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Im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg

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Nach der Rückkehr der RESOLUTION wurde Bligh bei den üblichen Beförderungen übergangen. Bligh hatte mit Cook seinen wichtigsten Fürsprecher verloren, andere einflussreiche Gönner besaß er nicht. Offenbar gehörten weder Leutnant Gore noch Leutnant King zu Blighs Freunden, zumindest drängten sie nicht auf seine Beförderung zum Leutnant, vielleicht verhinderten sie diese sogar. Möglicherweise machte King den Master, dessen Männer den ersten Schuss an dem verhängnisvollen Valentinstag des Jahres 1779 abgegeben hatten, für den Tod Kapitän Cooks verantwortlich. Eine vielleicht noch schlimmere Demütigung für Bligh war die Missachtung seiner Leistungen als Wissenschaftler und Kartograph. In den publizierten Berichten wurde sein beträchtlicher Beitrag zu den wissenschaftlichen Erkenntnissen der Reise nicht gewürdigt. Was Bligh besonders erzürnte, war die Tatsache, dass die von ihm gezeichneten Karten im Expeditionsbericht unter anderem Namen veröffentlicht worden waren. Verbittert notierte Bligh an den Rand seines Exemplars des von King herausgegebenen Reiseberichts: „Alle nach Kapitän Cooks entstandenen Skizzen & Tafeln sind exakte Kopien meiner Werke.“ Wenigstens erhielt er ein Honorar für seine Karten und Zeichnungen.

Auch wenn King offenbar Blighs Beförderung verhindert hatte, gab es zumindest für einen tüchtigen Sailing Master keinen Mangel an Beschäftigung, denn Großbritannien befand sich mit halb Europa im Krieg. Nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges hatte das britische Parlament beschlossen, auch die nordamerikanischen Kolonien zur Deckung der Kriegskosten heranzuziehen, weshalb ab 1764 Einfuhrzölle auf Zucker, Kaffee, Wein, Textilien und viele andere Waren erhoben wurden. Die nordamerikanischen Kolonisten, die im britischen Parlament weder Sitz noch Stimme besaßen, sahen sie durch dessen Beschlüsse ihre Rechte verletzt und lehnten die Besteuerung ab. Der Widerstand wuchs und schließlich erklärten 13 nordamerikanische Kolonien am 4. Juli 1776 ihre Unabhängigkeit. Damit eskalierte der Protest der Kolonisten zum Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg.

Von Anfang an verlief der Krieg wenig günstig für die Briten. Es fiel ihnen schwer, die militärischen Ressourcen für eine effektive Blockade der nordamerikanischen Küste und entscheidende Offensiven an Land aufzubringen. Ebenso erschwerte die große Entfernung zwischen Großbritannien und dem nordamerikanischen Kriegsschauplatz die strategische Führung des Krieges und die Versorgung der Truppen. Zudem war die Meinung über den Krieg in Großbritannien gespalten. Vor allem die liberalen Whigs zeigten Sympathie für den Freiheitskampf der Kolonisten, die für sich Freiheitsrechte in Anspruch nahmen, die man seit der Glorious Revolution von 1688 durchaus als „urbritisch“ bezeichnen konnte. Überdies trat Frankreich 1778 auf der Seite der aufständischen Kolonien in den Krieg ein, nachdem es die Rebellen bereits zuvor mit Waffen und Geld unterstützt hatte.

Zu diesem Zeitpunkt war die nach dem Siebenjährigen Krieg neu aufgebaute französische Flotte vermutlich die beste der Welt. Zum ersten Mal seit der Zeit der Armada bedrohte eine gleichstarke Flottenmacht Großbritannien. Mit großer Anstrengung gelang es, die britische Flotte zu reorganisieren, doch bewahrte nur der aggressive Kampfgeist der Briten die Royal Navy vor schweren Niederlagen zur See. Hinzu kamen strategische Fehler: Weil die Briten auf die im Siebenjährigen Krieg bewährte Strategie der engen Blockade der französischen Küste verzichteten, gaben sie faktisch die Seeherrschaft auf. Ungehindert von der Royal Navy entsandten die Franzosen Flotte um Flotte nach Amerika und Westindien.

Zugleich war Großbritannien in Europa immer weiter ins diplomatische Abseits geraten. 1779 folgte Spanien Frankreich in den Krieg gegen England. Da die Briten überdies im Kampf gegen Frankreich und Spanien nur wenig Rücksicht auf die neutrale Schifffahrt nahmen, schlossen sich die neutralen Seemächte Russland, Dänemark und Schweden 1780 zu einem Bündnis, der sogenannten „Bewaffneten Neutralität“, zusammen. Gemeinsam wollten sie ihre Interessen den Briten gegenüber notfalls auch mit Waffengewalt durchsetzen. Auf den Beitritt der Niederlande zu dieser Koalition hatte Großbritannien im Dezember 1780 seinerseits mit einer Kriegserklärung geantwortet.

Die BOUNTY war sein Schicksal

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