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Eintritt in die Royal Navy

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Erst nach dem Tod seiner Mutter begann der 15-jährige William Bligh am 27. Juli 1770 an Bord der kleinen, mit zehn Kanonen bewaffneten Sloop HUNTER tatsächlich seinen Dienst in der Royal Navy. Weil es dort keine freie Stelle als Fähnrich zur See oder Midshipman gab, wurde er als Vollmatrose in die Musterrolle eingetragen. Da in der Royal Navy im 18. Jahrhundert noch keine formalisierte Offiziersausbildung existierte, besaßen die britischen Kriegsschiffskommandanten das Recht, selbst Offiziersanwärter an Bord zu nehmen. Die amtlich festgelegte Anzahl der Midshipmen an Bord eines Kriegsschiffs reichte von zwei an Bord einer kleinen Sloop bis zu 24 auf einem Linienschiff Erster Klasse. Allerdings war es nicht ungewöhnlich, dass Kommandanten über die offizielle Zahl von Midshipmen hinaus die Söhne von Freunden und Verwandten an Bord nahmen. Diese taten, wie im Falle Blighs, zwar Dienst als Offiziersanwärter, wurden aber in den Mannschaftslisten offiziell als Able Seaman oder „Vollmatrose“ geführt, bis sie offiziell auf die Position eines Midshipman aufrücken konnten.

Wie die meisten Matrosen gingen auch die Midshipmen in der Regel im Alter von zehn bis 15 Jahren auf ihre erste Reise. Für die seemännische Ausbildung war es sicherlich von Vorteil, dass die Offiziersanwärter bereits als Jungen an Bord kamen, doch fehlte es ihnen aufgrund ihrer begrenzten Schulbildung häufig an den nötigen mathematischen Kenntnissen für die komplizierten navigatorischen Berechnungen. Wie die einfachen Seeleute erwarben auch die angehenden Marineoffiziere ihre beruflichen Kenntnisse in erster Linie durch praktische Erfahrung auf See. Sie wurden als Unteroffiziere eingesetzt und mussten bei den Segelmanövern nicht nur die Aufsicht führen, sondern auch an der Seite der Mannschaft arbeiten.

Wie die übrigen Offizierswärter galt auch Bligh als „junger Gentleman“. Er wohnte in der Kadettenmesse und tat Dienst als Fähnrich zur See. Von den Eltern der Offiziersanwärter wurde erwartet, dass sie die notwendige Ausrüstung bezahlten und ihre Söhne auch finanziell unterstützten. Die Grundausstattung bestand unter anderem aus Uniformen, Bettzeug, Büchern und Navigationsinstrumenten; all das musste in eine Seekiste passen.

Wie für die meisten Seeleute und Offiziersanwärter wird auch für William Bligh der Eintritt in die Royal Navy mit einem Schock verbunden gewesen sein. Unvermittelt wurde er mit einer neuen, fremden Lebensrealität konfrontiert. Oft werden die britischen Kriegsschiffe des 18. Jahrhunderts als schwimmende Hölle geschildert, bemannt von zum Dienst gezwungenen Seeleuten, die in ständiger Furcht vor ihren sadistischen Offizieren lebten. Obwohl dieses Bild stark überzeichnet ist, war das damalige Leben an Bord nach heutigen Maßstäben unvorstellbar hart. Der Seemannsberuf verlangte Kraft, Widerstandsfähigkeit und eine eiserne Konstitution. Der Tod war auf See ein ständiger Begleiter, und selbst in Kriegszeiten starben mehr Seeleute an Krankheiten und Unfällen als im Gefecht.

Die BOUNTY war sein Schicksal

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