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An Bord der RESOLUTION

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Am 12. Juli 1776 stach James Cook mit der RESOLUTION von Plymouth aus erneut in See. Sie wurde diesmal von der DISCOVERY begleitet, ebenfalls ein ehemaliger Kohletransporter. Kommandant der DISCOVERY war Kapitän Charles Clerke, der bereits als Steuermannsmaat und später als Leutnant an Cooks ersten beiden Fahrten teilgenommen hatte.

Als Navigationsoffizier gehörte William Bligh zu Cooks engsten Mitarbeitern. Für einen so jungen und vergleichsweise unerfahrenen Mann wie ihn war es eine echte Herausforderung, unter einem so brillanten Nautiker zu dienen. Bligh war von mittlerer Größe, hatte schwarzes Haar und besaß eine auffällig helle Gesichtsfarbe. Auch auf seinen späteren Porträts macht Bligh nicht den typischen Eindruck eines wettergegerbten Seemanns.

Blighs eigene Aufzeichnungen über Cooks dritte Reise sind leider verschollen, sodass über seine Rolle an Bord nur wenig bekannt ist. Er galt auf der RESOLUTION als tüchtiger und energischer Offizier, wenn auch mit einer Neigung zum Jähzorn. Bligh hasste Unachtsamkeit, Trägheit und Nachlässigkeit. Lob hörte man von ihm selten. Ebenso lernte er nie, dass man sich nicht viele Freunde macht, indem man flucht und schimpft. Mit Leutnant John Gore, dem Ersten Offizier der RESOLUTION, verstand er sich nicht sonderlich gut, ebenso wenig mit dem Zweiten Offizier, Leutnant James King, den er für einen „aufgeblasenen Wichtigtuer“ hielt. Zu Blighs Freunden gehörte dagegen Leutnant James Burney, der Erste Offizier der DISCOVERY, der nach Cooks Tod auf die RESOLUTION überwechselte. Ihre freundschaftliche Verbindung überdauerte offenkundig das Ende der Reise der RESOLUTION, denn 1792 gab Burney Blighs Bericht über die Reise der BOUNTY heraus. Mit dem Midshipman James Trevenen verstand sich Bligh allem Anschein nach ebenfalls gut.

Aber auch Cook besaß offenbar eine hohe Meinung von Bligh, der sich schon bald als exzellenter Seemann, ausgezeichneter Navigator und hervorragender Kartograph erwiesen hatte. Cook erwähnt ihn des Öfteren in seinem Logbuch. Waren schwierige Gewässer zu vermessen oder musste ein sicherer Ankergrund gefunden werden, schickte er häufig seinen jungen Master. Ebenso betraute Cook seinen jungen Navigationsoffizier regelmäßig mit dem „Anfertigen von Seekarten“ und dem „Zeichnen von Plänen von […] Buchten und Häfen“. Von Tasmanien bis Alaska vermaß und zeichnete Bligh zahllose Buchten, Küstenlinien und Landschaften. In den Karten finden sich die Spuren seiner unermüdlichen Tätigkeit in Namen wie „Bligh-Kap“ auf den Kerguelen-Inseln im Südindischen Ozean oder „Bligh-Insel“ im Nootka-Sund an der kanadischen Westküste. Die von ihm gefertigten Karten waren detailliert und von großer Genauigkeit. Wie Cook war Bligh auf diesem Gebiet Autodidakt, was seine Leistung umso bewundernswerter macht.

Schon bald nahm Cook den jungen Steuermann unter seine Fittiche. Zugleich wurde Cook zu Blighs großem und bewundertem Vorbild. Zwischen dem damals 50-jährigen Entdecker und seinem 25-jährigen Navigationsoffizier bestand ein so enges und vertrauensvolles Verhältnis, dass die Tahitianer sie für Vater und Sohn hielten. Wie Cook achtete auch Bligh auf strikte Disziplin. Für beide stand die Erfüllung der ihnen übertragenen Aufgaben an oberster Stelle. Auch sonst waren sie sich sehr ähnlich. So beschränkten sich ihre gemeinsamen Interessen nicht allein auf Navigation und Seemannschaft. Wie sein Vorbild besaß Bligh eine große wissenschaftliche Neugier und richtete sein Augenmerk auf die unterschiedlichsten Forschungsgebiete, darunter Völkerkunde, Botanik und Astronomie.

Unter der Anleitung Cooks vervollkommnete Bligh aber nicht nur seine Fähigkeiten als Navigator, Wissenschaftler und Kartograph, sondern lernte auch viel über dessen Methoden bei der Führung des Schiffes. Cook wusste, dass der Erfolg einer Reise nicht nur von guter Seemannschaft und exakter Navigation abhing. Auch die Mannschaft bedurfte der Fürsorge sowie regelmäßiger und intensiver Aufmerksamkeit. Cook hielt an Bord strenge Disziplin, doch war er im Gegensatz zu manch anderem Kommandanten der Royal Navy kein tyrannischer Schinder. Obgleich er nicht vor dem Einsatz der Peitsche zurückscheute, achteten ihn die Männer für seine Bemühungen um ihr Wohlergehen. Zugleich unternahm Cook große Anstrengungen, um seine Besatzung bei guter Gesundheit zu erhalten. Er hatte nicht nur Sauerkraut und Zitronensaft gegen den gefürchteten Skorbut an Bord, sondern achtete ebenso darauf, dass die Seeleute sich und ihre Kleider regelmäßig wuschen. Zudem ließ er die Seeleute auf dem Oberdeck tanzen, damit sie sich körperlich fit und bei Kräften hielten. Dies und vieles andere machte sich Bligh zu eigen.

Die BOUNTY war sein Schicksal

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