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1.7 Zusammenfassung

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Der erste Annäherungsversuch hat ein vielschichtiges Bild von „Diakonie“ ergeben. Primär wird der Begriff auf soziale bzw. fürsorgliche Tätigkeiten bezogen und repräsentiert in dieser Hinsicht eine Art „Corporate Identity“, die diesen Bereich kirchlichen Lebens für eine breite Öffentlichkeit erkennbar macht. Darüber hinaus zeigt der Annäherungsversuch aber auch, dass der biblische Befund für den semantischen Ursprung des Begriffs „Diakonie“ eine Bandbreite an Tätigkeiten und Handlungen mit dem Lexem διακονέω κτλ. verbindet. Vor diesem Hintergrund erscheint eine Fokussierung des deutschen Begriffs der „Diakonie“ auf den Bereich des sozialen Handelns, wie sie u.a. im Duden durchgeführt wird, als Engführung.1 Allerdings ist diese Fokussierung als ein Resultat von historischen Entwicklungen und Gegebenheiten, also als ein Abbild einer gewachsenen Realität zu verstehen. Damit stellt sich aber die Frage nach dem innovativen Potenzial der Diakonie, wie sie gleich noch auszuführen ist.

Wahrzunehmen war ein weitgehender Verzicht auf explizite biblische Bezüge und Belege in den Verlautbarungen diakonischer WerkeDiakonische Werke und Verbände. Dieser Verzicht bedeutet aus exegetischer Perspektive in letzter Konsequenz eine permanente hermeneutische Aufgabe, durch die jeweils neu von den Adressatinnen und Adressaten der jeweiligen Verlautbarung der biblische Befund zu erinnern und in praktische Vollzüge einfließen zu lassen ist. Diese Aufgabe besteht in der Beantwortung der Frage: In welchem Verhältnis steht die allgemeine Rede von der Orientierung des Handelns an der Bibel zur konkreten Betrachtung der sog. diakonischen GroßtexteGroßtexte, diakonische? Welcher hemeneutische Schlüssel qualifiziert eine biblische Perikope vor einer anderen einen Beitrag zum Verständnis von „Diakonie“ zu leisten? Mit diesen Fragen korreliert die Feststellung, dass zwischen der diakoniewissenschaftlichen Forschung und den Verlautbarungen diakonischer WerkeDiakonische Werke und Verbände so gut wie keine expliziten Verbindungen erkennbar sind. Die Formulierung von LeitbildernLeitbild u.ä. vollzieht sich in dieser Hinsicht weitgehend ohne Bezug zum gegenwärtigen Forschungsstand.2 Damit stellt sich aber auch die Frage, ob sich die Diakonie als eine innovative Organisation versteht, die ihre eigenen hermeneutischen Grundlagen reflektiert und aufzeigt.

Insgesamt ist deutlich geworden, dass es sich bei „Diakonie“ um ein komplexes Phänomen handelt, dass die Fachwissenschaft ebenso beschäftigt wie gesellschaftliche und kulturelle Diskurse. Vor diesem Hintergrund bietet sich für das Phänomen eine multiperspektivische Annäherung an, wie sie hier exemplarisch durchgeführt wird. Diese Exemplarizität verweist darauf, dass nicht alle mit dem Phänomen verbundenen Aspekte abschließend benannt sind – zu denken wäre u.a. an die ökonomische Dimension des Begriffes3, die historische Entwicklung diakonischer WerkeDiakonische Werke und Verbände oder an den Einfluss einer christlichen Kultur des Helfens auf sozialstaatliche Gesetzgebungen.4 Jedoch bieten die hier aufgeführten Aspekte die notwendige Grundlage für die weiterführende Auseinandersetzung mit einem Konzept diakonischen Handelns, wie sie in Abschnitt II durchgeführt wird.

Diakonie zwischen Vereinslokal und Herrenmahl

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