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Ein junger Protegé: Fletcher Christian

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Seit 1784 wohnte Bligh mit seiner Familie im Londoner Stadtteil Lambeth auf dem südlichen Themseufer. Fast dreißig Jahre lang lebte er hier in einem bescheidenen, aber eleganten Haus.

1786 lernte Bligh Fletcher Christian kennen, einen jungen Seemann aus einer vornehmen, aber verarmten Familie. Dieser hatte darum gebeten, eine Reise an Bord von Blighs Schiff BRITANNIA machen zu dürfen, weil er seemännische Erfahrung sammeln wolle. Er erklärte sich sogar bereit, auf seine Heuer zu verzichten, „solange er mit den Gentlemen essen dürfe“. Fletcher Christian war Bligh als vielversprechender junger Mann von einem anderen Kapitän empfohlen worden. Tatsächlich erwies er sich schon bald als tüchtiger Seemann.

Die Vorfahren des am 25. September 1764 geborenen Fletcher Christian stammten von der Isle of Man, hatten sich aber im 17. Jahrhundert in England niedergelassen. Zu seinen engeren Verwandten gehörten zwei Bischöfe und drei Parlamentsabgeordnete. Zu den Freunden der Familie zählte der berühmte englische Dichter William Wordsworth. Fletchers Eltern Charles und Ann Christian hatten insgesamt zehn Kinder, von denen aber nur sechs überlebten. Seine älteren Brüder John und Edward hatten in Cambridge Jura studiert, doch nach dem Tod des Vaters 1768 war die Familie in Schulden geraten, sodass Fletcher seinen Brüdern nicht auf die Universität folgen und ebenfalls eine akademische Karriere einschlagen konnte. Stattdessen trat er in die Royal Navy ein, das traditionelle Auffangbecken für jüngere Söhne aus angesehenen, aber verarmten Familien. 1783 war Fletcher Christian als Midshipman auf der Fregatte EURYDICE auf seine erste Seereise nach Ostindien gegangen, wo er bereits nach einem Jahr zum diensttuenden Leutnant ernannt worden war. Doch in Friedenszeiten waren Stellen als Midshipman rar, sodass Fletcher Christian stattdessen auf Handelsschiffen anheuerte.

Angehörige der Besatzung der BRITANNIA erinnerten sich später daran, wie sehr Bligh von dem charmanten jungen Mann eingenommen war. So sprach Fletcher Christian nach Aussage seines Bruders mit großem Respekt von Bligh, der „ihn in der Kunst der Navigation unterrichtet hätte“. Schon bald entwickelte sich zwischen beiden ein ähnlich enges Verhältnis, wie es Bligh einst mit Cook verbunden hatte. Zugleich lernte Christian aber auch die dunkle Seite von Blighs Charakter kennen. Er wusste, dass dieser „sehr leidenschaftlich sei, doch schien er [...] zu wissen, wie man ihn beruhigen könne“, erinnerte sich Fletchers Bruder Edward später.

Dank der Unterstützung Campbells war aus dem auf Halbsold gesetzten Leutnant William Bligh ein angesehener Handelsschiffskapitän mit einem ansehnlichen Einkommen geworden, das selbst den jährlichen Sold des Kommandanten eines Linienschiffs Erster Klasse um das anderthalbfache übertraf. Doch Bligh war mit ganzem Herzen Marineoffizier. Die einträgliche, aber langweilige Routine der Handelsschifffahrt konnte den Ehrgeiz und das wissenschaftliche Interesse eines Mannes, der mit Cook um die Welt gesegelt war, kaum befriedigen. Bligh war verbittert darüber, dass seine Verdienste an Bord der RESOLUTION nicht angemessen gewürdigt worden waren. Zugleich hatte er den Ehrgeiz, eine eigene Forschungsreise in den Pazifik zu führen. Daher war Bligh sehr erfreut, als ihm Anfang 1787 das Kommando über eine von der britischen Admiralität vorbereitete Expedition nach Tahiti angeboten wurde.

Die BOUNTY war sein Schicksal

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