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Cooks Tod

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Von Anfang an stand Cooks dritte Reise unter keinem guten Stern: Schäden am Schiff und an der Takelage, die auf mangelhafte Werftarbeit in England zurückzuführen waren, verzögerten die Fahrt. Erst im August 1777 erreichten die RESOLUTION und die DISCOVERY die Insel Tahiti. Da es zu spät war, um noch im selben Jahr die nordamerikanische Pazifikküste zu erkunden, ging Cook im Pazifik auf Entdeckungsreise. Im Januar 1778 sichteten die beiden Schiffe die Hawaii-Inseln. Die RESOLUTION und die DISCOVERY blieben aber nur kurz, um ihre Vorräte zu ergänzen. Bereits am 2. Februar 1778 verließ Cook Hawaii wieder, um nach der Nordwestpassage zu suchen.

Gut einen Monat später, am 6. März, sichtete der Ausguck die nordamerikanische Küste, doch aufgrund des schlechten Wetters konnte Cook erst Ende April mit der Erkundung der Küste beginnen. Am 9. August 1778 erreichten die RESOLUTION und die DISCOVERY die Beringstraße, wo ihnen aber eine Eisbarriere die Weiterfahrt verwehrte. Um die Schiffe zu überholen und seinen Männern ein wenig Ruhe zu gönnen, beschloss Cook, zu den Hawaii-Inseln zurückzukehren. Als Ausgangspunkt für weitere Erkundungen benötigten die Schiffe einen sicheren Ankerplatz. Cooks Wahl fiel schließlich auf die Kealakekua-Bucht im Westen Hawaiis. Am 16. Januar 1779 schrieb Cook in sein Journal: „Am Abend kehrte Mr. Bligh zurück und berichtete, er habe eine Bucht gefunden, die einen guten Ankerplatz bietet und einen einigermaßen leichten Zugang zu Frischwasser.“ Es war sein letzter Logbucheintrag vor seinem Tod.

Am 17. Januar 1779 gingen die RESOLUTION und die DISCOVERY in der Kealakekua-Bucht vor Anker. Der Empfang durch die Hawaiianer war überwältigend. Sie glaubten, Cook sei niemand anderer als ihr Gott Lono, der mit seinen magischen Kanus über das Meer gekommen war. Allerdings verstanden die Hawaiianer nicht, weshalb Lono und seine Männer so geizig mit Geschenken waren – vor allem mit Gegenständen aus Eisen, die auf den polynesischen Inseln, wo Metall unbekannt war, großen Wert besaßen. Und so nahmen sich die Hawaiianer, was sie nicht geschenkt bekamen. Sie schwammen nachts hinaus, um die Nägel aus den Schiffsrümpfen zu ziehen. Doch auch diese Diebstahlversuche konnten die Freundschaft zwischen Briten und Hawaiianern nicht ernsthaft trüben. Nachdem die englischen Seeleute die Schiffe überholt hatten, verließen die RESOLUTION und die DISCOVERY am 4. Februar 1779 die gastliche Insel. Doch schon wenig später tauchten die Schiffe erneut in der Kealakekua-Bucht auf. Drei Tage nach dem Auslaufen war in einem Sturm der Fockmast der RESOLUTION gebrochen.

Die Hawaiianer waren von Cooks Rückkehr alles andere als begeistert. Bei ihrem ersten Besuch hatten die englischen Seeleute fast die gesamten Vorräte der Insulaner verbraucht. Zugleich fühlten sich die Hawaiianer betrogen. Anfänglich hatten sie Cook und seine Männer für Götter gehalten, doch mit der Zeit hatte sich gezeigt, dass auch sie nur gewöhnliche Sterbliche waren. Rasch bemerkten die Briten die veränderte Stimmung: Die an Land arbeitenden Männer wurden mit Steinen beworfen, und auch die Zahl der Diebstähle nahm zu.

Cook war angesichts des veränderten Verhaltens der Hawaiianer ratlos. Trotz seines aufrichtigen Interesses und seiner umfangreichen ethnologischen Beobachtungen war ihm ein tieferer Einblick in diese den Europäern so fremde Denk- und Lebensweise verwehrt geblieben. Auch nach zehn Jahren intensiver Erforschung des Pazifiks berührten seine Kenntnisse der polynesischen Kultur und Denkweise nicht viel mehr als die Oberfläche.

Als Cook am Morgen des 14. Februar 1779 gemeldet wurde, dass die Eingeborenen während der Nacht ein Boot gestohlen hätten, war seine Geduld erschöpft. Er beschloss, einen der Häuptlinge als Geisel zu nehmen, um auf diese Weise die Rückgabe des Bootes zu erpressen. Auch einem Kampf wollte er nicht aus dem Wege gehen. Er befahl Bligh, mit vier Booten den Zugang zur Bucht abzuriegeln. Sollten Eingeborene versuchten, die Sperre zu durchbrechen, hatte Bligh die Erlaubnis, dies notfalls auch mit Waffengewalt zu unterbinden.

Die Situation war brisant, die Nerven der englischen Seeleute zum Zerreißen gespannt. Und so kam es, wie es kommen musste. Als sich ein Kanu den Booten näherte, folgte Bligh Cooks Befehl und ließ auf die Hawaiianer schießen. Auch die anderen Boote eröffneten das Feuer; mehrere Insulaner wurden getötet.

Unterdessen war Cook in Begleitung einiger Seesoldaten unter Führung ihres kommandierenden Offiziers, des Leutnants der Marineinfanterie Molesworth Phillips, an Land gegangen. Er war mit einer zweiläufigen Muskete bewaffnet, deren einen Lauf er mit Schrot, den anderen mit einer Kugel geladen hatte. Zunächst sah es so aus, als ob Cooks Plan glücken würde. Er war bereits in Begleitung des Häuptlings Kalei'opu'u auf dem Weg zum Strand, als ihm plötzlich ein bewaffneter Krieger den Weg versperrte. Cook feuerte zur Warnung die Schrotkugeln ab, die den Mann aber kaum verletzen konnten. Als die Hawaiianer daraufhin angriffen, flohen die Marineinfanteristen, gefolgt von ihrem Sergeant und Leutnant Phillips, zum Boot und ließen Cook allein am Strand zurück, wo er von den Insulanern erschlagen wurde. Auch der bei allen an Bord verhasste Dritte Offizier der RESOLUTION, Leutnant John Williamson, dem Cook befohlen hatte, ihn mit seinem Boot zu begleiten, ließ seinen Kommandanten im Stich. Statt diesem zu Hilfe zu eilen, entfernte er sich mit seinem Boot vom Ufer und verbot seinen Männern überdies, ihren bedrängten Kameraden mit ihren Musketen Feuerschutz zu geben. So starb der große Entdecker. In nur elf Jahren hatte James Cook auf seinen drei Forschungsreisen das Bild von der Welt um das östliche Australien, Neuseeland, unzählige südpazifische Inseln und die Küste Alaskas erweitert. Bis heute gilt James Cook zu Recht als einer der größten Seefahrer aller Zeiten.

Für Bligh war Cooks Tod ein schwerer Schlag und brannte sich tief in seine Seele ein. Er hatte nicht nur einen väterlichen Freund, sondern auch seinen wichtigsten Förderer verloren. In Blighs Augen war Leutnant Molesworth Phillips, der kommandierende Offizier der Marineinfanteristen, der wahre Schuldige am Tod des großen Entdeckers. Feige habe er Cook im Stich gelassen, lautete sein Vorwurf. Abfällig bezeichnete er Phillips als „diese Person, die während der gesamten Reise nie von wirklichem Nutzen war, oder etwas anderes tat als essen und schlafen“.

Nach Cooks Tod übernahm Kapitän Charles Clerke von der DISCOVERY das Kommando. Zunächst herrschte eine angespannte Ruhe. Doch nach wie vor befand sich der Mast der RESOLUTION an Land. Daher gab Leutnant King Bligh den Befehl, mit einigen Männern an Land zu gehen und den Mast wieder an Bord der RESOLUTION zu bringen. Doch kaum hatten Bligh und seine Männer den Mast erreicht, wurden sie von den Insulanern mit Steinen beworfen. Weil er einen Angriff befürchtete, gab Bligh den Befehl, auf die Hawaiianer zu schießen. Von den Schüssen aufgeschreckt, ging Leutnant King an Land und erreichte wenig später den Kampfplatz, wo er den englischen Seeleuten sofort befahl, das Feuer einzustellen. Anschließend wurde ein Waffenstillstand vereinbart.

Doch das war noch nicht das Ende des Blutvergießens. Nachdem ein Hawaiianer, der Cooks Hut auf dem Kopf trug, die RESOLUTION von einem Kanu aus mit Steinen beworfen und die Briten verhöhnt hatte, gingen einige Seeleute an Land, brannten ein Dorf nieder, enthaupteten zwei Hawaiianer und hängten die abgeschlagenen Köpfe weithin sichtbar an die Rahen.

Es gelang Kapitän Clerke schließlich, einige Teile der von den Hawaiianern zerstückelten Leiche Cooks zurückzubekommen, die er feierlich auf See bestatten ließ. Nach einem weiteren erfolglosen Versuch, die Nordwestpassage zu finden, gab Clerke den Befehl zur Rückreise. Noch während der Heimfahrt starb er an einer Krankheit. Nach Clerkes Tod fiel der Befehl über die Expedition an den Ersten Offizier der RESOLUTION, Leutnant John Gore, während Leutnant James King, der Zweite Offizier der RESOLUTION, das Kommando über die DISCOVERY übernahm. Nach einer vier Jahre und drei Monate dauernden Reise gingen die RESOLUTION und die DISCOVERY schließlich am 4. Oktober 1780 auf der Themse vor Anker.

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