten Kieseln zerbricht, vom Holzwurm zerfressenes Holz, verlorene Armada. Ungesunde Sandflächen warteten saugend auf seine tretenden Sohlen, strömten Kloakendunst aus. Er umging sie, ging behutsam. Eine Porterflasche stand aufrecht, steckte bis zur Hüfte im Schlamm, in sandigem Kuchenteig. Eine Schildwache: Insel des grässlichen Durstes. Zerbrochene Fassreifen am Strande; am Lande ein Gewirr von dunklen, listigen Netzen; weiter fort kreidebeschmierte Hintertüren, und noch weiter, oben am Strand, eine Trockenleine mit zwei gekreuzigten Hemden. Ringsend: Wigwams brauner Steuerleute und Matrosen. Menschenmuscheln.
Er blieb stehen. Ich bin am Wege zu Tante Sara vorbeigegangen. Gehe ich nicht hin? Scheint nicht so. Nirgendwo jemand. Er wandte sich nach Nordosten und ging über den festeren Sand in der Richtung auf das Pigeonhouse.
Qui vous a mis dans cette fichue position?
C’est le pigeon, Joseph.
Patrice, zu Hause auf Urlaub, lappte mit mir warme Milch in der Mac Mahon Bar. Sohn der Wildgans, Kevin Egan aus Paris. Ein Vogel war der Vater mein; er lappte die süsse lait chaud mit roter, junger Zunge, dickes Karnickelgesicht. Lap, lapin. Er hofft das gros lot zu gewinnen. Über die Natur der Frauen las er bei Michelet. Aber er muss mir die Vie de Jésus von Léo Taxil schicken. Lieh es seinem Freund.
C’est tordant, vous savez. Moi je suis socialiste. Je ne crois pas en l’existence de Dieu. Faut pas le dire à mon père.
Il croit?
Mon pére, oui.
Schluss. Er lappt.
Mein quartier latin Hut. Lieber Gott, muss nur markieren. Ich brauche flohbraune Handschuhe. Du warst doch Student? Was, in des andern Teufels Namen, studiertest du denn? P. C. N: physiques, chimiques et naturelles.Oho. Assest deinen billigen mou en civet, Fleischtöpfe Ägyptens, von rülpsenden Kutschern angerempelt. Sag doch mal ganz natürlich: als ich in Paris war, boul’ Mich’, pflegte ich. Ja, pflegtest du gelochte Tickets bei dir zu tragen, um ein Alibi zu haben, wenn man dich irgendwo wegen Mordes verhaftete. Justiz. In der Nacht des 17. Februar 1904 wurde der Gefangene von zwei Zeugen gesehen. Ein anderer tat es: ein anderes Ich. Hut, Schlips, Überrock, Nase. Lui, c’est moi. Du scheinst dich ja amüsiert zu haben.
Stolzes Weiterwandern. Wie wer wolltest du gehen? Vergiss: ein Enterbter. Mit Mutters Anweisung, acht Shilling, der Pförtner des Postamtes schlug dir krachend die Tür ins Gesicht, Hunger Zahnschmerzen. Encore deux minutes. Uhr sehen. Muss haben. Fermé. Gemieteter Schweinehund! Schiess ihn mit krachendem Schiessprügel in blutige Fetzen, Mannesfetzen Wände bespritzen, Messingknöpfe fliegen. Fetzen nurrrrr wieder so zusammen fliegen. Nichts mitgekriegt? Oh, all right. Händeschütteln. Wissen doch, was ich wollte, was? O, all right. Geben Sie mir die Hand. Ich meinte ja nur. O, schon alles all right.
Du wolltest Wunder tun, was? Missionar in Europa nach dem feurigen Columbanus. Auf ihrem Bussstuhl im Himmel verschütteten Fiacrius und Scotus das Bier aus ihren Krügen, lautlateinischlachend: Euge! Euge! Tatest so, als könntest du nur gebrochen Englisch sprechen, als du deinen Koffer, Gepäckträger drei Pence, über den schlammigen Pier in Newhaven schlepptest. Comment? Reiche Beute brachtest du zurück: Le Tutu, fünf zerknitterte Nummern des Pantalon Blanc et Culotte Rouge, ein blaues französisches Telegramm, Kuriosität: mutter liegt sterben komme hause vater.
Die Tante glaubt, dass du deine Mutter umbrachtest. Deshalb will sie nicht.
Mulligans Tante lebe hoch!
Warum, will ich euch sagen.
Unanständigkeit sie konnte nie
In der Hannigan Familie vertragen.
In plötzlich stolzem Rhythmus schritten seine Füsse über die Sandgräben, entlang an den Felsblöcken des südlichen Walles. Stolz blickte er auf sie, aufgehäufte, steinerne Mammutschädel. Goldenes Licht auf Meer, auf Sand, auf Gestein. Sonne ist dort, schlanke Bäume, zitronengelbe Häuser.
Roh erwacht Paris, grelles Sonnenlicht in seinen zitronengelben Strassen. Durchnässte Brotstücke, froschgrüner Absinth, sein morgendlicher Duft machen der Luft den Hof. Belluomo erhebt sich aus dem Bett seines Weibes Liebhabers Weib, die behalstuchte Wirtin ist munter, hat einen Napf mit Essigsäure in der Hand. Bei Rodot erneuern Yvonne und Madeleine ihre ramponierte Schönheit, zermalmen mit Goldzähnen chaussons aus Kuchenteig, ihr Mund ist gegilbt von dem pus des flan breton. Gesichter von Parisern gehen vorüber, ihre geschmeichelten Schmeichler, lockige Conquistadores.
Mittag schlummert. Kevin Egan dreht Pulverzigaretten in Fingern, die mit Druckerschwärze beschmiert sind, schlürft seinen grünen Schnaps wie Patrice seinen weissen. Um uns gabeln Fresser gewürzte Bohnen den Schlund runter. Un demi setier! Kaffeedampf schiesst aus glänzendem Kessel. Sie bedient mich auf seinen Wink. Il est Irlandais. Hollandais? Non fromage.
Deux Irlandais, nous, Irlande, vous savez? Ah, oui! Sie dachte, du wolltest Holländerkäse. Dein Postprandion, kennst du das Wort? Postprandion. Lernte mal einen Burschen in Barcelona kennen, war ein seltsamer Kerl, nannte das nur sein Postprandion. Nun: slainte! Um die klebrigen Steintische Gewirr weinduftenden Atems und knurrender Kehlen. Sein Atem hängt über unsern saucefleckigen Tellern, der grünen Hexe Giftzahn stösst sich zwischen seine Lippen. Über Irland, die Dalcassians, über Hoffnungen, Verschwörungen, jetzt über Arthur Griffith. Will mich ins Joch spannen als seinen Jochgenossen, unsere Verbrechen, unsere gemeinsame Sache. Du bist der Sohn deines Vaters. Ich erkenne die Stimme. Sein Fustianhemd, blutrotgeblümt, die spanischen Quasten baumeln, wenn er seine Geheimnisse auskramt. Weisst du, wie Drumont, der berühmte Journalist, wie Drumont die Königin Viktoria nannte? Alte Sau mit den gelben Zähnen. Vieille ogresse mit den dents jaunes. Maud Gonne, herrliches Weib, La Patrie, Millevoye, Félix Faure, weisst du, wie der starb? Ausschweifende Männer. Das froeken, bonne à tout faire, die männliche Nacktheit im Bade zu Upsala massiert. Moi faire, sagte sie. Tous les messieurs. Nicht diesen Monsieur, sagte ich. Sehr unanständige Sitte. Bad eine sehr private Sache. Ich würde nicht zugeben, dass mein Bruder, mein eigner Bruder, durchaus unanständig. Grüne Augen, ich sehe euch. Giftzahn, ich fühle. Laszive Menschen.
Die blaue Lunte brennt tödlich zwischen Händen und brennt hell. Lose Tabakkrümel fangen Feuer: eine Flamme und beissender Rauch erhellen unseren Winkel. Rohe Gesichtsknochen, listiger Blick unter seinem Verschwörerhut. Wie der Hauptmann entkam, authentische Version. Verkleidet als junge Braut, Mensch, Schleier, Orangenblüten, jagte über den Weg nach Malahide. Wahrhaftig. Von verschwundenen Führern, Verratenen, wilden Flüchten. Verkleidungen, gepackt, fort, nicht hier. Verschmähter Liebhaber. Damals war ich ein stämmiger, junger Bursche, sage ich dir, will dir mal mein Bild zeigen. War ich, wahrhaftig. Liebhaber, aus Liebe zu ihr strich er mit Colonel Richard Burke, Majoratsherr seines Stammes, unter den Mauern von Clerkenwell umher, und sich niederduckend, sahen sie eine Flamme der Rache sie in den Nebel hinaufwirbeln. Zerschmettertes Glas und zusammenstürzendes Mauerwerk. Im lustigen Paree versteckt er sich, Egan aus Paris, von allen ungesucht, nur nicht von mir. Macht seine täglichen Stationen, der schmutzige Setzkasten, seine drei Kneipen, die Montmartrehöhle, in der er kurze Nacht schläft, rue de la Goutte d’or, damaszeniert mit fliegenbeschmutzten Gesichtern längst Vergangener. Lieblos, heimatlos, weiblos. Sie kann’s aushalten ohne ihren geächteten Mann, Madame, in der rue Gît-le-Cœur, Kanarienvogel und zwei stramme Kostgänger. Pfirsichbacken, ein Zebrarock, ausgelassen wie ein junges Ding. Verschmäht und nichtverzweifelnd. Sage Pat, dass du mich sahst, ja? Hätte doch gerne für Pat mal was getan. Mon fils, französischer Soldat. Ich lehrte ihn singen. Die Jungens von Kilkenny, das sind wilde Brüder. Kennst du dies alte Lied? Ich lehrte es Patrice. Old Kilkenny: Heiliger Canisius, Strongbow’s Schloss am Nore. Geht so. O, o. Er fasst mich, Napper Tandy, bei der Hand.
O, O, die Jungens
von Kilkenny . . . . . . .
Schwache, abgezehrte Hand auf der meinen. Sie haben Kevin Egan vergessen, er sie nicht. Erinnert sich deiner, O Zion.
Er hatte sich dem Rande des Meeres genähert, und nasser Sand schwappte an seine Schuhe. Ganz andere Luft grüsste ihn, harfte in wilde Nerven, Wind der wilden Luft aus Himmelsglanz keimend. Bin ich hier nicht auf dem Wege nach dem Kish Leuchtschiff? Plötzlich blieb er stehen, langsam versackten seine Füsse in dem quabbeligen Boden. Kehrt.
Er kehrte um, sah den Südstrand hinauf; wieder sackten seine Füsse langsam in neue Löcher. Der kalte, gewölbte Raum des Turmes wartet. Durch die Schiessscharten sausen immer wieder die Lichtpfeile, immer wieder, wie meine Füsse langsam versacken, kriechen sie langsam dämmerungswärts über den Zifferblattboden. Blaue Dämmerung, Nachtanbruch, tiefblaue Nacht. In der Dunkelheit des Gewölbes warten sie, ihre zurückgeschobenen Stühle, mein obeliskenartiger Koffer, um einen Tisch mit leeren Schüsseln. Wer soll abdecken? Er hat den Schlüssel. Wenn Nacht kommt, will ich da nicht schlafen. Eine geschlossene Tür eines schweigsamen Turmes, der ihre blinden Körper umschliesst wie ein Grab, der Panthersahib und sein Pointer. Ruf: keine Antwort. Er zog die Füsse aus dem Schlamm und kehrte über die Felsmole zurück. Nimm alles, behalte alles. Meine Seele geht mit mir, Form der Formen. So schreite ich in des Mondes Totenwache den Pfad über die Felsen, in schwarzen Trauerkleidern, die wie Silber glänzen, höre Elsinors lockende Flut.
Die Flut folgt mir. Von hier aus kann ich sie vorbeifluten sehen. Will lieber zurück über den Poolbeg road an den Strand gehen. Er kletterte durch das Riedgras, über aalglatten Tang und setzte sich nieder auf einen Felsensessel, sein Eschenstock ruhte in einer Spalte.
Eine aufgedunsene Hundeleiche lag träge auf Blasentang. Vor ihm im Sande versunken das Dollbord eines Bootes. Un coche ensablé, nannte Louis Veuillot Gautiers Prosa. Diese schweren Sandmassen sind Sprache, die Flut und Wind hier ablagerten. Und dort, die Steinhaufen toter Baumeister, ein Schlupfwinkel für Wieselratten. Dort Gold verstecken. Versuch’s. Hast welches. Sand und Steine. Vergangenheitschwer. Des Riesen Sir Louts Spielzeug. Pass auf, dass du keinen an den Kopf bekommst. Ich bin der verflucht riesenhafte Gigant, rolle verflucht riesenhaftgigantische Blöcke, Knochen für meine Stufensteine. Popanz. Ich chrieche, chrieche Irenblut.
Ein Punkt, lebendiger Hund, wurde sichtbar, fegte quer über die Sandfläche. Hergott, will der mich angreifen? Respektiere seine Freiheit. Du sollst nicht Herr sein anderer oder ihr Sklave. Ich habe meinen Stock. Rühr dich nicht. Von weiter her, von der helmbuschgezierten Flut auf den Strand gehend, Gestalten, zwei. Die beiden Hebammen. Sie haben es in den Binsen sicher versteckt. Kuckuck! Ich sehe dich. Nein, der Hund. Er läuft zurück zu ihnen. Wer?
Galeeren der Lochlanns liefen hier an den Strand, suchten Beute, tief sank ihr blutgeschnäbelter Bug in die Brandung, die aussah wie geschmolzenes Zinn. Dänische Wikinger, Messerketten glitzern auf der Brust, als Malachi das Halsband aus Gold trug. Ein Schwarm glatthäutiger Wale strandete an heissem Mittag. Wasser spritzend, in flachem Wasser zappelnd. Dann aus der verhungerten Flechtwerkstadt eine Horde kurzröckiger Zwerge, mein Volk, mit Schindermessern; sie laufen, hacken in grünes, speckiges Walfleisch, schaben es ab. Hungersnot, Pest und Geschlächter. Ihr Blut ist in mir, ihre Wollust meine Wogen. Ich bewegte mich unter ihnen auf dem gefrorenen Liffey, dieses ich, ein Wechselbalg, zwischen den sprühenden Harzfeuern. Ich sprach mit keinem: keiner mit mir.
Das Bellen des Hundes kam auf ihn zu, hielt, lief zurück. Hund meines Feindes. Ich stand ganz einfältig da, blass, still, bedrängt. Terribilia meditans. Gelbes Wams, Bube des Geschicks, lächelte über meine Furcht. Das ersehnst du, das Bellen ihres Applauses? Prätendenten: ihr Leben leben. Bruder des Bruce, Thomas Fitzgerald, seidener Ritter, Perkin Warbeck, Yorks falscher Spross, in Hosen aus Seide von der Farbe der elfenbeinweissen Rose, Wunder eines Tages, und Lambert Simnel, mit einem Gefolge von Dirnen und Sudelköchen, ein gekrönter Küchenjunge. Alle Söhne von Königen. Paradies der Prätendenten damals und jetzt. Er rettete Menschen vom Ertrinken, und du kriegst Angst beim Kläffen eines Köters. Aber die Höflinge, die Guido in Or san Michele verspotteten, waren in ihrem eigenen Haus. Haus des. . . . Wir brauchen keine eurer mittelalterlichen Abstrusiositäten. Würdest du tun, was er tat? Ein Boot würde in der Nähe sein, eine Rettungsboje. Natürlich, extra für dich. Ja oder nein? Der Mann, der vor acht Tagen in der Höhe von Maiden’s Rock ertrank. Jetzt warten sie auf ihn. Die Wahrheit, speie sie aus. Ich möchte. Ich würde versuchen. Ich bin kein guter Schwimmer. Wasser kalt weich. Als ich in Clongowes mein Gesicht in das Becken mit Wasser tauchte. Kann nicht sehen! Wer ist hinter mir? Schnell raus, schnell! Siehst du, wie die Flut schnell von allen Seiten hereinkommt, wie sie die niedrigen Sandbänke schnell bedeckt, kakaoschalenfarbig? Wenn ich festes Land unter meinen Füssen hätte. Sein Leben soll ihm, mein Leben aber soll mir gehören, das will ich. Ein ertrinkender Mensch. Aus dem Schrecken seines Todes schreien mich seine Menschenaugen an. Ich. . . . Mit ihm zusammen in die Tiefe. . . . Ich konnte sie nicht retten. Wasser: bitterer Tod: verloren.
Eine Frau und ein Mann. Ich sehe ihre Klüngel. Mit Nadeln hochgesteckt, wette ich.
Ihr Hund trippelte um eine Bank schwimmenden Sandes, trottete, schnüffelte nach allen Seiten. Sucht etwas, was er in einem vergangenen Leben verloren hat. Plötzlich jagte er davon wie ein springender Hase, Ohren flogen nach hinten, jagte den Schatten einer niedrig dahingleitenden Möwe. Des Mannes schriller Pfiff streckte seine schlaffen Ohren. Er wandte sich um, sprang zurück, kam näher, trottete auf blinkenden Schenkeln. In orangefarbenem Feld ein naturfarbener Bock, den einen Vorderfuss gehoben, ohne Hörner. Er machte halt am Spitzensaum der Flut mit steifen Vorderhufen, seewärts gerichteten Ohren. Seine erhobene Schnauze bellte den Wogenlärm an, Seelöwenherden. Sie schlängelten hin nach seinen Füssen, sich kräuselnd, viele Kämme entfaltend, jede neunte, sich brechend, spritzend, von weit, von weiter her, Wogen und Wogen.
Muschelsammler. Sie wateten ein wenig hinein in das Wasser, bückten sich, zogen ihre Säcke durchs Wasser, hoben sie wieder hoch, wateten heraus. Kläffend kam der Hund auf sie zugerannt, richtete sich auf und umschmeichelte sie, fiel dann nieder auf alle viere, sprang wieder an ihnen in die Höhe mit stummem, täppischem Schmeicheln. Unbeachtet hielt er sich in ihrer Nähe, als sie auf trockeneren Sand kamen, ein Wolfszungenfetzen hing rotkeuchend aus seinen Kiefern. Sein gefleckter Leib trippelte vor ihnen her und sprang dann im Kalbsgalopp davon. Das Aas lag auf seinem Wege. Er blieb stehen, schnüffelte, ging stakig rund herum. Bruder, benaste es näher, ging wieder rund herum, beschnüffelte schnell wie ein Hund des toten Hundes schmieriges Fell. Hundeschädel, Hundenase, Augen auf dem Boden, bewegt sich einem grossen Ziele zu. Ach, armer Hundskadaver. Hier liegt des armen Hundskadavers Kadaver.
«Lump! Weg da, verdammter Köter!»
Der Ruf brachte ihn lauernd zurück zu seinem Herrn, ein stumpfer schuhloser Tritt jagte ihn gekrümmt über eine Sandbank, ohne ihm Schaden zu tun. Im Bogen schlich er zurück. Sieht mich nicht. Oben über die Mole schlich er dahin, bummelte, schnüffelte an einem Felsen und pisste unter gehobenem Hinterbein her dagegen. Er trottete weiter, hob das Hinterbein, pisste schnell kurz gegen einen unbeschnüffelten Felsen. Die einfachen Vergnügen der Armen. Seine Hinterpfoten spritzten dann Sand: dann wühlten und gruben seine Vorderfüsse. Irgendwas begrub er da, seine Grossmutter. Er wütete im Sand, kratzte, scharrte und hörte auf, lauschte auf den Wind, kratzte den Sand wieder auf mit wütenden Pfoten, hörte bald auf, ein Parder, ein Panther, gezeugt im Ehebruch, Aas geiernd.
Nachdem er mich letzte Nacht weckte, derselbe Traum, oder war es? Warte. Offener Gang. Hurenstrasse. Erinnere mich. Harun al Raschid. Ich beinähere mich. Jener Mann führte mich, sprach. Ich hatte keine Angst. Die Melone, die er hatte, hielt er mir ins Gesicht. Lächelte: Rahmfruchtduft. Das wäre die Regel, sagte. Herein. Komm. Roter Teppich breitete sich aus. Wirst sehen, wer.
Ihre Säcke schulternd, wanderten sie, die roten Ägypter. Seine blauen Füsse sahen hervor aus der aufgekrempelten Hose, schlappten über den feuchten Sand, ein dickes, ziegelrotes Halstuch strangulierte seinen unrasierten Hals. Mit Frauenschritten folgte sie: der Räuber und sein strolchiges Weib. Beute schaukelte auf ihrem Rücken. Loser Sand und Muschelscherben bekrusteten ihre nackten Füsse. Um ihr wettergebräuntes Gesicht hing wirres Haar. Hinter ihrem Herrn seine Gefährtin, packt euch, nach Romeville. Wenn Nacht ihres Körpers Fehler verdeckt, ruft sie in ihrem Shawl leise aus gewölbtem Torweg, den Hunde versauten. Ihr Zuhälter traktiert zwei Royal Dublins bei O’Loughlin in Blackpitts. Knutschen sie, reden des Landstreichers seltsame Sprache, denn, O, mein allerliebstes Föschen. Einer Teufelin Blässe unter ihren stinkenden Lumpen. Damals abends in der Fumbally’s lane: der Gerbereigestank.
Weiss deine Pfoten, rot deine Gösch,
Dein Balg ist auch so lieb,
Komm, penn mit mir die ganze Nacht,
Es hat dich lieb ein Dieb.
Das nennt der tonnenbäuchige Aquinas düstere Freude, frate porcospino. Als Adam noch frei von Sünde war, ritt er und brunstete nicht. Lass ihn röhren: dein Balg ist auch so lieb. Sprache genau so gut wie seine. Mönchsworte, Rosenkranzperlen schwatzen an ihren Gürteln: Diebessprache, dicke Goldklumpen klappern in ihren Taschen.
Gehen jetzt vorbei.
Ein Seitenauge auf meinem Hamlethut. Wenn ich plötzlich, während ich hier sitze, nackt wäre? Ich bin es nicht. Über den Sand der ganzen Welt trecken sie, gefolgt vom Flammenschwert der Sonne, nach Westen, in abendliche Länder. Sie wandert dahin, schleppt, zerrt, trainiert, treckt, trasciniert ihre Last. Auf ihrer Spur strömt nach Westen die Flut, vom Monde angezogen. Fluten, myriadenbeinselt, in ihr, Blut, nicht meins, oinopa ponton, ein weindunkles Meer. Sieh die Gehilfin des Mondes. Im Schlafe ruft das nasse Zeichen ihre Stunde, befiehlt ihr, aufzustehn. Brautbett, Kindbett, Totenbett, geistergekerzt. Omnis caro ad te veniet. Er kommt, der fahle Vampir, durch Sturm seine Augen, seine Fledermaussegel blutfärben das Meer. Mund für den Kuss seines Mundes.
Hier. Spiess das fest. Meine Täfelchen. Mund für seinen Kuss.
Nein. Zwei müssen es sein. Aufeinander kleben. Mund für den Kuss seines Mundes.
Seine Lippen lippten und mundeten fleischlose Luftlippen: Mund auf ihren Bauch. Bauch, allumschliessendes Grab. Sein Mund formte ausströmenden Atem, ungesprochen: ooeehah: Brüllen kataraktischer Planeten, kugelförmig, glühend,brüllend, wegwegwegwegwegweg. Papier. Die Banknoten, verflucht sie. Des alten Deasys Brief. Hier. Danke Ihnen für Gastfreundschaft, reiss das unbeschriebene Stück ab. Er wandte der Sonne den Rücken, beugte sich weit vor an einen Felstisch und kritzelte Worte. Schon wieder vergass ich vom Tisch in der Bibliothek Zettel mitzunehmen.
Sein Schatten lag über den Felsen, als er sich vorbeugte, endlich. Warum nicht unendlich bis zum fernsten Stern? Dunkel sind sie dort hinter diesem Licht, Dunkelheit leuchtend in der Helle, Delta der Cassiopeia, Welten. Mein Ich sitzt hier mit seiner Auguren-Eschenrute, in geborgten Sandalen, bei Tage neben einer angstbleichen See, ungesehen, in violetter Nacht unter einem Einfluss seltsamer Sterne wandernd. Ich werfe diesen endlichen Schatten von mir, unentrinnbare Menschenform, rufe ihn zurück. Endlos, wäre er meiner, Form meiner Form? Wer beobachtet mich hier? Wer wird je irgendwo diese geschriebenen Worte lesen? Zeichen auf weissem Felde. Irgendwo irgendeinem in deiner sanftesten Stimme. Der gute Bischof von Cloyne nahm den Tempelvorhang aus seinem Schaufelhut: Vorhang des Raumes mit bunten Emblemen auf sein Feld schraffiert. Warte mal. Bunt auf einer Fläche: ja, das ist richtig. Fläche sehe ich, dann denke ich Entfernung, nahe, weit. Fläche sehe ich, Osten, zurück. Ah, und jetzt: Fällt plötzlich zurück, erstarrt im Stereoskop. Kling macht das Ding. Findest meine Worte dunkel. Dunkelheit ist in unseren Seelen, meinst du nicht auch? Sanfter. Unsere Seelen, schamverwundet durch unsere Sünden, klammern sich nur noch fester an uns, eine Frau, die sich an ihren Geliebten klammert, immer, immer fester.
Sie vertraut mir, ihre weiche Hand, die langgewimperten Augen. Wohin zum Teufel bringe ich sie hinter dem Vorhang? In die unentrinnbare Modalität der unentrinnbaren Visualität. Sie, sie, sie. Wer sie? Die Jungfrau an Hodges Figgis Fenster am Montag, die nach einem der Alphabetbücher suchte, die du schreiben wolltest. Wie du sie anstiertest. Handgelenk durch das bunte Band ihres Sonnenschirmes. Sie wohnt in Leeson Park, in Kummer und Kleinigkeiten, eine dame de lettres. Erzähle das jemand anders, Stevie: eine Fose. Wette, sie trägt so gottverfluchte Korsettstrumpfbänder und gelbe Strümpfe, die mit klumpiger Wolle gestopft sind. Sprich über Apfelklösse, piuttosto. Wo hast du deinen Verstand?
Streichelt mich. Weiche Augen. Weiche weiche weiche Hand. Ich bin hier einsam. O, streichelt mich bald, jetzt. Wie heisst das Wort, das alle Menschen kennen? Ich bin hier ruhig allein. Und traurig. Streichelt, streichelt mich.
Er legte sich zurück, streckte sich aus auf den scharfen Felsen, stopfte die gekritzelten Worte und den Bleistift in eine Tasche, zog den Hut tief in die Augen. Die Bewegung machte auch Kevin Egan, wenn er einnickte, Sabbath-Schlaf. Et vidit Deus. Et erant valde bona. Halloh! Bonjour, willkommen wie die Blumen im Mai. Unter seiner Krempe beobachtete er durch pfauenhaftzwitschernde Wimpern die sich nach Süden bewegende Sonne. Ich bin gefangen in dieser brennenden Welt. Pans Stunde, der faunhafte Mittag. Unter gummischweren Schlingpflanzen, milchträufelnden Früchten, wo auf gelben Wassern das Weitblatt schläft. Schmerz ist fern.
Und wende dich nicht weiter ab und brüte.
Sein Blick brütete herab auf seine breitzehigen Schuhe, eines Bockes abgelegte Sachen nebeneinander. Er zählte die Falten im zerknitterten Leder, in dem eines andern Fuss warm genistet hatte. Der Fuss, der den Boden im Tripodium schlug, Fuss, den ich missliebe. Aber du freutest dich, als Esther Osvalts Schuh dir passte: lernte das Mädchen in Paris kennen. Tiens, quel petit pied! Treuer Freund, Bruderseele: Wildes Liebe, die nicht wagt, ihren Namen zu sagen. Jetzt will er mich verlassen. Und die Schuld? Wie ich bin. Wie ich bin. Ganz oder gar nicht.
In langen Streifen floss reichlich aus dem Cock-See das Wasser, grüngoldene Sandlagunen bedeckend, steigend, fliessend. Mein Eschenstock schwimmt gleich fort. Ich will warten. Nein, sie kommen, streifen im Weiterfliessen die niedrigen Felsen, wirbeln, fliessen vorbei. Wollen das sofort erledigen. Höre: vierwortige Wogensprache: siisoo, hrss, rsseeiss, ooos. Wilder Atem der Wasser inmitten von Seeschlangen, sich bäumenden Pferden, Felsen. Platscht in Felsbecken: platsch, plutsch, platsch: in Fässer gezwängt. Und vergossen, schweigt seine Sprache. Es fliesst rieselnd, fliesst weit, flutende Schaumlache, sich entfaltende Blume.
Unter der anschwellenden Flut sah er die sich windenden Kräuter sich schmachtend erheben und widerstrebende Arme schwingen; heben ihre Unterröcke, schwingen in wisperndem Wasser und drehen zarte, silberne Wedel. Tag für Tag: Nacht für Nacht: gehoben, überflutet und wieder unter Wasser. Herr, sie sind müde: und spricht man leise mit ihnen, seufzen sie. Sankt Ambrosius hörte das, Seufzer von Blättern und Wogen, die warteten, die Erfüllung ihrer Zeit erwarteten, diebus ac noctibus iniurias patiens ingemiscit. Zu keinem Zweck gesammelt: umsonst dann erlöst, weiter flutend, sich zurückwendend: Webstuhl des Mondes. Müde auch für der Liebenden Augen, lüsterne Menschen, ein nacktes Weib leuchtend in seinem Palast, zieht Wasserlaken.
Fünf Faden da draussen. Fünf Faden tief dein Vater liegt. Um eins, sagte er. Ertrunken aufgefunden. Hochwasser am Dublin Damm. Treibt vor sich her loses Geröll, Fächerschwärme von Fischen, alberne Muscheln. Eine Leiche erhebt sich salzweiss aus der Unterströmung, schiesst landwärts, ruckweise, schrittweise, ein dickes Meerschwein. Da ist er. Angle ihn schnell. Wenn er auch untersank in tiefes Wasser. Wir haben ihn. Langsam jetzt.
Sack mit Leichengas weicht in stinkender Lache. Bebende Elritzen, fett gefressen an schwammigem Leckerbissen, spritzen durch den Schlitz seiner zugeknöpften Hose. Gott wird Mensch wird Fisch wird Bernickelgans wird Federbettgebirge. Toten Atem atme ich lebend, trete toten Staub, verschlinge harnigen Abfall von allen Toten. Starr über das Dollbord gezogen, atmet er aufwärts den Gestank seines grünen Grabes, sein lepröses Nasenloch schnarcht der Sonne entgegen.
Meerwirkung dies, braune Augen salzblau. Seetod, mildester aller Tode, die der Mensch kennt. Alter Vater Ozean. Prix de Paris: man hüte sich vor Nachahmungen. Versuchen Sie es mal. Das war ein Spass.
Weiter. Mich dürstet. Bewölkt sich. Sind denn irgendwo schwarze Wolken? Gewitter. Saust blitzend hernieder, stolzer Blitz des Intellekts, Lucifer, dico, qui nescit occasum. Nein. Mein Muschelhut und Stab und seinemeine Sandalen. Wohin? In Abendländer. Abend wird sich finden.
Er fasste den Griff seines Eschenstockes, stiess leise mit ihm auf, schwatzte immer noch. Ja, Abend wird sich in mir finden, ohne mich. Alle Tage gehen zu Ende. Fällt mir gerade ein, wann ist doch der nächste. Dienstag ist der längste Tag. Des ganzen frohen neuen Jahres, Mutter, heissa juchhei, dideldum dei. Lawn Tennyson, der Gentlemandichter. Già. Für die alte Sau mit den gelben Zähnen. Und Monsieur Drumont, Gentlemanjournalist. Già. Meine Zähne sind sehr schlecht. Warum, frage ich mich? Fühle. Auch der ist schon wackelig. Muscheln. Ob ich mit dem Geld zum Zahnarzt gehe? Dieser. Zahnloser Kinch, der Übermensch. Warum das, frage ich, oder hat das vielleicht was zu bedeuten?
Mein Taschentuch. Er warf es. Ich erinnere mich. Hob ich es nicht auf?
Vergeblich suchte seine Hand in seinen Taschen.
Nein, hob es nicht auf. Lieber eins kaufen.
Er legte den trockenen Rotz, den er aus dem Nasenloch gebohrt hatte, auf vorstehenden Felsenrand, sorgfältig. Und jetzt, mag’s sehen wer will.
Hinter. Vielleicht ist dort jemand.
Er wandte sein Gesicht über eine Schulter, sah hinter sich. Durch die Luft bewegte sich hohes Takelwerk eines Dreimasters, seine Segel gegeit an den Kreuzhölzern, fuhr stromaufwärts, nach Hause, fuhr still, ein stilles Schiff.