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Catrudag, 1. Trideade im Trollmond/347 nGF

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Kampf

Was tun wir, bevor wir uns entscheiden, zu kämpfen?

Dies ist die erste und grundlegende Frage und die Antwort ist einfach: Wir wägen ab, ob und wofür es sich zu kämpfen lohnt.

Der Waldläufer hatte diese Hürde bereits genommen. Thorn Gandir wusste, wofür es sich zu kämpfen lohnt, doch, bei der Treue zu meinem Herrn, er hatte keine Ahnung, auf welchem Boden sich ein Kampf wie dieser austragen ließ. Er wusste weder, was genau jener wohlgestaltete Begriff der Ordnung beinhaltet, in dessen Namen sich alle sonnten, die dem Licht zugetan waren, noch wusste er, ob jene, die auf seiner Seite standen, tatsächlich ein hehres Ziel verfolgten oder ihm wohlgesinnt waren.

Nein, Thorn kannte den Boden nicht, auf dem er sich dazu hinreißen ließ, nach seinem Schwert zu greifen und in den Kampf gegen das Chaos zu ziehen.

Die Ordnung hatte und hat längst nicht so lichte Aspekte, wie sie sich gemeinhin darstellt. Sie ist längst nicht so gesetzestreu, wie ihr Name es so vehement zum Ausdruck bringt.

Aber beides, Chaos und Ordnung, waren uns damals sinnleere Begriffe und ich will mir nicht schon zu Beginn meiner Reflektionen den Verstand mit haltlosen Gedanken über die beiden Urmächte vernebeln. Thorn Gandir hatte gelebt, geliebt und gelitten und machte das Chaos für all sein Leid verantwortlich. So jedenfalls hat er sich mir offenbart.

Was aber wissen wir über Menschen, die sich wie Gandir dem Kampf für die Liebe und gegen den Tod widmen? Was wissen wir über die, die das Chaos in seiner lebensverachtenden Natur ablehnen?

Nun ja, wir wissen, dass sie vor allem eine Sache für sich in Anspruch nehmen: Die Erkenntnis, dass das Gute bewahrt und das Böse vernichtet werden muss.

Und wie gelangen sie zu jener Gewissheit?

Sie alle haben irgendwann einmal geliebt. Und jeder von ihnen glaubte, erkannt zu haben, dass sich in der Liebe das Gute dieser Welt widerspiegelt.

Ich behaupte wiederum, dass die Liebe uns auf uns selbst und unsere Bedürfnisse zurückwirft und dass sie deshalb als gefährlich eingestuft werden muss. Ich behaupte damit nicht, dass die Liebe schlecht oder falsch ist. Doch sie ist heimtückisch und jeder, der in ihrem Namen kämpft, ist ein Sklave seiner Gefühle, ein Handlanger seiner naturgegebenen Neigung, glücklich zu sein. Der Waldläufer beweist es uns. Vom Anbeginn der Geschichte wird er von egomanischen Motiven gesteuert – von dem Sinnen auf die Rettung seiner geliebten Elfe, dem Wunsch, mit ihr ein friedliches Leben zu leben, von dem Bedürfnis, sich für ihren Tod zu rächen, dem Drang, seinem ganz persönlichen Dasein einen ganz besonderen Sinn zu verleihen, indem er sich als Held der Ordnung zu etablieren gedenkt.

Ich will hier nicht den Wert des Waldläufers schmälern oder seinen guten Willen verunglimpfen. Ich weiß besser als die meisten, wozu Thorn Gandir fähig war oder was er geleistet hat. Ich sehe mich lediglich dazu angehalten, mir ein paar essenzielle Fragen zu stellen, die mich noch lange und nachdrücklich verfolgen werden …

Das Valianische Imperium ist – wie könnte man es treffend formulieren? – „sauber“. Manch einer hält viel von geordneten Systemen wie diesem und legt gesteigerten Wert auf Disziplin, wie sie sich in der Struktur des valianischen Militärs und im Gewand des Senats präsentiert. Thorn nicht, was ihn in meinen Augen sympathisch macht. Seine Suche nach dem höchsten Gut mag zwar die Herrschaft der Ordnung zum Ziel haben, doch die Ordnung selbst entspricht nicht dem Wesen des Waldläufers. Thorn interessiert vor allem eines: Er will, dass die Wesen unserer Welt einander lieben. Ein ehrvolles Begehr, wie man meinen möchte. Und dabei will ich es vorerst auch belassen. Ich belasse es bei der Feststellung, dass Thorn Gandir am Beginn eines Kampfes stand, der einen Sieg der Ordnung bezweckte. Und zwar aus dem einfachen Grund, weil er dachte, die Macht der Ordnung gewährleiste den Fortbestand des Lebens und damit den Sieg der Liebe über den Tod.

Chroniken von Chaos und Ordnung. Band 1 und 2

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