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1.6 „Diakonie“ und Alltagssprache

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Für einen Einblick in das alltagssprachliche Verständnis von „Diakonie“ sind exemplarisch zwei Quellen heranzuziehen, die eine große Popularität in Deutschland genießen: Zunächst der entsprechende Eintrag im Duden sowie der entsprechende Eintrag in der deutschsprachigen Wikipedia.

Der Duden versteht „Diakonie“ als „[berufsmäßigen] Dienst an Hilfsbedürftigen (Krankenpflege, FürsorgeFürsorge usw.).“ Entsprechende Synonyme des Begriffs sind „FürsorgeFürsorge, Sozialhilfe, WohlfahrtWohlfahrt.“1 „Diakonie“ wird damit auf sozial-fürsorgliche Handlungen bezogen. Weitergehende Tätigkeiten innerhalb einer Gemeinde, wie z.B. MissionMission und VerkündigungVerkündigung, geraten ebensowenig in den Blick wie eine spezifisch christliche Bedeutung des Begriffes.

Im Unterschied zur Begriffsbestimmung im Duden entfaltet die deutschsprachige Wikipedia einen weiteren DiakoniebegriffDiakoniebegriff, indem sie unter „Diakonie“ „alle Aspekte des Dienstes am Menschen im kirchlichen Rahmen“2 versteht. Biblische Überblicke verdeutlichen dieses Verständnis. Dabei beziehen die Autorinnen und Autoren sowohl das Alte als auch das Neue Testament in ihre Darstellung ein.

In alttestamentlicher Perspektive rekurrieren die Verfasserinnen und Verfasser auf die Gottebenbildlichkeit des Menschen (Gen 1,27Gen 1,27) und auf mehrere Stellen innerhalb der Gesetzeskorpora (z.B. Lev 19,33f.Lev 19,33f., Dtn 24,17Dtn 24,17). Parallel dazu werden entsprechende Belege in den Psalmen angegeben: Ps 8,5Ps 8,5 für die Gottebenbildlichkeit, bzw. Ps 82,3Ps 82,3 für die Sorge um Mittellose. Mit Jes 57,15Jes 57,15 wird die Nähe JHWHs zu den Armen betont.

In neutestamentlicher Perspektive kommen einige bereits mehrfach benannte Perikopen in den Blick. So erwähnt der Eintrag Erzählungen über Jesus, die diakonisches Handeln illustrieren und begründen würden. Benannt werden das Gleichnis vom barmherzigen SamaritanerSamaritaner (Lk 10,25–37Lk 10,25–37) sowie die WeltgerichtsredeWeltgerichtsrede in Mt 25Mt 25. Ferner wird Joh 5,5f.Joh 5,5f. als Beispiel für diakonisches Handeln herangezogen. Das Magnificat in Lk 1,46–55Lk 1,46–55 preise Gott als denjenigen, der sich der Armen annimmt. Das Summarium in Apg 2Apg 2 wird als Beleg für die „Diakonie“ der frühen Jerusalemer Gemeinde angeführt, die Wahl der ArmenpflegerArmenpfleger in Apg 6Apg 6 sei als Ersterwähnung des DiakonenamtsDiakon zu verstehen. Interessant mutet der alleinstehende Satz zum Diakonie-Verständnis bei PaulusPaulus an: „Paulus schließlich bezeichnet die Diakonie – das gegenseitige Lastentragen – als Erfüllung des Gesetzes Christi (Gal 6,2Gal 6,1–5).“ Obgleich das Umfeld von Gal 6,2 keinen Beleg aus dem διακον-Stamm bietet, wird hier eine inhaltliche Füllung des Lexems gesehen.

Es bedarf keines besonderen Hinweises, dass die deutschsprachige Wikipedia nicht als belastbare Grundlage für eine wissenschaftliche Studie herangezogen werden kann. Jedoch darf auch nicht außer Acht gelassen werden, dass Wikipedia zum Informationsstandard für eine breite Öffentlichkeit geworden ist, die die Möglichkeit einer niederschwelligen Information zu dem Begriff und seiner Füllung ermöglicht.3 Für die vorliegende Studie ist dieser Eintrag deshalb interessant, weil er einen Einblick in das populäre Verständnis von Diakonie zu bieten vermag. Zugleich ist vor dem Hintergrund der Aufrufstatistik anzunehmen, dass der Eintrag im Vergleich mit den Leitbildern, PräambelnPräambel, SatzungenSatzung etc. die größte Reichweite und deswegen einen größeren Einfluss auf die öffentliche Meinungsbildung besitzt als die genannten Verlautbarungen.

Diakonie zwischen Vereinslokal und Herrenmahl

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